LemaS-Tagung: Potenzialförderung in der Schullandschaft verankern

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FRANKFURT. Mit der Jahrestagung an der Goethe-Universität Frankfurt in dieser Woche hat das bundesweite Forschungs- und Schulentwicklungsprojekt „Leistung macht Schule“ (LemaS-Transfer) seine diesjährige Reihe regionaler Veranstaltungen abgeschlossen. Unter dem Motto „Wissen multiplizieren – Transfer gestalten – Potenziale fördern“ kamen rund 130 Schul- und Landesmultiplikatorinnen und -multiplikatoren aus über 40 Schulnetzwerken der fünf Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland zusammen – gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Bildungsadministration und Politik. Ziel war es, die Potenzialförderung dauerhaft in der Breite der Schullandschaft zu verankern.

Wachstumsimpuls. (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

Zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung richteten Bundesbildungsministerin Karin Prien und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Simone Oldenburg, digitale Grußworte an die Teilnehmenden. Beide betonten die Relevanz des Projekts für das gesamte Bildungssystem. Prien erklärte, „Leistung macht Schule“ stehe für die zentrale Idee, Kindern und Jugendlichen Räume zu eröffnen, in denen sie ihre Potenziale bestmöglich entfalten können. Oldenburg unterstrich: „Alle Kinder haben – unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialem Status – das Recht auf eine persönliche und anspruchsvolle Förderung. ‚Leistung macht Schule‘ ist ein klares Zeichen für die Wertschätzung und Notwendigkeit von Vielfalt und Begabung.“

Die wissenschaftliche Leitung übernahmen Prof. Dr. Barbara Asbrand (Goethe-Universität Frankfurt) als Leiterin des Regionalzentrums Mitte-West und Prof. Dr. Gabriele Weigand (Pädagogische Hochschule Karlsruhe) als Verbundkoordinatorin von LemaS-Transfer. Beide betonten in ihrer Eröffnung die Bedeutung der länderübergreifenden Zusammenarbeit: Der Austausch über Konzepte, Erfolge und Herausforderungen der Potenzialförderung sei entscheidend, um die Erfahrungen aus einzelnen Bundesländern in die bundesweite Schulentwicklung einzubringen.

Den inhaltlichen Auftakt bildete die Keynote von Prof. Dr. Anke Langner (Technische Universität Dresden) und Schulleiterin Maxi Hess (Universitätsschule Dresden). Sie zeigten am Beispiel ihres Schulversuchs, wie individuelle Lernwege, kooperative Lernsettings und neue Formen der Leistungsbewertung konkret umgesetzt werden können. Prof. Langner erklärte: „Durch die grundlegende Ausrichtung auf die Begleitung und Unterstützung individueller Entwicklungswege sowie die Nutzung spezifischer Instrumente der Lernprozessbegleitung wird es an der Universitätsschule Dresden möglich, die vielfältigen Begabungen der Schüler:innen sichtbar zu machen und darauf aufbauend gezielte Lern- und Förderprozesse zu gestalten. Wir können zeigen, dass eine grundlegende Neuausrichtung von Schule gelingen kann – was sich auch in den Leistungen unserer Absolvent:innen widerspiegelt.“

Die Keynote diente zugleich als Anstoß für Diskussionen über die Frage, wie schulische Strukturen bundesweit verändert werden müssen, um individuelle Förderung systematisch zu ermöglichen.

“Unser hauptsächliches Ziel war es, Lehrkräfte aus verschiedenen Ländern miteinander ins Gespräch zu bringen”

Am Nachmittag des ersten Tages stand der kollegiale Austausch im Mittelpunkt. In insgesamt 19 Workshops arbeiteten Teilnehmende aus fünf Ländern zu Themen wie Transferarbeit, Netzwerkarbeit und Schulentwicklung. Vertreten waren unter anderem Dr. Jürgen Flender (Hessen) und Lukas Götz (Baden-Württemberg), die landesspezifische Instrumente im Kontext von „Leistung macht Schule“ vorstellten. Anja Frühwirth, Schulleiterin der UNESCO-Grundschule Würzburg-Heuchelhof, präsentierte, wie sie LemaS-Ansätze mit dem Startchancen-Programm verbindet.

Prof. Asbrand betonte im Rückblick: „In der Arbeit mit den Multiplikator:innen haben wir immer wieder festgestellt, wie wichtig der persönliche Austausch ist. Deshalb haben wir die Jahrestagung als Präsenzveranstaltung durchgeführt. Unser hauptsächliches Ziel war es, Lehrkräfte aus verschiedenen Ländern miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Rückmeldungen zeigen, dass sie den Austausch als sehr bereichernd erlebt haben.“

Der zweite Tag war den sogenannten Inhaltsclustern (IC) gewidmet. In neun praxisnahen Workshops arbeiteten die Teilnehmenden zu den Schwerpunkten fachübergreifende Schul- und Unterrichtsentwicklung (IC2), MINT (IC3) sowie Sprachen (IC4). Dabei ging es um die Frage, wie sich die entwickelten Konzepte in Unterricht und Schulalltag integrieren lassen und wie wissenschaftliche Erkenntnisse wirksam in die Praxis übersetzt werden können. Nach einem Jahr überwiegend digitaler Zusammenarbeit bot das Treffen in Frankfurt die Möglichkeit zur persönlichen Begegnung und zum intensiven fachlichen Austausch. Viele Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, um neue Kooperationen zwischen Schulen und Landesinstituten zu initiieren.

Mit der Tagung in Frankfurt endete die diesjährige Reihe der regionalen LemaS-Jahrestagungen, die zuvor bereits an der Universität Münster, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Rostock stattgefunden hatte. Insgesamt kamen bundesweit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus über 100 Schulnetzwerken zusammen, um gemeinsam mit Wissenschaft, Bildungsadministration und Politik die Potenzial- und Begabungsförderung dauerhaft im deutschen Schulsystem zu verankern. News4teachers 

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