Bildungskonferenz – Wende verschiebt geplante Schulreform

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KIEL. Was passiert, wenn alle bei der Schulpolitik mitreden dürfen? Dieses «Experiment» startete Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Wende an diesem Wochenende in Kiel – mit einer großen Bildungskonferenz. Bei dem Treffen kündigte sie eine Verschiebung der Schulgesetzreform an.

Waltraud Wende, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein plant einen Schulkonsens wie ihn etwa NRW eingangen ist. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)
Waltraud Wende, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein plant einen Schulkonsens, wie ihn etwa NRW eingangen ist. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos) hat eine Verschiebung der Reform des Schulgesetzes angekündigt. Die Koalition habe den Zeitplan für die Schulgesetzgebung verschoben, weil sie den Dialog ernst nehme und Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehe, sagte Wende am Sonnabend bei einer Bildungskonferenz mit 130 Teilnehmern in Kiel. Die Ergebnisse aus dem Dialog sollten in eine Schulgesetzänderung einfließen, die zum Schuljahr 2014/15 in Kraft treten könne.

Laut Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und SSW sollte ein neues Schulgesetz eigentlich ein Jahr früher gültig werden. Bei dem ursprünglichen Zeitplan sei klar gewesen, «dass wir bei der Schnelligkeit Fehler machen würden, und das neue Schulgesetz soll ja nun ein paar Jahre Bestand haben», sagte Wende.

Wende lobte die konstruktive und offene Atmosphäre bei der Bildungskonferenz. «Es sind Leute zusammen an einen Tisch gekommen, die sonst nicht unbedingt miteinander reden. Das ist schon einmal ein gutes Ergebnis», sagte Wende bei dem Treffen. Zu der Konferenz in einer Gemeinschaftsschule waren rund 130 Bildungsakteure des Landes gekommen, darunter Fachleute, Lehrer- und Elternvertreter sowie Politiker. Sie diskutierten in vier Workshops und dann mehreren kleinen Arbeitsgruppen von acht bis zehn Teilnehmern etwa über Lehrerausbildung, Sinn von Schulnoten und die Zukunft von Regionalschulen.

Die Bildungskonferenz sei als Auftakt gedacht, betonte die Ministerin. In den kommenden zwei bis drei Monaten solle der Dialog in Arbeitsgruppen weitergehen. Mögliche Themen seien zum Beispiel die künftige Ausbildung von Lehrern im Land sowie Inklusion. Neben offenen Fragen etwa zur Schulartempfehlung oder Notengebung seien bestimmte Pfeiler für die künftige Schulpolitik aber gesetzt, betonte Wende. Fest steht demnach, dass es ein Zwei-Säulen-Schulsystem geben soll: mit Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Am Ende werde es die Koalition sein, die die Entscheidungen treffe, «und wir werden dabei nicht alle glücklich machen, aber wir wollen möglichst viele an dem Prozess beteiligen», sagte die Ministerin.

Bei vielen Teilnehmern herrschte große Zufriedenheit über offene Gespräche. «Ich hoffe aber, dass einige Punkte schnell entschieden werden, noch bevor das neue Schulgesetz gilt», sagte etwa Astrid Henke, Vize-Vorsitzende der GEW in Schleswig-Holstein. Vertreter der Opposition sprachen dagegen von «Enttäuschung», weil ihrer Ansicht nach zu wenige Parteienvertreter eingeladen waren, um an den vielen einzelnen Arbeitsgruppen teilnehmen zu können. dpa

(8.9.2012)

Zum Bericht: „Großer Bildungsgipfel in Kiel – Gerede oder Dialog?“

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