Knochen vom Schurken bei Shakespeare lagen unter einem Parkplatz

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LEICESTER. Bei Shakespeare ist er ein übler Bösewicht: Richard, Herzog von Gloucester – hässlich und missgebildet – lässt seinen Bruder ermorden, um König von England werden zu können. Die Knochen des echten Richard III. wurden jetzt identifiziert. Sie lagen unter einem Parkplatz.

Saß nur zwei Jahre auf dem englischen Thron: König Richard III. Foto Wikimedia Commons
Saß nur zwei Jahre auf dem englischen Thron: König Richard III. Foto Wikimedia Commons

Jahrhunderte lang galten die Gebeine von König Richard III. als verschollen. Jetzt haben Wissenschaftler die Knochen identifiziert – sie lagen unter einem Parkplatz. Werden sich nun die Rätsel um den berüchtigten englischen Monarchen klären?

Ein unter einem Parkplatz im britischen Leicester entdecktes Skelett gehört Forschern zufolge dem englischen König Richard III.. Die über 500 Jahre alten Gebeine des berüchtigten Herrschers haben Wissenschaftler der Universität Leicester identifiziert. «Wir können ohne Zweifel feststellen, dass es sich bei dem Skelett um Richard III. handelt», sagte Chef-Archäologe Richard Buckley. Die Knochen waren im vergangenen gefunden worden, nachdem unter anderem Hobby-Archäologen jahrelang gegen Widerstände gekämpft hatten, dort danach zu graben.

«Heute wird Geschichte geschrieben, und wir sind Zeugen», sagte der Chef-Archivar der Uni Leicester, Richard Taylor. Mehr als 140 Journalisten aus aller Welt waren zur Präsentation der Ergebnisse gekommen. Die Uni Leicester hatte unter anderem mit einem Fernsehsender zusammengearbeitet und großes Medieninteresse an der Geschichte geweckt.

Richard III. regierte nur zwei Jahre, wurde aber unter anderem durch das gleichnamige Bühnenstück von William Shakespeare weltberühmt. Seine Gebeine galten Jahrhunderte lang als verschollen.

DNA-Vergleiche mit einem Nachkommen

Die Beweise, die das Team aus Archäologen, Historikern, Biologen, DNA-Experten und anderen Forschern zusammengetragen haben, ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um Richard handle, erklärte Taylor. Zu den wichtigsten Erkennungsmerkmalen gehörten Hinweise auf eine Wirbelsäulenverkrümmung, die durch eine Sklerose ausgelöst worden war. Außerdem wurde ein Nachkomme ausfindig gemacht – ein in London lebenden Tischler, der in der 16. Generation auf Anne of York, die Schwester Richards III., zurückgeht – und DNA-Vergleiche angestellt.

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Der König war 1485 in der Schlacht von Bosworth im Alter von 32 Jahren gestorben. Sein Tod beendete die Rosenkriege um den Thron Englands und wird häufig als Zeitpunkt für das Ende des Mittelalters in Großbritannien gewertet. Er war der letzte König der Plantagenet-Dynastie. Nach ihm übernahm mit Heinrich VII. der erste Vertreter der Tudor-Dynastie die Herrschaft.

Richard III. wurde häufig als brutaler und entstellter Despot dargestellt, der selbst vor Mord an Familienmitgliedern nicht zurückschreckte. Bei Shakespeare lässt er seine Neffen töten, um seine Herrschaft zu sichern. Heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass sein schlechter Ruf Teil einer Schmutzkampagne der Tudor-Herrscher gegen ihn war. Der Fund könnte helfen, sein wahres Leben zu rekonstruieren, wie Philippa Langley von der Richard-III-Society erklärte.

An seiner Rolle in der Weltliteratur wird das wenig ändern. „A Horse! A Horse! My kingdom for a horse!“, schreit der dem Tode geweihte Schurke verzweifelt über das Schlachtfeld; in den Wahnsinn getrieben schneidet er sich selbst die Kehle durch.

Die Experten untersuchen das Skelett noch weiter. Vermutlich Anfang 2014 sollen die Gebeine dann in die Kathedrale von Leicester gebracht werden. In der Nähe des Fundortes soll ein Besucherzentrum entstehen. News4teachers / mit Material von dpa

(4.2.2013)

Hier gibt es Unterrichtsmaterial zu Shakespeares Richard III.

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