FAZ-Herausgeber Kaube diskutiert die Bildungspolitik in Deutschland im Theater Essen

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ESSEN. Wie orientierungslos ist unsere Bildungspolitik? Wie ist es um die Chancengleichheit für unseren Nachwuchs bestellt? Und welche Bildung wollen wir überhaupt? – Die nächste „Lesart“ am Dienstag, dem 5. Mai ab 20 Uhr im Café Central des Essener Grillo-Theaters beschäftigt sich mit diesen Fragen. An der Diskussion, die unter dem Titel „Bildungsreform – eine unendliche Debatte“ steht, beteiligen sich die beiden Sachbuch-Autoren und Journalisten Marco Maurer und Jürgen Kaube sowie Prof. Nicolle Pfaff von der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen. Die Moderation übernimmt Christian Rabhansl vom Deutschlandradio Kultur.

Kenner des Bildungssystems: Jürgen Kaube. Foto: privat
Kenner des Bildungssystems: Jürgen Kaube. Foto: privat

Maurer stellt sein Buch „Du bleibst, was Du bist. Warum bei uns immer noch die soziale Herkunft entscheidet“ vor. Darin zeichnet er das Bild eines zutiefst ungerechten Landes: Von 100 Akademikerkindern schaffen 71 den Sprung auf die Universität, von 100 Nichtakademiker-Kindern nur 24. Diese Zahlen seien das Resultat einer sozialen Auslese, denn immer noch halte sich das Vorurteil, die Intelligenz von Kindern habe etwas mit ihrer sozialen Herkunft zu tun. Dass Maurer weiß, worüber er schreibt, zeigt seine eigene Vita: 1980 als Sohn einer Friseurin und eines Kaminkehrers geboren, wuchs er in einem kleinen Dorf in Bayerisch-Schwaben auf. Nach einer Lehre als Molkereifachmann holte er sein Abitur auf einem Kolleg nach, studierte und startete auf der Deutschen Journalistenschule in seinen Traumberuf Journalismus. Heute ist er unter anderem Autor für die „Zeit“, die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk. Seine Reportagen wurden mehrfach prämiert.

Auch Jürgen Kaube, Jahrgang 1962, zählt zu den Top-Journalisten dieses Landes und ist ein ausgewiesener Kenner des hiesigen Bildungswesens. In seinem Buch „Im Reformhaus. Zur Krise des Bildungssystems“ attestiert er der deutschen Bildungspolitik Kurzatmigkeit und Reformeifer. Kaum ein Jahr vergehe, ohne dass die Kultusministerien umfangreiche Richtlinien und Erlasse verabschiedeten und deren prompte Umsetzung einklagten. Mittlerweile werde das Abitur als Instrument der sozialen Chancenverteilung betrachtet, wodurch die Schule unter enormen Erwartungsdruck gerate. Kaubes Meinung nach schreitet auch an den Hochschulen die Bürokratisierung im Zuge des Bologna-Prozesses voran: Kommissionen werden berufen, die evaluieren und akkreditieren, und die Höhe der eingeworbenen Drittmittel entscheidet über akademische „Exzellenz“. Doch allmählich beginne man auch, die Erhebungen der Pisa-Studie und die Folgen des Bologna-Prozesses zu hinterfragen.

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Jürgen Kaube studierte zunächst Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte, im Anschluss daran Wirtschaftswissenschaften. 1999 trat er in die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein, wo er unter anderem als Ressortleiter für die Geisteswissenschaften und für Neue Sachbücher zuständig war. Seit dem 1. Januar 2015 ist er Mitherausgeber der FAZ.

Deutschlandradio Kultur zeichnet das Gespräch auf und wird es am Samstag, dem 9. Mai von 11:05 bis 12:00 Uhr (in Essen auf UKW 96,5 MHz) senden. Eintritt: 8 Euro, Kartenvorverkauf:  TicketCenter der Theater und Philharmonie Essen, II. Hagen 2, 45127 Essen, Tel.: 0201/81 22-200 und Buchhandlung Proust, Am Handelshof 1, 45127 Essen, Tel. 0201/ 839 68 40, info@buchhandlung-proust.de

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