Armloser Weltklasse-Hornist Klieser: „Mein Lehrer hat nicht an mich geglaubt“

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OSNABRÜCK. Der armlose Hornist Felix Klieser hat sich mit viel Ehrgeiz und Disziplin an die Weltspitze geübt. In der Familie wurde „nicht mal Blockflöte gespielt“.

Eine professionelle Karriere des ohne Arme geborenen Hornisten Felix Klieser hat selbst sein eigener Lehrer für ausgeschlossen gehalten. „Meine Eltern glaubten an mich, aber mein Lehrer nicht“, sagte der 24-Jährige der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Als Hobby sei es ja ganz lustig, aber ich sollte mir mal einen anderen Beruf suchen, war seine Einstellung. Niemand hat mich ernst genommen. Alle fanden es lustig und nett. Vielleicht hat mich das erst recht angespornt.“

Hat sich durchgekämpft: Der Hornist Felix Klieser. (Foto: Steven Haberland)
Hat sich durchgekämpft: Der Hornist Felix Klieser. (Foto: Steven Haberland)

Warum er im Alter von vier Jahren ausgerechnet das schwierige Horn als Instrument ausgewählt hat, sei für ihn „ein spannendes Rätsel“, sagte Klieser weiter. „Die Erinnerung, es zu wollen, habe ich noch im Kopf, woher ich den Wunsch hatte, weiß ich nicht. In meiner Familie hat keiner etwas mit Musik am Hut. Nicht mal Blockflöte wurde gespielt. Ich weiß auch nicht, wo ich das Horn zum ersten Mal gesehen oder gehört habe. Meine Eltern können sich das auch nicht erklären.“

An die Weltspitze habe er es nur mit eiserner Disziplin geschafft. „Ich habe nicht sehr viele Stärken in meinem Leben“, sagte Klieser. „Die einzige Stärke ist, dass ich sehr ehrgeizig bin, vielleicht manchmal zu ehrgeizig. Mir wird nicht so schnell langweilig. Ich kann Dinge tausendmal tun, ohne zu verzweifeln. Und irgendwann klappt es dann eben. Manchmal muss man so lange auf die Dinge einprügeln, bis sie funktionieren.“

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Jede Gelegenheit nutze er zum Üben, sagte Klieser. „In Hotels übe ich viel, weil man dort ja auch viel Zeit verbringt. Da bin ich schmerzbefreit, was die Zimmernachbarn angeht. Wenn man nach fünf Minuten aufgefordert wird aufzuhören, hat man wenigstens für fünf Minuten geübt. Oft versuche ich es dann eine halbe Stunde später noch einmal, bis wieder jemand klopft. Ich bin aber auch sehr flexibel. Ich würde sogar das Horn mit auf die Toilette nehmen, wenn es sein muss.“

Auch auf seine Ernährung achtet der 24-Jährige sehr genau: „Wenn ich etwas sehr Saures esse, ist mein Körpergefühl auf den Kopf gestellt. Ich habe nicht mehr im Gefühl, wie viel Spannung ich im Körper habe. Vor Konzerten vermeide ich deshalb zu süße, salzige, saure und scharfe Speisen. Das könnte übel enden.“

Seine Kindheit sei von Normalität geprägt gewesen, betonte der in Hannover lebende Hornist. „Ich komme vom Dorf. Dort habe ich mit den anderen Kindern gebolzt, gerauft, Briefkästen in die Luft gesprengt und anderen Schabernack getrieben. Ich war wohl ein ziemlich schwer zu erziehendes Kind. Mein Klassenlehrer hat gefühlt jede Woche zu Hause angerufen, weil ich wieder Blödsinn angestellt hatte.“

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