Islamistischer Terror: Diese Folgen haben IS und Boko Haram für die Schulen

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MOSSUL/ABUJA. Terrorgruppen sind eine Katastrophe – auch für die Bildung. Die Herrschaft von islamistischen Terrorgruppen wie Boko Haram in Westafrika und dem „Kalifat“ des „islamischen Staates“ im Irak und Syrien setzen einen grausamen Teufelskreis in Gang. Erst verhindern sie systematisch den Schulbesuch unzähliger Kinder, diese Kinder radikalisieren sich aber anschließend umso leichter, weil ihnen der Zugang zu Bildung fehlt.

Laut Kinderhilfswerk Unicef hindert die islamistische Terrorgruppe Boko Haram rund eine Million Kinder daran, in Nigeria und den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad zur Schule zu gehen. Boko Haram, übersetzt heißt das in etwa „Bücher sind Sünde“, hat besonders die Bildung im Visier. Sündige Bildung ist in ihren Augen alles, was nicht mit dem Koran zu tun hat. Dazu gehört das Verständnis, dass Mädchen möglichst früh heiraten und möglichst früh Mutter werden und mit Bildung möglichst nicht in Kontakt kommen. Exemplarisch für den Hass der Terrorgruppe auf Bildung steht die Entführung von 200 Schülerinnen im April 2014, die direkt aus dem Schlafsaal ihrer Schule entführt wurde. News4teachers berichtete.

Schon bevor Boko Haram in Nigeria auftauchte, gab es dort nicht ausreichend Schulen. Durch den Terror sind mehrere Hundert Schulen geschlossen worden, wie Unicef berichtet. Die Unicef-Mitarbeiterin Ninja Charbonneau sagte dazu im Deutschlandfunk, Unicef unterstütze aktuell die Regierung dabei, Orte zu identifizieren, die relativ sicher sind. „Man muss ja relativ sagen, weil eine absolute Sicherheit gibt es nicht, aber es geht darum, Schüler umzusiedeln von den besonders gefährdeten Gebieten in etwas bessere Gebiete, damit sie dort zur Schule gehen können.“ Außerdem errichte Unicef Notschulen, zum Beispiel in den Flüchtlingscamps in Nigeria und in den Nachbarländern. Die bessere Möglichkeit sei aber, die normalen Schulen wieder zu öffnen. Diese seien bloß sehr überfüllt.

Das Logo von Boko Haram stellt den Kampf gegen Bücher in den Mittelpunkt. (Bild: „Logo of Boko Haram“ von ArnoldPlaton - Eigenes Werk, based on screenshots from here. CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)
Das Logo von Boko Haram stellt den Kampf gegen Bücher in den Mittelpunkt. (Bild: „Logo of Boko Haram“ von ArnoldPlaton/screenshots. CC BY-SA 3.0/ Wikimedia Commons)

Im Gebiet des sogenannten IS im Irak stellt sich die Situation etwas anders da. Im nordirakischen Mossul gilt seit Oktober 2015 ein neuer Lehrplan der Besatzer. Danach müssen rund 400 000 Kinder unterrichtet werden. Wie „die Welt“ berichtet, strich die Miliz Fächer wie Philosophie, Chemie und Biologie aus den Lehrplänen und führte stattdessen Scharia-Recht und den „Heiligen Krieg“ ein. Christliche Schulen mussten sich umbenennen. Für den Mathematikunterricht gibt es neue Schulbücher, die martialisch daherkommen. „Erstklässler müssen nicht nur Früchte und Tiere zählen, sondern auch Kalaschnikows, Panzer und Patronen“, schreibt die „Welt“. (Bilder dazu finden sich hier.)

Es regt sich jedoch erster Widerstand: Lehrer weigern sich, nach den Vorgaben des IS zu unterrichten, 30 der mutigen Pädagogen droht wohl jetzt ein Prozess vor dem IS-Tribunal. Auch einige Eltern schicken ihre Kinder nicht mehr zur IS-Schule. Sie haben Angst davor, dass ihren Kindern Mord und Extremismus als wichtigste Werte vermittelt werden. Ob dieser Widerstand von innen ein Problem für den IS werden könnte? Es bleibt zu hoffen. nin

Der aktuelle Aufruf von Unicef zur Hilfe für Kinder in Krisengebieten

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