POTSDAM. Vor mehr als zehn Jahren (2005) wurde die „Potsdamer Lehrerstudie“ zur Lehrergesundheit unter der Leitung von Professor Uwe Schaarschmidt veröffentlicht. Unter anderem in der Zeitschrift „Thüringer Schule“ erklärt er, wie er heute die Situation sieht. Seine Aussagen im Überblick.
Noch einmal zur Erinnerung: Nach Schaarschmidt teilt sich das arbeitsbezogene Verhalten in vier Muster ein.
• Muster G – Gesundheitsmuster, starkes, aber nicht überzogenes Engagement, Belastbarkeit, Zufriedenheit und Wohlbefinden.
• Muster S – Schonhaltung, Zurückhaltung im Engagement bei Widerstandsfähigkeit und relativer Zufriedenheit.
• Risikomuster A – übermäßige Anstrengung bei eingeschränkter Belastbarkeit und eher geringer Zufriedenheit.
• Risikomuster B – Nähe zum Burn-Out, Resignation und chronische Erschöpfung.
2005 ließen sich über 60 Prozent der untersuchten Lehrkräfte dem Risikomuster A zuordnen. Muster S war ebenfalls deutlich vertreten. Das erwünschte Muster G viel zu selten. Heute habe sich die Musterverteilung nicht wesentlich verändert, sagt Schaarschmidt. Die Risikomuster, vor allem unter den älteren Lehrkräften, sind immer noch sehr häufig. Jüngere Pädagogen neigten eher zu Muster S, abnehmend sei leider das erwünschte Muster G. Diese Befunde sollten für alle Entscheider in der Bildungsverwaltung alarmierend sein.
Psychologe Schaarschmidt hat einige Empfehlungen, wie sich die Situation verbessern lasse. Um stärker an der Motivation der Lehrkräfte zu arbeiten und die psychische Gesundheit im Lehrerberuf zu stärken, sei es notwendig, schon in der Lehrerausbildung situationsnahes Lernen einzubinden, das auf die erfolgreiche Bewältigung berufsfeldbezogener Probleme vorbereite. „Wenn Lehrerinnen und Lehrer mit Ihrem Beruf nicht zurechtkommen, ist fast immer die nicht gelingende Beziehungsgestaltung (vor allem gegenüber den Schülern) eine entscheidende Ursache.“
Im Berufsalltag sollten, nach Schaarschmidt, drei Schwerpunkte entwickelt werden:
• Der Arbeitsumfang sollte zugunsten einer Konzentration auf die Kernaufgaben reduziert werden. Schaarschmidt sieht dabei Möglichkeiten ebenso von außen – etwa durch die Bildungsverwaltung – sowie in der inneren Organisation der Schule – etwa durch geteilte Unterrichtsorganisation, die Zeit sparen helfe.
• Eine Gestaltung des Unterrichtstags, die nach Phasen der Anspannung, Möglichkeiten der Entspannung vorsieht.
• Kommunikation und Kooperation sollte – vor allem durch die Schulleitung – auf allen Ebenen gefördert werden. Soziale Unterstützung puffere erfahrungsgemäß viele Belastungen des Alltags ab.
Das Fazit, dass Schaarschmidt zieht, lautet dementsprechend: Noch immer bestehe für Lehrerinnen und Lehrer eine problematische Beanspruchungssituation. Soweit sich Veränderungen abzeichnen, stehe die Rücknahme des beruflichen Engagements im Vordergrund. Die Sensibilität und Aufgeschlossenheit für das Thema habe sich aber erfreulicherweise erhöht. Es gebe eine Reihe konkreter Unterstützungsangebote, deren Umsetzung langsam, aber stetig vorangeht. Hier seien Schulpsychologen als Verbündete dringend gefragt. nin
Weitere Informationen
Professor Schaarschmidt hat ein Programm erarbeitet, das Schulen direkt dabei unterstützt, das Potenzial für bessere Arbeitsbedingungen zu erkennen und zu nutzen. Nutzbar ist es von Schulleitungen ebenso wie von jeder einzelnen Lehrkraft. Mehr Informationen unter ichundmeineschule.eu
Literatur
Schaarschmidt, U. & Fischer, A. W. (2013). Lehrergesundheit fördern – Schulen stärken. Ein Unterstützungsprogramm für Kollegium und Leitung. Weinheim: Beltz.
Wieder eine Studie, die mich darin bestätigt, dass uns Lehrern Gehaltserhöhungen (so schön sie wären) keinen Milimeter Entlastung bringen, aber Entlastung das ist, was wir brauchen.
Und dass nicht ein vermeintlich zu geringeres Gehalt den Lehrerberuf unattraktiv macht (Ist das wirklich so – bei so viele Quereinsteigern???), sondern die Belastungen unseres Berufs die Ursache sind !!!
Ergo setzen Politik und Gewerkschaften auf das falsche Pferd, wenn sie allein mittels Gehaltserhöhungen den Lehrerberuf attraktiver machen wollen – es lockt bestenfalls die falschen Leute an. (Brauchen wir die wirklich?)
Nebenbei:
Zum Punkt “Möglichkeiten der Entspannung” gehört meiner Meinung auch, dass nicht die Lehrkräfte die Pausenaufsicht machen müssen ! Da geht uns nämlich eine (kurze) Erholungsphase verloren ! Es wäre mal gut, wenn das die Erzieher machen, die ja die 45 Minuten vorher (weitgehend) ihre “Ruhe” hatten.
Das wäre mal ‘ne ganz kleine, aber hilfreiche ENTLASTUNG !
Rückfrage: Welche Erzieher? Die gibt es bei uns an der Schule nicht.
Welche Erholungsphase in den Pausen?
Gehaltsangleichungen gegen Stessentlastung auszuspielen finde ich nicht fair. Da verschwendet der Staat wo ganz anders Gelder, die nicht im Bildungsbereich zu suchen sind. Da sollte man ansetzen um Gelder herzubekommen, aber nicht im Bildungsbereich selbst.
Einige meiner Beobachtungen zur Stresssteigerung im Lehrerberuf ( ich kann auf etliche Berufsjahre zurückblicken)
– Schüler insgesamt wesentlich anstrengender trotz geringfügig kleinerer Klassen
– auffällige/anstrengende Schüler in einer Klasse werden immer mehr gegenüber einer leicht zu leitenden Schülerschaft
– Hemmschwelle einiger Eltern gegenüber Lehrer immer weiter gesunken
– Argumentation von immer mehr Eltern wird unvernünftiger, Wahrheiten werden zurechtgebogen
– alles muss dokumentiert, belegt werden
– es wird insgesamt wesentlich mehr Perfektion erwartet
– Schulmitarbeit wesentlich aufwändiger in Teams
– man muss immer wieder neue Projekte machen, Konzepte erstellen (von oben immer wieder in die Pflicht genommen)
– Vorbereitungen für den Unterricht sind wesentlich aufwändiger geworden (Differenzierung, Computer, Methoden)
– Hausaufgabenkorrektur eines Grundschullehrers sind ebenfalls aufwändiger geworden, weil kaum mehr Eltern danach schauen und diese umso fehlerbehafteter und lückenhafter gemacht werden
– Zeugnisse in der Grundschule sind wesentlich aufwändiger geworden um mal wieder der Dokumentationspflicht Genüge zu tun
– Korrekturen sind aufwändiger geworden, weil man jetzt oft sehr genau nach einem Punktsystem (von Aufsätzen bis zur Heftführung) bewertet
Früher war ich trotz höherer Unterrichtsverpflichtung um einiges eher fertig mit meinen Vorbereitungen/Nachbereitungen und empfand es nicht so stressig.
In der Gesamtschau machen eben alle Faktoren den Stress aus. Man müsste überall etwas entlasten. Z.B. geringere Verpflichtungen bei vollem Debutat, kleinere Klassen, Unterstützungssysteme für schwierige Schüler, Lehrertandems, weniger Konzepte und Projekte, sondern mehr “eindimensionale” Konzentration auf den Unterricht, Dokumentationspflicht in wesentlich kleinerem Rahmen, Unterstützung der Politik zur Verbesserung des Rufs der Lehrer, Coaching oder Supervisionsangebote sollten ganz selbstverständlich angeboten und auch wahrgenommen werden.
Zitat:
“Schulmitarbeit wesentlich aufwändiger in Teams”
und es kommt nix dabei raus, das ist ja das Schlimme. Überall wird Teamarbeit propagiert, nur dass dieses ganze Gedöns kaum was bringt. Viele Firmen fahren Teamarbeit wieder zurück.
War auch in einem Artikel der Welt am Sonntag zu lesen. Wie der Teamwahnsinn echte Arbeit verhindert.
@ GriasDi:
Ich muss das wohl konkretisieren:
Bei uns wird Schulmitgestaltung erwartet. Das bedeutet, dass wir viel in Teams irgendetwas erarbeiten; es sind oft Konzepte, Aktionsplanungen, Förderungsmaßnahmen, Lehrmittelbestellungen, Unterrichtsschwerpunkte, Schulweiterentwicklung usw. Die regelmäßigen Evaluationen und die anschließenden Zielvereinbarungen müssen umgesetzt werden, oft sind es Ziele, hinter denen viel Arbeit steckt, die Teams von Lehrern bewältigen müssen und deren Umsetzung in keinem Verhältnis zur Arbeit steckt, die man in Konzeptionspapiere und Teamsitzungen hineingesteckt hat. Solche Dinge sind viel mehr geworden. “Früher” ging so etwas viel lockerer ohne viel Sitzungen und Schreibkram von der Hand.
Also solche Dinge sind viel mehr geworden. Es geht dabei nicht um den konkreten Unterricht.
Zur Klasse: Allerdings wird eine klassenübergreifende Zusammenarbeit/Absprache in Teams mehr erwartet als früher.
Alle diese Arbeiten sind noch zu anderen Dingen draufgesattelt.
Was ich oben bei der Aufzählung noch ergänzn könnte:
– die wichtige Besprechungen mit Spezialisten wie Schulpsychologen, Beratungslehrern, mobiler Dienst, Sozialarbeiter gab es früher auch nicht, aber dies ist dennoch ein Zeitfaktor, der im Vergleich zu früher obendrauf kommt
@ysnp: Bei uns ist es genauso.
Werden die Dinge dann auch umgesetzt? Meine Erfahrung: Viel Arbeit für Konzepte, die dann nicht umgesetzt werden.
Meine Erfahrung:
Gemeinsam ein Konzept erstellt, alle Lehrer mit im Boot, alle setzen es auch um und es läuft über Jahre stabil
… bis jemand kommt, der nicht fragt, wie es bisher lief, und der ohne das Kollegium Entscheidungen trifft.
Richtig – und hier liegt der Knackpunkt. Aufgrund des Durchschnittsalters der Kollegien gibt es in vielen Schulen eine hohe Zahl von Eintritten in den Ruhestand und es kommen neue Kolleginnen und Kollegen hinzu, die größtenteils anders ausgebildet worden sind als die Altvorderen.
Das führt natürlich dazu, dass Konzepte in Frage gestellt werden. Das wiederum führt dazu, dass zusätzliche Konferenzen stattfinden müssen. Die einen haben Fragen, Anregungen, Verbesserungsvorschläge, die anderen verfügen über Berufserfahrungen und kennen auch bereits viele Irrwege und Überlegungen, die letztendlich in Sackgassen geendet sind. Durch diesen Generationenwechsel kommt es häufig dazu, dass “das Rad wieder neu erfunden werden muss”.
Dass ältere Kolegen und Kolleginnen, die ja zusätzlich noch viele organisatorische Verantwortlichkeiten in ihren Schulen als Inhaber von Leitungs- und Funktionsstellen wahrnehmen, dadurch doppelt und dreifach belastet werden, ist ja ursächlich für deren erhöhte gesundheitliche Belastung.
Zitat:
“Allerdings wird eine klassenübergreifende Zusammenarbeit/Absprache in Teams mehr erwartet als früher.”
Kommt dann auch was Besseres raus?
Wenig Erfahrung, oder?
Wie wollen Sie in einer sechszügigen Schule in der in einem Jahrgang ein Sonderpädagoge zugeordnet ist, ohne Absprachen in den Jahrgangsfachteams arbeiten. Sechs verschiedene Themen bzw. sechs verschiedene Klassenarbeiten für die Regelschüler müssen dann sechs verschiedene Klassenarbeiten für die Förderschüler des Jahrganges nach sich ziehen.
Da eine Inklusionsklasse (Gemeninsamer Unterricht) nicht die Gnade der Schulaufsicht findet, müssen die I-Kinder verteilt werden. Also werden bis zu drei Lerner in eine Klasse gepackt, bei 10 Lernern sind also schon einmal vier Klassen des Jahrgangs betroffen. Die Förderschüler mit Förderschwerpunkt Hören, Sehen, KME, ESE oder SP sind hingegen leichter organisatorisch abzuwickeln, da sie ja zielgleich unterrichtet werden.
“Die Förderschüler mit Förderschwerpunkt Hören, Sehen, KME, ESE oder SP sind hingegen leichter organisatorisch abzuwickeln, da sie ja zielgleich unterrichtet werden.”
Ja, unter Berücksichtigung der notwendigen Nachteilsausgleiche und der darin enthaltenen Unterstützungssysteme.
Schüler mit zieldifferenter Beschulung erhalten eine ganz andere Arbeit, weil sie auf ganz anderem Niveau lernen. Sie können teilweise am Regelunterricht teilhaben, die Leistungen, die erwartet werden dürfen, sind aber erheblich anders.
Schüler mit zielgleicher Beschulung müssen die gleiche Arbeit schreiben oder eine Ersatzleistung erbringen, aber auch diese muss konzipiert und durchgeführt werden – zu den festgelegten Bedingungen. Bei Hören, Sehen und Motorik (Handmotorik = Schreiben) reicht es nicht, 15 min mehr Zeit zu geben, häufig braucht es erheblich mehr Einsatz, um diesen Schülern das Lernen zu ermöglichen. Die Nachteilsausgleiche erstrecken sich nicht allein auf das Gewähren von Brillen, Hörgeräten und Rollstühlen!
@ ysnp, (1)
Ihre Auflistung von Stressfaktoren finde ich gut. Ich stimme Ihnen darin zu. Sie mögen für andere eine Diskussionsgrundlage sein, was wir wirklich brauchen, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen!
@ ysnp, (2)
wo es keine Erzieher gibt, können sie auch keine Aufsicht übernehmen. So eine Aber-Diskussion führt am Ende immer nur dazu, dass nichts geschieht, denn ein Aber gibt es immer.
Man könnte aber auch nach Alternativen suchen. Z.B. die Regelung, dass man nur vor oder nach einer Freistunde Aufsicht machen muss. Dann hätte man ja im Normalfalle noch genügend Zeit für seine Erholung – außer wenn man vertreten muss.
Wie lautet das nächste “Aber”? 😉
Ich habe eins:
Wenn Aufsichten nur am Rand einer Freistunde gesetzt werden, dann braucht man zwangsläufig mehr Lehrer mit Freistunden, was entweder zu einem zerstückelteren Stundenplan oder mehr Lehrerbedarf oder beides führt.
@ ysnp, (3)
ZITAT: “Gehaltsangleichungen gegen Stessentlastung auszuspielen finde ich nicht fair.”
Das ist nicht unfair, sonden ein Eingehen / Anerkennen der Realitäten. Wir können nicht alles haben, wie auch nicht alle in allen Berufen A 13 verdienen können, so sehr sich jeder darüber freuen würde.
Wenn der Staat eine Politik des “mehr netto vom Brutto” propagiert und die Menschen die entsprechenden Parteien wählen, muss jedem klar sein (klar gemacht werden), was das bedeutet. Überall mangelt es an Geld und der Staat kürzt und streicht und lagert aus, um mit weniger Einnahmen klarzukommen, weil der Einzelne nur darauf schaut, was er im Portmonee hat und nicht sieht, wie es ihm anderswo wieder aus der Tasche gezogen wird. Leider.
Das Leben besteht nicht nur aus Schule! Wir wollen auch mehr Sicherheit (mehr Polizei, eine besser ausgerüstete Polizei); wir wollen auch den Erhalt von Kulturgütern, wir wollen auch Unterstützung von Kindern und Familien mit Kindern; wir wollen auch unser Gesundheitssystem aufrechterhalten usw.-usf. Wir können nicht nur beste Arbeitsbedingungen und beste Gehälter für Lehrer fordern und alles drumherum ist uns egal.
Deshalb ist das kein Auspielen, sondern die Konzentration auf das Machbare. Unsere Gehälter sind gut. Wir können nicht klagen. Unsere Arbeitsbedingungen haben sich im Laufe der Jahre erheblich verschlechtert. Wenn wir nicht alles haben können, dann möchte ich jetzt lieber Entlastung haben (Verbesserung der Arbeitsbedingungen) – und viele Kollegen stimmen mir ja darin zu. Es muss klar sein, dass wir keine kleineren Klassen oder eine Absenkung des Stundendeputats usw. bekommen können und gleichzeitig Gehaltserhöhungen, denn auch das kostet Geld (mehr Lehrer !!!) und das ist ja schon weg – für die Gehaltserhöhungen. Das ist nicht unfair, sondern Realismus.
Sofawolf, Sie vergessen noch die Kosten für das geforderte Personal bezüglich der Inklusion: Doppelbesetzung, mehr Lernbegleiter, Psychologen… Darüber hinaus explodieren sich die Kosten für die Beschulung von Flüchtlings- bzw. Migrantenkinder. Usw. und so fort.
Die Frage ist allerdings auch, wie weit der Staat gehen darf, um diese Herkulesaufgaben auch finanziell bewältigen zu können. Darf er sich endlos als sozialer Wohltäter aufspielen und das Geld seiner Bürger dafür beanspruchen?
Schon heute können die meisten Familien im Gegensatz zu früher wegen der Steuer- und Abgabenlast kaum mehr von einem Verdienst leben, was die staatliche Betreuung aufbläht: Siehe Ganztagsschulen, Ganztagskitas und Ganztagshorte! Das schafft Kindheiten, die kaum mehr freie Nachmittage kennen und von Morgerns bis zum späten Nachmittag in Masseneinrichtungen aufwachsen, damit beide Eltern arbeiten (und Steurn zahlen) können für den Lebensunterhalt und ihre spätere stark reduzierte Rente.
Weniger Netto vom Brutto statt mehr hat auch gewaltige Schattenseiten, zu denen nicht zuletzt Steuergeldverschwendung gehört.
Ich stimme Ihrer Meinung also nur eingeschränkt und mit Vorbehalt zu. Mehr Netto vom Brutto hat auch einiges für sich.
Nur dass es dabei für die meisten Arbeitnehmer um deutlich weniger als 50€ im Monat geht. Die superreichen müssten massiv zur Kasse gebeten werden, um damit die Staatsverschuldung zu eliminieren. Davon könnte man z. B. die Renten auf ein erträgliches Maß anheben.
. „Wenn Lehrerinnen und Lehrer mit Ihrem Beruf nicht zurechtkommen, ist fast immer die nicht gelingende Beziehungsgestaltung (vor allem gegenüber den Schülern) eine entscheidende Ursache.“
Diese Aussage trifft zu. Im Moment habe ich die Chance, im Rahmen ‚Individueller Lernförderung‘ an einem 10. Schuljahr mit einzelnen Schülern zu arbeiten. Da ist ‚gelingende Beziehungsgestaltung‘ möglich. In der Regel arbeiten Lehrpersonen mit 20 und mehr Lernenden, mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund.
Da geht es bald einmal um Überlebensübungen, mit entsprechender Resignation und gesundheitlich bedingten Ausfällen bis zu kostenintensiven Burnouterkrankungen. Was dann?
Sicher nicht ständig die gleichen überfordernden Empfehlungen an Lehrpersonen von Leuten, die kaum eine Lektion durchstehen könnten. Dafür wesentlich mehr Ressourcen und klare Vorstellungen, was die öffentliche Schule leisten soll, in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Mittel.
@XXX
Wer legt fest, was “superreich” ist und welche Ausweichmanöver die Betroffenen unternehmen, um einer “massiven” Steuererhöhung zu entgehen? Siehe z.B. Wohnsitzverlagerung nach Monacco oder andere Steuerparadiese für Superreiche? Dass wäre dann für den deutschen Staat ein Schuss ins Knie.
Der Vorschlag hört sich immer gut an und ist deswegen so populär. Hätte er keine Tücken, wäre er längst in die Tat umgesetzt. Außerdem höre ich von Wirtschaftswissenschaftlern immer wieder, dass diese beliebte Forderung viel weniger bringt als sich Otto Normalbürger vorstellt.
Um unsere Staatsverschuldung von über 2 Billionen Euro zu “eliminieren”, wie Sie sagen, reicht sie hinten und vorne nicht. Vielleicht hilft sie dem Finanzminister, seine sog. “schwarze Null” noch eine Weile einzuhalten. Sie bedeutet aber nur, den Schuldenstand nicht noch weiter zu erhöhen. Mit Rückzahlung und Abtrag hat die schwarze Null nichts zu tun.
Wir leben in einer Zeit historisch niedriger Zinsen (auch für Herrn Schäuble) und sprudelnder Steuerquellen, dennoch wird die Schuldenbremse nur mit Mühe bedient.
Wie sieht es aus, wenn sich diese einmalig günstige Situation für unseren Staat ändert? Und das wird sie.
Nein, Neiddebatten und massive Steuererhöhungen für “Superreiche” bringen wenig angesichts des Verschuldungsgrads fast aller westlichen Länder, die seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse leben und Schulden aufgetürmt haben, die niemals zurückgezahlt und deren momentan künstlich niedrig gehaltene Zinsen nur mit exzessiver Gelddruckerei der EZB oder FED bedient werden können.
Das Szenario für eine Hyperinflation braut sich immer mehr zusammen. Sie führt bekanntlich zu Staatsentschuldungen und Währungsreformen. Die privaten Sparguthaben sind dann kaum mehr etwas wert, allerdings auch nicht die Schuldscheine des Staates. Durch Kollaps entschulden sich so Staaten.
Nicht umsonst hört der aufmerksame Bürger ständig den Rat von Experten, von seinem Sparbuch Abschied zu nehmen (nicht nur wegen der momentan künstlich niedrigen Zinsen durch die EZB) und sein Geld in Sachwerten anzulegen. Ungedecktes Papiergeld hat im Gegensatz zu Immobilien, Rohstoffen, sorgfältig ausgewählten Aktien, Autos, Möbeln oder Kunstgegegständen keinen inneren Wert.
Aber ich bin abgeschweift und möchte deswegen auf meine Meinung zum Kern Ihrer Aussage zurückkommen:
Ich halte wenig vom Schröpfen der Superreichen für die Senkung oder gar “Eliminierung” unserer Staatsschulden. Die Ausgabenseite mit ihrem ständigen Draufsatteln an Wahlgeschenken müsste endlich einmal durchforstet werden. Es bringt nichts, die Bürger immer mehr zur Kasse zu bitten, um ihnen dann mit ihrem “geraubten” eigenen Geld Wohltaten zu spendieren, die zur festen Einrichtung werden, weil keine Partei den Mut hat, geöffnete Geldhähne wieder zu schließen.
Jeder Steuerzahler sollte endlich mal begreifen, dass der Staat ihm nichts schenkt, sondern ihm sein Geld erst wegnimmt, um es je nach Sachverstand und politischer Ideologie dann wieder auszugeben.
Wer keinerlei Anstoß nimmt an der Steuer- und Abgabenseite muss ein Vertrauen in die Vernunft von Regierungen haben, die ich nicht nachvollziehen kann.
Lehrer/innengesundheit: Ein Thema, das im deutschsprachigen Raum seit Jahrzehnten besteht, mit häufig ähnlich lautenden Empfehlungen an Lehrpersonen, der Beziehungsgestaltung gegenüber den Lernenden mehr Beachtung zu schenken.
Im Fokus stehen die Lehrpersonen. Was noch immer aussteht ist eine Befragung von Lehrpersonen, nach den Voraussetzungen einer gelingenden Schule.
Stimmt. Es wird immer nur an den Symptomen herumgedoktert – z.B. Ratschläge zur Stressvermeidung, wie wenn das bei dem geringen Zeitfenster so locker möglich wäre – aber weniger die Ursachen angegangen.
Es wäre ja schon ein Fortschritt, müssten Lehrer im Durchschnitt auch nur 40 – 42 Stunden pro Woche arbeiten müssen, wie in vergleichbaren Stellen.
… und tarifbeschäftigte Lehrkräfte allenfalls 38,5 Stunden, wie in den anderen Bereichen des ÖD. Denn damit wird die nettoentgeltdifferenz in diesen Bereichen ja begründet.
“Eher Motivation für die sprichwörtliche Hängematte statt Engagement macht sich unter der neuen Lehrergeneration breit, sagt Schaarschmidt.”
steht unter einem Bild mit Füßen in der Hängematte auf Ihrer Website.
Können Sie mir bitte Angaben darüber machen, wer dieses Zitat verwendet hat oder wo dieses Zitat (evtl. auch sinngemäß) von Prof. Dr. Schaarschmidt verwendet sein soll.