DRESDEN. Dass vor allem an den Grundschulen in Deutschland zunehmend Lehrerinnen und Lehrer fehlen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass Berufsschulen gleichermaßen vom Lehrermangel betroffen sind, ist bislang in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Wie dramatisch die Situation vielerorts ist, zeigt das Beispiel Sachsen.
Sachsens Berufsschulen leiden nach Verbandsangaben unter teils drastischem Lehrermangel. «Der Mangel ist derzeit da – in manchen Bereichen äußerst signifikant», sagte der Vorsitzende des sächsischen Berufsschullehrerverbands (LVBS), Dirk Baumbach, auf Anfrage. Den Altersschnitt der derzeit rund 4.000 Berufsschullehrer im Freistaat schätzte Baumbauch auf 50. Pro Jahr gingen rund 200 in Rente. Es kämen aber zu wenige junge Lehrer nach. «Es fehlt eine gesamte Generation.»
Nach Angaben des sächsischen Kultusministeriums fehlen besonders in der Elektro- und Informationstechnik sowie in der Metalltechnik Lehrer. Dennoch könnten in Sachsen alle Ausbildungsberufe derzeit angeboten werden, hieß es. Schulschließungen drohten grundsätzlich nicht durch Lehrermangel, sondern höchstens wegen der sinkenden Nachfrage seitens der Schüler.
Lehrerin, 28 Jahre alt, arbeitslos – wie geht denn das in Zeiten des Lehrermangels?
Ein Grund für die Knappheit an Berufsschullehrern: Es entscheiden sich zu wenige Abiturienten für das Berufschullehramt. Im Wintersemester 16/17 hätten sich 112 Studenten eingeschrieben – für 200 Studienplätze, teilte das Ministerium mit. Und diese 112 Studenten – wenn sie denn ihr Studium schafften – blieben nicht zwingend in Sachsen, betonte Baumbach vom LVBS.
«Abiturienten haben den Beruf nicht im Blick», sagte Baumbach. Zudem seien die Anforderungen an einen angehenden Berufsschullehrer beispielsweise im Metallbereich sehr hoch. «Der muss sich ein so breites Wissensspektrum aneignen, dass er kein Land sieht.» In der Wirtschaft lockten für Metallspezialisten teils bessere Angebote.
Um dem Mangel zu begegnen, setzt das Kultusministerium nach eigenen Angaben unter anderem auf Quereinsteiger. Diese hätten aber nicht unbedingt das nötige pädagogische Know-how, sagte Baumbach. Um mehr junge Leute für das Berufsschullehramt zu interessieren, schlug er eine engere Kooperation der Berufsschulen mit den Hochschulen vor. Man müsse angehenden Studenten ein konkretes Angebot unterbreiten: «Wenn du XY studierst, hast du hier die Chance auf eine Anstellung.» dpa
