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Das Modell “Zum Kultusminister machen wir eine Lehrerin” hat offenbar ausgedient – CDU nominiert Unternehmer-Funktionärin

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HANNOVER. Das Kultusministerium wird von einer Lehrerin geführt (ausnahmsweise auch mal von einem Lehrer) – hieß es früher zumeist. Das Modell hat in Deutschland allerdings langsam ausgedient. Alle Berufungen an die Spitze einer Bildungsverwaltung aus diesem und dem vergangenen Jahr trafen berufsfremde Politikerinnen (ausnahmsweise auch mal Politiker). Keine einzige Pädagogin (auch kein Pädagoge) war darunter.

Der womöglich neueste Trend – nach einer Reihe von Juristinnen – geht in Richtung “Politikerin mit Wirtschaftserfahrung”. Nach der Immobilienkauffrau Yvonne Gebauer (FDP), die in Nordrhein-Westfalen unlängst das Amt an der Spitze des Schulministeriums übernahm, könnte in Niedersachsen bald eine zweite Politikerin mit Unternehmensnähe an die Spitze einer Bildungsverwaltung rücken.

Der CDU-Spitzenkandidat für die niedersächsische Landtagswahl, Bernd Althusmann, will nämlich Mareike Wulf im Falle eines Wahlerfolgs zur Kultusministerin machen. “Frau Wulf wird als Quereinsteigerin neue Impulse setzen”, sagte Althusmann bei der Vorstellung Wulfs am Mittwoch in Hannover. Die 37-Jährige ist Geschäftsführerin bei den Unternehmerverbänden Niedersachsen (UVN) und für Arbeitsmarkt, Bildung und Gesellschaftspolitik zuständig. Die CDU will Bildung und Wirtschaft miteinander enger verzahnen. Wulf bringt laut Althusmanns viele Erfahrungen mit, “die wir gerade im Bildungsbereich dringend benötigen”. Erfahrungen aus dem Schuldienst gehören offenbar nicht dazu.

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Mit dieser Website präsentiert sich die Kandidatin Wulf im Netz. Screenshot

Die gebürtige Schleswig-Holsteinerin wuchs in Oldenburg auf und studierte in Frankfurt (Oder), Lille und Berlin Kultur- und Sozialwissenschaften. Das Studium schloss sie mit Diplom ab. Bei den Unternehmerverbänden stieg sie 2009 als Bildungsreferentin ein, dann stieg sie schnell auf. In diesem Jahr wurde sie zur Geschäftsführerin ernannt. Wulf würde im Falle eines CDU-Wahlsiegs die studierte Verwaltungswirtin Frauke Heiligenstdt (SPD) ablösen.

Im vergangenen Jahr hatte die Benennung von Stefanie Hubig (SPD) zur Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz für Diskussionen gesorgt – Hubig ist ebenfalls keine Lehrerin, sondern Juristin. Pikant: Kritik kam seinerzeit ausgerechnet aus der CDU. “Frau Dreyer greift für das wichtige Bildungsministerium auf eine Frau zurück, die offensichtlich noch keinerlei fachliche Expertise in diesem Ressort erworben hat”, so kritisierte seinerzeit der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder die Ministerpräsidentin in Mainz.

Auch in Thüringen wurde das Amt des Bildungsministers unlängst neu besetzt – ebenfalls mit einem Nicht-Lehrer: Der studierte Bauingenieur Helmut Holter (Linke, ehemaliger Bauminister) übernahm dort das Amt. In Schleswig-Holstein rückte nach dem Regierungswechsel von Rot-Grün zu Scharz-Gelb-Grün die Rechtsanwältin Karin Prien (CDU) zur Bildungsministerin auf. Und auch in Mecklenburg-Vorpommern kam mit Birgit Hesse 2016 eine neue Kultusministerin ins Amt. Beruf? Klar – Juristin.

Was das für einen Traditionsbruch darstellt, verdeutlicht das Beispiel Nordrhein-Westfalen: Von der Spitze des Schulministeriums in Düsseldorf hatte Yvonne Gebauer im Juni Sylvia Löhrmann (Grüne) abgelöst – und deren ursprünglicher Beruf war: Lehrerin. Vorgängerin von Löhrmann war die, klar, Lehrerin Barbara Sommer (CDU), die wiederum die Lehrerin Ute Schäfer (SPD) abgelöst hatte. Und die war Nachfolgerin von Gabriele Behler (SPD). Behler war zuvor: Schulleiterin. News4teachers / mit Material der dpa

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