Für Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ist das von Union und SPD beschlossene Ausbauprogramm für Ganztagsbetrieb für Grundschüler mit vielen Fragezeichen versehen. «Der Bund muss vor allem erklären, wie der Rechtsanspruch auf einen Platz an einer Ganztagsschule umgesetzt werden soll», sagt Eisenmann. Viele konkrete Fragen seien noch unbeantwortet. «Ich bekenne mich zu einer gehörigen Portion Skepsis.»
Den Rechtsanspruch für alle Grundschüler bis 2025 anzuvisieren, sei ein ambitioniertes Ziel. «Das in der gebotenen Qualität gewährleisten zu können, ist eine riesengroße organisatorische und finanzielle Herausforderung.» Und der Weg dahin sei noch unklar. Das beginne schon mit dem Begriff Ganztagsschule: Dieser umfasse sowohl die gebundene Form mit über den Tag verteilten Phasen der An- und Entspannung als auch die auf die individuellen Wünsche der Eltern zugeschnittene Betreuung am Nachmittag.
Je nachdem seien Fragen nach möglicher Mitfinanzierung von Ländern und Kommunen und nach zusätzlichen Lehrkräften und Erziehern zu beantworten. Es sei zu hoffen, dass die auf zwei Milliarden Euro für 16 Bundesländer angesetzte Finanzierung zum Konzept des Bundes passe.
Bitte keine Zwangsbeglückung
In Baden-Württemberg werde der Ganztag so ausgebaut, wie er von den Schulgemeinschaften beantragt werde. «Wir bremsen den Ausbau nicht.» Baden-Württemberg hat nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung eine Quote von 23,7 Prozent der Schüler (Schuljahr 2015/16) im gebundenen Ganztag und liegt damit bundesweit auf dem vorletzten Platz.
Die Christdemokratin sieht die Erhebung kritisch und betonte, der Bedarf an dieser Form des Ganztages sei im ländlich strukturierten Baden-Württemberg nicht sehr stark ausgeprägt. Ein bedarfsgerechter und qualitativ hochwertiger Ausbau der Ganztagsschulen sei aber ein zentrales Ziel. Die Wahrnehmung, das Land hinke beim Ausbau im Bundesvergleich hinterher, sei falsch. Es gebe kaum einen Schulstandort in Baden-Württemberg, der nicht flexible Angebote bereitstelle. «Wir tun gut daran, die Eltern nicht zwangsbeglücken zu wollen.»
Ähnlich wie beim Ganztag sieht die Ministerin auch den geplanten, mit fünf Milliarden Euro ausgestatteten Digitalpakt Schule der GroKo auf tönernen Füßen stehen. Es stelle sich die Frage nach Umfang der Versorgung der Schüler mit Laptops und dem damit verbundenen Konzept. Unklar sei auch, wer die Kosten im Fall einer Ersatzanschaffung trage. dpa
Jamaika plant Rechtsanspruch auf Ganztag für Grundschüler – Städtebund: Nicht umsetzbar
Die Ministerin trifft präzise den Kern des Problems. Pauschale Antworten werden der Wirklichkeit an den so unterschiedlichen Schulen nicht gerecht. Erst recht nicht, wenn die Bertelsmann.Ideologie die Art der Fragestellung und die Interpretation der daten bestimmt.
Es wird wie so oft auch erst die Einführung beschlossen, bevor der Bedarf, die Umsetzung, der Unterhalt und die Finanzierung auch nur angedacht wird.
Die Ganztagsschule kann ich mir gut für Grundschulkinder vorstellen, aber ehrlich gesagt aus Sicht der Eltern, die ihr Kind “gut aufgehoben” wissen wollen, während die arbeiten.
Für ältere Schüler empfinde ich es fast als Gängelei. Immer nur Schule: morgens, mittags, abends …
Allerspätestens ab Klasse 8 wollen die Schüler nach 14:00 nur noch eins: heim!
Hier steht, dass alle Berliner Grundschulen Ganztagsschulen sind:
https://www.berlin.de/sen/bildung/schule/bildungswege/grundschule/
Dennoch fallen alle Tests immer schlecht aus, zuletzt auch VerA-3, siehe:
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/veroeffentlichung-erzwungen-haelfte-der-drittklaessler-scheitert-an-rechtschreibung-29677858
Das gilt auch für die Abhängigkeit von der Herkunft. Was also bringt die Ganztagsschule nachweislich für die sog. “Kompetenzen” der Schüler? Und warum will die GroKo die Ganztagsschulen haben? Man scheint sich Illusionen über die Wirksamkeit zu machen. Am Nachmittag findet nämlich kein Unterricht statt, sondern es gibt “Betreuungsangebote”. Genügend Lehrer gibt es ja nicht mal für den Vormittag.