„SchulRaum – LernRaum“ war das Thema der letzten Hohenloher Academy Veranstaltung am 1. März in den Räumen der PH Heidelberg. Verantwortliche an Schulen diskutieren lebhaft über Schulräume der Zukunft.
Rund 50 Teilnehmer – vorwiegend Schulleiter, Lehrer, Architekten und Planer – traten in einen lebhaften Austausch über die Frage „Wie soll Schule im 21. Jahrhundert idealerweise aussehen?“ und wie hängen Raumgestaltung und Unterrichtsentwicklung zusammen. Dr. Wilhelm Schaffitzel, verantwortlich bei Hohenloher für die Academy führte in den Tag ein: “Neue Erkenntnisse in der Pädagogik, ein veränderter Schulbetrieb, zunehmende gesellschaftliche Heterogenität und die technologische Weiterentwicklung befeuern den Dialog zu unserem heutigen Thema.“ Er hatte Referenten und Inputgeber eingeladen, die durch ihre Arbeit den Finger am Puls der Zeit haben und die aktuellen Herausforderungen sowie auch konkrete Lösungsansätze kennen. Schaffitzel zitiert noch Schönig und Schmidtlein-Mauderer mit dem Postulat „Raumkonzept folgt Schulkonzept“ bevor er Dr. Otto Seydel einlädt, mit seinem Input zur Frage der Bedeutung von Flächen- und Raumkonzepten für das Gelingen individualisierter Unterrichtskonzepte die Teilnehmer einzustimmen.
Dr. Otto Seydel vom Institut für Schulentwicklung in Überlingen zeigte erste Erkenntnisse aus einem noch laufenden Forschungsprojekt. Gespannt folgten die Teilnehmer seiner Vorstellung von vier Beispielschulen, in denen auf ganz unterschiedliche Weise dem Ruf nach mehr Flexibilität bei den Sozialformen im Unterricht und der Raumgestaltung Rechnung getragen wird. Die entscheidende Frage für Seydel lautet: „Wie soll die Anforderung an die räumliche Flexibilität beantwortet werden? Soll der Wechsel in einem multifunktionalen Raum oder zwischen mehreren, monofunktionalen Räumen stattfinden? Für beide Varianten gibt es funktionierende Vorbilder.“
4 Schulen – 1 Ziel – unterschiedliche Lösungen
Dabei ist besonders interessant, dass in einem vorgestellten Modell null Flexibilität im Raum selber herrscht, dafür aber maximale Flexibilität zwischen den Räumen. Einen ganz anderen Weg wählte die eine zweite Beispielschule. Hier setzt man auf die möglichst flexible Nutzung des jeweiligen Klassenraums. In jedem Fall ist eine maximal modulare Ausstattung, wie sie beispielsweise Hohenloher anbietet, essentiell, weil nur dadurch ein sehr hoher Individualisierungsgrad für Lernen und Lehren gegeben ist. Die kleinste Einheit dabei ist ein individueller Arbeitsplatz für jeden Schüler – die Homebase sozusagen.
Seydel plädiert für ein Spiel der Methoden und Sozialformen. Die Bandbreite in der Raumgestaltung geht dabei von verstellbaren Zwischenwänden, bodenlangen Vorhängen als Raumteiler, Einbeziehung der Flure bis hin zu reinen Steharbeitplätzen im Lernraum.
„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich die Frage nach einem neuen Königsweg im Schulbau noch nicht beantworten. Möglicherweise kommt es vielmehr auf die richtige Passung von pädagogischem Konzept auf der einen und räumlichen sowie ausstattungsmäßigen Rahmenbedingungen auf der anderen Seite an.“
Schüler in Bewegung bringen
Im zweiten Impulsvortrag widmete sich Dr. Robert Rupp von der PH Heidelberg neuesten Erkenntnissen zu „Weniger sitzen – besser lernen“. Mit einer einfachen Frage holte er die Teilnehmer mitten ins Thema. „Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich Ihre Schüler vor. Wer von Ihnen sieht die Klasse sitzend vor sich?“ Fast alle Hände gehen nach oben. Der Einwurf „Der Rest sind wohl Sportlehrer.“ entlockt lautes Schmunzeln. Laut Studien verbringen Kinder und Schüler 71 % ihrer Wachzeit im Sitzen. Das sollte uns alle eigentlich „vom Hocker hauen“ – uns wach rütteln. Die gesundheitlichen Auswirkungen kann man sich leicht ausmalen: Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Angst um nur einige zu nennen. Bei Kindern werden darüber hinaus Zusammenhänge zu negativem Selbstwertgefühl, schlechten Noten, Übergewicht und natürlich dem Fitnesszustand festgestellt.
Rupp plädiert deshalb für eine ausgewogene Sitz-Steh-Dynamik. Das kann z.B. sehr gut über bewegungsaktivierende Lernsettings geschehen. Konkret – man hängt die Lösungszettel an die Wände, und die SchülerInnen gehen dorthin. Oder: die Lösungsblätter werden im Klassenzimmer verteilt, die SchülerInnen bewegen sich frei im Raum und vergleichen ihre Ergebnisse. Simpel.
Auch hier kann man sich die gesundheits- und bildungsrelevanten Effekte sehr gut selber vorstellen, die zudem durch eine Reihe von Studien und wissenschaftlichen Veröffentlichungen belegt werden.
Das verborgene Curriculum
In den meisten Schulen ist angekommen, dass Unterricht flexibler und bewegter funktionieren muss, und dass sich hieraus veränderte Anforderungen an Architektur und Ausstattung ergeben. Da sind sich die Referenten einig.
„Der Blick in die nächsten Jahre zeigt, dass sich tradierte Unterrichtsmethoden längt überholt haben und die Lernarchitektur komplett neue Wege gehen wird – das Lernen muss zum Schüler kommen nicht umgekehrt.“ konstatiert Alexander Biller, Leiter Marketing & Produktmanagement bei Hohenloher.
Was bedeutet das für die Entwicklungsarbeit von Mobiliar, das vor allem eines soll: kompetenzorientiertes und selbstorganisiertes Lernen unterstützen – individuell anpassbar an die jeweiligen pädagogischen Konzepte muss es sein. Allen zukunftsorientierten Lernräumen wird die Philosophie der größtmöglichen Flexibilität in der Raumnutzung zugrunde liegen, d. h. modulare Einrichtungskonzepte und im Bedarfsfall flexible Medienversorgung.
„Spiegelt sich das auch in der Gesellschaft wider?“ so eine in angeregten Gesprächen gestellte Frage. „Natürlich – die Schüler, Auszubildenden und Studierenden kommen heute mit einem ganz anderen Selbstbild und Anspruch. Die im Frontalunterricht an der Tafel stehende Autorität hat sich überlebt. Die Digitalisierung tut ihr übriges.“ antwortete eine Teilnehmerin. Die passende Vorlage für die nächste Academy Veranstaltung am 12. April: „Schule und digitale Medien – Wie kann das eine Erfolgsgeschichte werden?“
Videos zu den Impulsvorträgen dieser und vergangener Veranstaltungen finden Sie unter: www.hohenloher.de/en/company/academy/compass-videos
Nächstes Academy Thema: Schule und digitale Medien
Die nächste Hohenloher Academy Veranstaltung findet am 12. April 2018 in Kaufbeuren/Allgäu statt. Das Thema dieses Mal wird sein: „Schule und digitale Medien – Wie kann das eine Erfolgsgeschichte werden?“ In den Impulsvorträgen am Vormittag startet Prof. Dr. Olaf-Axel Burow von der Universität Kassel mit der Betrachtung zu „Digitale Dividende – Chancen und Grenzen der Digitalisierung“. Darauf folgt Micha Pallesche, Schulleiter der Ernst Reuter Schule in Karlsruhe mit der Frage „Der Weg zur Schule mit digitaler Agenda – Worauf es wirklich ankommt?“. In den Diskurswerkstätten am Nachmittag gehen die Teilnehmer in lebhaften Dialog zu „Flipped Classroom – Erklärvideos im Unterricht“, „Was heißt digital für Lernprozesse und Lernumgebungen?“, „Das digitale Klassenzimmer – Technikgrundlage und Beispiele“ und „Arbeiten mit Tablet Klassen“. Veranstaltungsort ist die Mensa des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren. Die kostenfreie Veranstaltung richtet sich – wie alle Academy Veranstaltungen – an Verantwortliche an Schulen und Bildungseinrichtungen sowie Planer und Architekten.
Anmeldeschluss ist der 01.04.2018 unter academy@hohenloher.de
Lehrkräfte aus Bayern melden sich bitte bei FIBS an: https://fibs.alp.dillingen.de mit der Veranstaltungsnummer M047-0/18/23
Weitere Informationen unter: www.hohenloher-academy.de
Ansprechpartner:
Hohenloher Spezialmöbelwerk
Schaffitzel GmbH + Co. KG
Dr. Wilhelm Schaffitzel
Brechdarrweg 22
D-74613 Öhringen
wilhelm.schaffitzel@hohenloher.de
www.hohenloher.de