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Gebauer will Rechtschreibung verbessern – verbietet “Lesen durch Schreiben” aber nicht

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DÜSSELDORF. Die Rechtschreibung ist seit Jahren Aufregerthema in Deutschland. Jetzt will auch Nordrhein-Westfalens Schulministerin Gebauer gegensteuern – und verpflichtet die Lehrerinnen und Lehrer, bereits bei Erstklässlern auf orthographisch richtige Schreibweisen zu achten. Allerdings: Die umstrittene Methode “Lesen durch Schreiben” wird nicht verboten, sondern lediglich auf den Anfangsunterricht begrenzt.

Legt Wert auf Rechtschreibung: die FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer. Foto: Magubosc / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

„Die Regeln der deutschen Rechtschreibung können und müssen von der ersten Klasse an gelernt werden“, erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) zum Auftakt einer Fachtagung in Düsseldorf. Mit einer neuen Handreichung als Leitfaden für Lehrerinnen und Lehrer und erstmals auch mit einem verbindlichen Grundwortschatz werde der Rechtschreibunterricht an den Grundschulen gestärkt. Künftig sollen Grundschüler einen Pflichtwortschatz von 533 Wörtern mit allen Besonderheiten der deutschen Rechtschreibung beherrschen. Die Handreichung soll zum Schuljahr 2019/20 vorgelegt werden.

Alle Schulen sollen verstärkt auf Rechtschreibung achten

Schulstudien hätten deutlich gemacht, «dass zu viele Schülerinnen und Schüler die Rechtschreibung nicht gut genug beherrschen», erklärte Gebauer. Künftig sollten Lehrer wieder verstärkt kontrollieren, dass Schüler von Anfang an richtig schreiben, hieß es im Schulministerium. Alle Schulen sollen im Deutschunterricht ein besonderes Augenmerk auf die Rechtschreibung legen. Die Methode «Lesen durch Schreiben», wie «Schreiben nach Gehör» in der Wissenschaft heißt, werde «auf die Anfangsprozesse des Schreibenlernens begrenzt».

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Der neue Pflichtwortschatz besteht aus zwei Teilen: 533 sogenannte Nachdenk- und Merkwörtern, die wichtige Rechtschreibphänomene der deutschen Sprache widerspiegeln. Dazu gehören etwa Wörter wie «Hund», deren Schreibweise man etwa aus der Mehrzahl («Hunde») herleiten kann. Oder Wörter wie «viel», bei denen man die Schreibweise lernen muss.

Wörter mit «ie» wie «Dienstag» oder «fliegen» gehören ebenso zum Pflichtwortschatz wie «kämpfen» mit «pf» oder «nehmen» mit «h». Häufig falsch geschrieben werden in der Grundschule auch Wörter wie «bisschen», «paar», «meistens» oder «nämlich». Sie gehören künftig zu den Merkwörtern. Dazu kommt ein rund 200 Wörter umfassender individueller Wortschatz, der für das einzelne Kind wichtig ist, zum Beispiel «Fußball» oder «Karneval».

Bisher durften Grundschüler in den ersten beiden Klassen nach Gehör schreiben, ab der dritten Klasse sollte die Rechtschreibung sitzen. Eltern sollten die Kinder anfangs möglichst nicht korrigieren, um sie nicht zu demotivieren.

Nun heißt es in der neuen Handreichung: Richtig schreiben zu lernen, sei «kein naturwüchsiger Prozess, der quasi von alleine geschieht». Damit alle Kinder richtig schreiben lernten, sei ein systematischer und anregender Rechtschreibunterricht in der Grundschule notwendig, der Sicherheit beim Schreiben vermittele. «Abschreiben ist für die grundlegende Entwicklung von Rechtschreibkompetenz und als Arbeitstechnik für das Üben grundlegend – auch schon in Klasse 1.»

Erarbeitet wurde die Handreichung von den Professorinnen Petra Hüttis-Graff und Ulrike Lüdtke von den Universitäten Hamburg und Hannover gemeinsam mit einem Team von Wissenschaftlern. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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