Denkmäler als Inspiration für den Unterricht: Preisgekrönte Website zum Europäischen Kulturerbe

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WIESBADEN. Die digitale Ausstellung „Denkmal Europa“ (www.denkmal-europa.de) vermittelt denkmalpflegerische Themen für die Bildungsarbeit und nimmt besonders Kinder und Jugendliche als Rezipienten in den Blick. Das Gemeinschaftsprojekt der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VDL), das sich als Inspirationsplattform besonders für Kulturvermittler*innen, Erzieher*innen und Lehrer*innen versteht, wurde im Mai gleich zweimal ausgezeichnet: Es erhielt den Europäischen Kulturerbepreis „Europa Nostra Award 2019“ in der Kategorie Bildung und wurde für den Grimme-Online-Award 2019 nominiert. 

Graphic Novels, Zeitleisten, Projektideen: Mit „Denkmal Europa“ lassen sich Denkmäler (vor der Haustür) entdecken und entschlüsseln. Bild: „Denkmal Europa“/Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VDL)

Die digitale Ausstellung erzählt Geschichten eines Europas, das von vielfältigen und weitreichenden Prozessen kultureller Übergänge, Veränderungen und Austausche geprägt wurde. Generations- und kulturübergreifend lädt sie dazu ein, Europas Vergangenheit durch historische Gebäude, Plätze, Parks oder Kulturlandschaften vor der eigenen Haustür kennenzulernen, um sich gemeinsam über das Gestern, Heute und Morgen Europas auszutauschen. Die Inhalte regen zu eigenen Gedanken an und geben Antworten auf viele Fragen:
 Wie fördert Kulturaustausch Vielfalt?
 Wie kann aus Tradition Neues entstehen?
 Wo entdeckt man Fremdes im Eigenen?
 Warum wurden in ganz Europa Burgen und Klöster gebaut?
 Weshalb flohen nach der Reformation Menschen durch ganz Europa?
 Wie wurden Städte groß?
 Warum können unbequeme Denkmäler Demokratie-Botschafter sein?
 Wie wurde in der Zeit nach 1945 die Zukunft gebaut?
 Wie erforscht, bewahrt und vermittelt die Denkmalpflege Zeitzeugnisse der gebauten Geschichte?

Denkmäler entdecken und „lesen lernen“

Gerade Denkmäler sind ideale Orte der Reflexion, um über aktuelle Themen wie die Errungenschaften der modernen europäischen Demokratie ins Gespräch zu kommen. Wer die Bau- und Nutzungsgeschichte von historischen Bauten, die Biografien ihrer Erbauer und Nutzer sowie die kulturhistorischen Hintergründe von Bauaufgaben hinterfragt und diskutiert, entdeckt unerwartet viel Neues. Etwa über die Herkunft der eigenen Familie, die Geschichte(n) der eigenen Stadt und ihren Bezug zu Europa sowie das damit verbundene heutige Lebensgefühl. Denkmäler tragen ihre Geschichten jedoch nicht offensichtlich nach außen – man muss sie für sich entdecken und lesen lernen, um sie zu verstehen. Genau darum geht es bei dem Gemeinschaftsprojekt der Denkmalfachämter der Bundesländer und ihrer Kooperationspartner.

Europa vor der eigenen Haustür entdecken

„Denkmal Europa“ lädt mit einprägsamen Graphic Novels, lebendigen Zeitleisten, Projektideen für eigene Erkundungen und vielen Praxisbeispiele nach draußen ein, um überraschend viel Europa in der vertrauten Nachbarschaft wahrzunehmen. Denn wer weiß schon, wie viele französische oder italienische Einflüsse sich unmittelbar im eigenen Umfeld befinden? Oder wie englische Ingenieurskunst neue hygienische Standards und damit gesünderes Wohnen in deutsche Städte gebracht hat? Oder, dass unser heutiger baukultureller Reichtum ein Ergebnis zahlreicher grenzüberschreitender kultureller Austauschprozesse ist? Europa gibt es tatsächlich überall zu entdecken.

Die digitale Ausstellung liefert nicht nur ansprechend aufbereitete Informationen sondern auch unzählige Ideen für die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen jeder Altersstufe. Bild: Screenshot www.denkmal-europa.de

Um Denkmäler langfristig zu schützen, sei es besonders wichtig, dass sich junge Menschen heute emotional mit ihnen verbinden, denn nur so würden sie später verantwortungsvoll mit ihrem Erbe umgehen, ist der VDL überzeugt. Daher finden insbesondere Kulturinstitute, Museen, Schulen oder Familien, aber auch Heimat- und Geschichtsvereine, Ehrenamtliche und Initiativen auf der Internetseite viele Impulse, um mit allen Sinnen den „europäischen Code“ in den Denkmälern ihrer Alltagswelt zu entschlüsseln und die Vergangenheit mit Blick auf die heute relevanten Themen zu untersuchen. Ergänzend dazu liefert eine Toolbox kreative Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit Bildern, Audios und Videos, die zum analogen und digitalen Selberforschen anstiften.

Die Begründung der Auswahlkommission

Beeindruckt von der attraktiven und nutzerfreundlichen Benutzeroberfläche der Webseite, stellte die Auswahlkommission des Europa Nostra Award fest: „Die Webseite schafft visuell, schriftlich und auditiv intuitive Zugänge zum baukulturellen Erbe Europas. Sie ist responsiv und dadurch mit jedem Gerät kompatibel. Sie inspiriert vor allem Kulturvermittler*innen, um Kinder und Jugendliche zu befähigen, Denkmäler und ihre innewohnenden Erinnerungen auf intelligente aktive Art und Weise sowohl digital als auch vor Ort zu erforschen.“ Dieses in Deutschland einzigartige Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur politischen, kulturellen und nachhaltigen Bildung und zum grenzüberschreitenden Denken. Die Jury erklärte: „Die sorgfältig ausgewählten Themen fördern die Erforschung unserer Geschichte, schaffen ein Gefühl der Eigenverantwortung und motivieren so zum Denkmalschutz und erleichtern die Erkundung und das Verständnis unserer gemeinsamen europäischen Identität durch materielles und immaterielles Kulturerbe“.

Das Projekt wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 gefördert. Weitere Informationen zu den deutschen Beiträgen finden Sie auf der zentralen Plattform www.sharingheritage.de des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK).

„Denkmal Europa“ finden Sie online unter: www.denkmal-europa.de

Kurzfilme zu allen Preisträgern des Europa Nostra Awards 2019 gibt es hier:
https://vimeo.com/showcase/5991034?page=2

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