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So wirbt NRW um Grundschullehrer – das gleiche Gehalt wie die Gymnasial-Kollegen bekommen sie aber auch 2020 nicht

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DÜSSELDORF. In Nordrhein-Westfalen ist eine neue Runde der Werbekampagne für den Lehrerberuf angelaufen – 4000 Stellen sind aktuell unbesetzt. Um das Lehramt insbesondere an den am stärksten vom Lehrermangel betroffenen Grundschulen attraktiver zu machen, fordern Verbände seit langem eine Angleichung der Besoldung an das Niveau von Gymnasiallehrern. Doch auch der Haushaltsplan 2020, das zeigte eine Anhörung, sieht das nicht vor.

So wirbt Nordrhein-Westfalen aktuell um Lehrer für die Grundschule – ob’s hilft? Foto: MSB NRW

Das Schulministerium Nordrhein-Westfalen hat eine zweite Runde seiner Werbekampagne für den Lehrerberuf eingeläutet – mit neuen Motiven. Statt Plakaten mit dem in Versalien gedruckten Slogan „Job mit Pultstatus – Gönn dir“ (die Westdeutsche Allgemeine Zeitung schrieb dazu: „Peinlich-Kampagne“) werden jetzt tatsächlich Lehrer („Daniel, Lehrer und Sonderpädagoge an einer Grundschule“) in den Fokus gerückt und mit Attributen wie „aufmerksam, authentisch, aufrichtig“,  „dynamisch, digital, direkt“ oder „begabt, begeistert, blitzgescheit“ versehen. In Großbuchstaben bekommen sie eine Klasse zugeteilt („1a“).

Ob das hilft? Aktuell sind in Nordrhein-Westfalen insbesondere an den Grund- Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen derzeit rund 4.000 Lehrerstellen unbesetzt. Bis 2029 dürfte der Fehlbedarf sogar auf rund 15.000 Stellen anwachsen, wie die „taz“ unter Berufung auf eine aktuelle Bedarfsanalyse meldet. Weil sich die Beschäftigungsaussichte sich in den einzelnen Lehrämtern und Schulformen deutlich unterschieden, werde auch weiterhin lehramts- und fächerspezifisch geworben, teilt das Ministerium weiter mit. Tatsächlich gibt es für Sekundarstufe II-Lehrer im Land ein stattliches Überangebot.

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Die Landesregierung hatte in Aussicht gestellt, Lehrer gleich zu besolden – aber…

Für den VBE und den Verband „lehrer nrw“ ist die Ursache für diese Unwucht klar – sie liegt in der unterschiedlichen Bezahlung begründet. Eine Angleichung hatte Schwarz-Gelb in Aussicht gestellt. Bislang ist davon allerdings nichts zu sehen – auch im jetzt vorgelegten Haushaltsentwurf für 2020 nicht. Für die Verbände ist das ein großes Ärgernis. „Die nach wie vor offene Besoldungsfrage bleibt bisher ein uneingelöstes Wahlversprechen der schwarz-gelben Landesregierung“, erklärt „lehrer nrw“-Vorsitzende Brigitte Balbach.

„Diese Blockadehaltung ist sehr enttäuschend. Diese Koalition hat klar und deutlich kommuniziert, dass sie die Gerechtigkeitslücke bei der Besoldung schließen will. Und nun sitzt Finanzminister Lutz Lienenkämper auf dem Geld“, sagt sie. „Dabei sollte Schwarz-Gelb aus der Vergangenheit gelernt haben, dass Landesregierungen für Versäumnisse im Schulbereich vom Wähler abgestraft werden. Wer den Lehrermangel wirksam bekämpfen will, muss dem Lehrer-Nachwuchs handfeste finanzielle Anreize bieten. Die Untätigkeit in der Besoldungsfrage ist zum Damoklesschwert für Schwarz-Gelb geworden. Angesichts maroder Schulen, unterbezahlter Lehrkräfte und miserabler Arbeitsbedingungen ist den Wählern das Dogma der Null-Neuverschuldung nicht mehr zu vermitteln.“

Den betroffenen Lehrern offenbar auch nicht. „Seit 2009 durchlaufen alle Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen eine gleich lange Ausbildung. Das spiegelt sich allerdings nicht in der Besoldung. Daher fordert „lehrer nrw“: Alle grundständig ausgebildeten Lehrkräfte müssen nach A13 besoldet werden. Für Bestandslehrkräfte muss ein Stufenplan zur schrittweisen Besoldungsanpassung aufgelegt werden. Und Seiteneinsteiger müssen Möglichkeiten zur Nachqualifizierung erhalten“, so heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.

“Ungerechtigkeit der Bezahlung der Lehrkräfte muss endlich aufgehoben werden.”

Der VBE schlägt in dieselbe Kerbe. „Weder der alarmierende Personalmangel noch die rechtliche Konsequenz aus der vor zehn Jahren geänderten Lehrkräfteausbildung sorgen für ein Handeln. Das ist erschreckend. Um langfristig gut und grundständig ausgebildetes Personal für beste Bildung in allen Schulformen zu erhalten, muss die Ungerechtigkeit der Bezahlung der Lehrkräfte endlich aufgehoben werden. Lehramtsstudierende von heute sind die Lehrkräfte von morgen“, sagt die stellvertretende Landesvorsitzende Wibke Poth.

Dabei wäre eigentlich genug Geld vorhanden, rechnet VBE-Landeschef Stefan Behlau vor. Durch die vielen Tausend unbesetzten Lehrerstellen spare der Finanzminister nämlich eine Menge Geld – Geld, das nun an anderen Stellen im Haushalt eingesetzt werde. Behlau: „Es darf nicht sein, dass die Finanzmittel für unbesetzte Stellen im Schulbereich letztlich zur Konsolidierung des Gesamthaushaltes und damit zur Erreichung der ‚Schwarzen Null‘ missbraucht werden. Es fehlen mögliche und längst notwendige Schritte.“

Dass dazu auch die Arbeitsbedingungen gehören, unterstreicht „lehrer nrw“-Chefin Balbach. „Wichtig ist, den Schulalltag wieder lebbar zu gestalten“, betont sie. „Dazu braucht es u.a. multiprofessionelle Teams mit Schulverwaltungsassistenten, Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen – und zwar ohne Anrechnung auf die Zahl der Lehrerstellen. Ziel ist eine Attraktivitätssteigerung des Lehrerberufs insgesamt. Das sollte sich die Landesregierung auf die Fahnen schreiben.“

Zusätzliche Stellen für Schulsozialarbeiter? Gibt’s auch erstmal nicht

Das tut sie aktuell nicht. 650 zusätzliche Stellen für Sozialpädagogen hatte Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) den Schulen in Aussicht gestellt – Finanzminister Lienenkämper (CDU) legte sein Veto ein. Stattdessen ist jetzt die Werbekampagne angelaufen. „Die Grundidee der diesjährigen Kampagne entstand vor dem Hintergrund, dass viele Lehrkräfte häufig von ‚ihrer Klasse‘ sprechen. Der Kampagnenansatz ‚Meine Klasse‘ zeigt die hohe Identifikation von Lehrerinnen und Lehrern mit ihrem Beruf und den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen und hebt das außergewöhnliche Engagement der Lehrkräfte für ‚ihre‘ Schülerinnen und Schüler hervor“, so heißt es zur Erklärung. Ob das hilft? Agentur für Bildungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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