ERFURT. A13 für alle Lehrer – die Forderung, die die GEW und der VBE seit Jahren erheben, ist jetzt auch in Thüringen ein Thema. Der Bildungsminister dort befürwortet, dass Grundschullehrer grundsätzlich so bezahlt werden wie Gymnasiallehrer. Allerdings hat die Landesregierung im Freistaat keine eigene Mehrheit. Und es gibt auch Widerstand gegen das Ansinnen – von Rechtsaußen zum Beispiel.
Im Thüringer Landtag ist es zu einer kontroversen Debatte um die Frage gekommen, ob Gymnasiallehrer mehr arbeiten müssen als Pädagogen an den Grundschulen. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke sagte in Erfurt während einer Plenardebatte, Gymnasiallehrer hätten «eine viel größere Belastung» zu schultern und müssten deshalb auch mehr Geld bekommen.
“Nicht zu vergleichen mit Belastung eines Grundschullehrers”
Höcke argumentierte unter anderem, dass Gymnasiallehrer eine sehr hohe Arbeitsbelastung hätten, weil sie ihre Schüler durch wichtige Abschlussprüfungen begleiten und Klausuren korrigieren müssten. «Das ist nicht zu vergleichen mit der Arbeitsbelastung eines Grundschullehrers», sagte er. Deshalb sei es richtig, dass es beim Einkommen «einen gewissen Abstand» zwischen den Pädagogen gebe. (Höcke und der rechtsradikale AfD-„Flügel“ stehen jetzt unter Beobachtung des Verfassungsschutzes – News4teachers berichtet hier ausführlich darüber.)
Unter anderem der Linke-Bildungspolitiker Torsten Wolf wies diese Aussage zurück. «Das war wirklich peinlich, was Sie hier gerade geliefert haben», sagte er.
Nach Ansicht von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) gibt es ein ganz pragmatisches Argument dafür, alle Lehrer im Freistaat gleich zu bezahlen – unabhängig davon, an welcher Schule sie unterrichten. Holter sagte, zwar könne man einerseits eine Debatte darüber führen, ob Lehrer unterschiedlich bezahlt werden sollten oder nicht. Andererseits sei es aber schlicht und einfach erforderlich, auch Grundschullehrer in Thüringen nach den Gehaltsstufe A13 zu bezahlen, in die Gymnasiallehrer in der Regel eingruppiert werden.
Der Wettbewerb zwischen den Bundesländern um Lehrernachwuchs mache das notwendig, sagte er. Entweder Thüringen vergüte seine Grundschullehrer demnächst auch entsprechend oder «wir ziehen den Kürzen», sagte Holter.
Plakatkampagne zur Gewinnung von Lehrern
Nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW bekommen Grundschullehrer unter anderem in Sachsen und Brandenburg inzwischen ein A13-Gehalt. Auch Mecklenburg-Vorpommern hat unlängst beschlossen, Grundschullehrer künftig nach A13 zu bezahlen. Die Gewerkschaft fordert seit Langem, Grundschullehrer in allen Ländern nach A13 zu bezahlen.
Holter kündigte an, eine Plakatkampagne zur Gewinnung von Lehrern im Sommer mit neuen Motiven fortsetzen zu wollen. Die Kampagne sei bislang sehr erfolgreich gewesen. Thüringen brauche dringend junge Lehrer. In manchen Schulen seien bis zu drei Viertel aller Lehrer bereits über 50 Jahre alt, sagte er. In keinem anderen Land gebe es mehr Lehrer im Alter von über 60 Jahren. Bis zum Jahr 2030 müssten im Freistaat mindestens 8000 neue Lehrer eingestellt werden. dpa
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