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Karliczek warnt vor “Überbietungswettbewerb” bei Öffnungen von Schulen und Kitas: Gesundheitsschutz muss an erster Stelle stehen

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BERLIN. Der Druck steigt. Die Debatte über mehr Tempo bei der Rückkehr zu einem Regelbetrieb in Schulen und Kitas hat zuletzt an Dynamik gewonnen. Immer vehementer wird die Forderung vertreten, die geltenden Beschränkungen aufzuheben. Es gibt aber auch mahnende Stimmen. Voran: die Bundesbildungsministerin. Auch Bayerns Ministerpräsident bremst. 

Tritt als Mahnerin vor zu schnellen Öffnungen von Schulen und Kitas auf: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Foto: BMBF / Laurence Chaperon

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat vor einem «Überbietungswettbewerb» bei Rufen nach der Wiedereröffnung von Schulen und Kitas gewarnt. «Wir alle wünschen uns, dass Kitas und Schulen möglichst rasch wieder vollständig öffnen können», sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Ich warne allerdings vor einem Überbietungswettbewerb entsprechender Forderungen.» Die Menschen wollten vor allem Verlässlichkeit, und der Gesundheitsschutz müsse weiter an erster Stelle stehen, führte Karliczek aus. Auf dieser Basis träfen die Bundesländer ihre Entscheidungen.

Studien sollen Verbreitungsgefahr durch Kitas und Schulen klären

Die Debatte über mehr Tempo bei der Rückkehr zum Schul- und Kita-Regelbetrieb hatte zuletzt weiter Fahrt aufgenommen. Vier Medizinerverbände hatten trotz Corona-Pandemie in einer gemeinsamen Stellungnahme dafür plädiert, Schulen und Kitas umgehend wieder zu öffnen. Das Übertragungsrisiko durch Kinder scheine gering, hieß es (über den Vorstoß und die Reaktionen darauf – hier). Karliczek betonte nun, das Bundesbildungsministerium fördere eine ganze Reihe von Studien, um das neue Virus, seine Verbreitung und seine Wirkungen besser kennenzulernen. „Damit verbreitern wir zugleich unsere Wissensgrundlagen für entsprechende politische Entscheidungen.“

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Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet warb für den in seinem Bundesland geplanten Start eines eingeschränkten Regelbetriebs in den Kitas. «Und wenn man sieht, dass inzwischen in Bayern Biergärten geöffnet haben, dann finde ich, haben auch die Kinder wieder Betreuung verdient», sagte der CDU-Politiker am Mittwochabend in der Sendung «ARD Extra». Er habe immer dafür plädiert, abzuwägen, «welche Schäden richten wir auch an, wenn Kinder jetzt seit über acht Wochen nicht mehr in den Kitas waren. Und dem versuchen wir jetzt, ein wenig Rechnung zu tragen». In Nordrhein-Westfalen sollen alle Kinder ab dem 8. Juni wieder in ihre Kitas und die Tagespflege zurückkehren können, aber mit einem reduzierten Umfang der Betreuung. Ursprünglich war eine Öffnung erst für September in Aussicht gestellt worden.

Laschet: “Da braucht man individuelle Antworten”

Laschet verwies auf die Forderung der medizinischen Fachgesellschaften nach einem Ende des in der Corona-Krise verhängten Notbetriebs von Schulen und Kitas. Der Ministerpräsident hob geplante Hygienemaßnahmen hervor und betonte zudem: «Man muss natürlich das auf jede einzelne Kita anpassen.» Er führte aus: «Und da werden sie die Kitas im ländlichen Raum anders erleben als in verdichteten Großstädten. Da braucht man individuelle Antworten.»

Wochenlang waren in ganz Deutschland Schulen und Kitas wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Seit Ende April wurde der Schulbetrieb stufenweise wieder aufgenommen. In den Kitas wird derweil die Notbetreuung weiter ausgeweitet. Über das Tempo der Wiederöffnung entscheiden die Bundesländer selbst. Der Freitstaat Sachsen hat Anfang der Woche die Grundschulen und Kitas für alle Kinder geöffnet – und verzichtet dabei auf Kleingruppen und Abstandsregeln, weil Kinder angeblich beim Infektionsgeschehen keine große Rolle spielen (News4teachers berichtet ausführlich über das umstrittene Modell – hier). In Nordrhein-Westfalen wird offenbar bereits die Verpflichtung von Lehrern aus Risikogruppen für den Präsenzunterricht vorbereitet (hier geht es zu einem Bericht über die Hintergründe). Auch in Bayern sollen schrittweise mehr Kinder zurück in Kindergärten und Krippen dürfen – Mitte Juni nach den Pfingstferien soll es dort Betreuungsmöglichkeiten für rund 80 Prozent der berechtigten Kinder geben.

Söder: Widersprüchliche Aussagen über Schulen und Kitas

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) setzt gleichwohl auf ein vorsichtiges Vorgehen: «Wir bekommen unterschiedlichste wissenschaftliche Aussagen über die Gefährdungslage», sagte er am Mittwochabend in der ARD-Sendung «Maischberger. Die Woche». Deswegen sei es «einfach klug, da schrittweise vorzugehen.» Er berichtete auch von großer Skepsis «sowohl von den Lehrerinnen und Lehrern, als auch von vielen Eltern». «Es ist nämlich nicht so, dass alle massiv drängen. Das Gegenteil ist der Fall.»

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte mit Blick auf die Forderung der Ärztegesellschaften auf weitgehende Kita- und Schulöffnungen erklärt: «Wenn sich wirklich bewahrheiten sollte, dass Kinder eine geringere Infektions- und Ansteckungsrate haben, können wir anders über die Rückkehr zum vollständigen Regelbetrieb diskutieren.» Noch gebe es dazu aber «keine gesicherten Erkenntnisse». News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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