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VBE zieht bittere Bilanz nach einer Woche Unterricht: Von geregeltem Schulbetrieb kann keine Rede sein – das Schuljahr ist praktisch zu Ende

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MAINZ. Überfüllte Schulbusse, Hygienemängel, zu wenig Lehrer und Defizite bei der Digitalisierung: Das ist die bittere Bilanz des VBE Rheinland-Pfalz nach einer Woche Unterricht. «Das Schuljahr 2019/20 ist gefühlt zu Ende – und das bereits seit Mitte März, als die Schulen bundesweit geschlossen wurden», kritisiert der Landesvorsitzende Gerhard Bold in einem Offenen Brief an Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), Präsidentin der KMK. «Wir hegen begründete Skepsis, dass der Unterricht bis zu den Sommerferien so stattfinden kann, wie Sie es den Eltern versprochen haben.» Jetzt müsse frühzeitig das neue Schuljahr geplant werden.

Der VBE zieht eine bittere Bilanz der bisherigen Schulöffnungen im Zeichen der Corona-Krise. Illustration: Shutterstock

Die ersten Klassenstufen seien in der Corona-Krise ohne genügend Vorlauf und zu sorglos wieder unterrichtet worden. «Ohne Rücksicht auf Leib und Leben gefährdete die Landesregierung die Gesundheit aller Schülerinnen und Schüler sowie aller Lehrkräfte.» Als Beispiele für seine scharfe Kritik nennt Bold den Mund-Nasen-Schutz. Die Schüler, nicht aber Lehrer und andere Beschäftigte hätten solche Masken bekommen. Die Schulen müssten sich eigenständig Plexiglasscheiben als Spuckschutz basteln.

Wieso bekommen Lehrer keine Masken?

Wörtlich schreibt Bold: „Allerorts werden Sicherheitsmaßnahmen getroffen, Masken an Mitarbeiter/-innen verteilt, Personal mit Visieren/Spuckschutz sowie transparenten Schutzscheiben beim Kontakt mit anderen Menschen geschützt. Nur in den Schulen scheinen eben diese Maßnahmen nicht möglich zu sein: Wieso werden alle Schüler/-innen, aber nicht alle an den Schulen Beschäftigten mit Masken ausgestattet? Wieso sind Schulen auf sich alleine gestellt und basteln sich eigenständig Plexiglasscheiben für einen abgetrennten Bereich im Klassenraum? Die Versorgung mit Schutzmasken durch den Arbeitgeber bzw. Dienstherren sowie Sicherheitsmaßnahmen wie das Einrichten durch Plexiglasscheiben geschützter Bereiche sind basale Maßnahmen, die an jeder Schule im Land vorgenommen werden müssen! Der Lehrer/-innenberuf wird durch das sorglose Handeln der Landesregierung zu einem Hochrisikoberuf – noch ist Zeit genug, um nachzusteuern und sich um den Gesundheitsschutz adäquat zu kümmern.“

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Die Schulbusse seien viel zu voll und auf die Maskenpflicht werde in den Bussen vielerorts kaum geachtet. „Die Busfahrer und -unternehmen sehen sich nicht in der Pflicht, hier zu kontrollieren. Somit steigt das Risiko, sich mit dem gefährlichen Corona-Virus zu infizieren, schon morgens mit in den Schulbus, begleitet die Schüler/-innen über den gesamten Tag und breitet sich im Kontakt mit den Lehrkräften weiter aus“, schreibt der VBE-Landesvorsitzende.

Es fehlt an Desinfektionsmitteln – und an einsatzfähigen Lehrern

Viele Reinigungskräfte seien nicht mit ausreichenden Mengen an Desinfektionsmitteln ausgestattet. Ein großer Teil der Lehrer gehöre zur Risikogruppe und könne keinen Präsenzunterricht geben. „Daher ist es mehr als fraglich, ob die stufenweise Unterrichtung der Kinder und Jugendlichen tatsächlich wie geplant stattfinden kann, denn die Personaldecke wird immer dünner – war sie doch schon in Zeiten vor Corona auf Kante genäht“, so heißt es in dem Brief. Dazu komme ein Mangel an – unter Hygienevorschriften – geeigneten Klassenräumen.

Bold: „Nicht zuletzt zeigen sich auch Defizite der Digitalisierung so deutlich wie nie zuvor: Schüler/-innen wie Lehrkräfte waren kaum auf den Einsatz digitalen Lernens vorbereitet, es hapert an Endgeräten wie auch an den technischen Kenntnissen, ganz zu schweigen von adäquaten Lehr- und Lernmaterialien. Eine gescannte Schulbuchseite ist noch kein digitales Lernen! Wir fordern Sie dazu auf, die Krise als Impuls für Innovation zu nutzen, also nach einer Evaluation der Defizite entsprechend gegenzusteuern, um die digitale Infrastruktur, Ausstattung, Lehr- und Lernmaterialien und Fort- und Weiterbildungen der Lehrpersonen sowie Entwicklung und wissenschaftliche Evaluierung pädagogischer Konzepte zu gewährleisten.“

“Ein realistisches Schuljahr 2020/2021 planen”

Fazit des VBE-Chefs: „Ein Zurück zu einem normalen Schuljahresende sehen wir trotz aller Bemühungen nicht – umso wichtiger ist es, sich frühzeitig für eine Planung des Schuljahres 2020/21 zusammenzusetzen: Gemeinsam müssen wir ein realistisches Schuljahr planen, das die Gesundheit aller im Blick hat, Praxiserfahrungen der bisherigen Phase des Homeschoolings beachtet, digitales Lernen für alle ermöglicht und alle vorgenannten Aspekte berücksichtigt – die oberste Priorität liegt auf der personellen Aufstockung durch Lehrkräfte, die für Vertretungen zur Verfügung stehen.“

Hubig wies die Kritik entschieden zurück. Sie verwies darauf, dass Schüler ein Recht auf Bildung haben und Schule deutlich mehr als Unterricht sei. «Alle Schulen haben eine Notreserve an Einweg-Masken sowie Desinfektionsmittel erhalten», betonte Hubig. «Lehrkräfte, die ihre Maske vergessen haben, können eine Einweg-Maske über die Reserve erhalten.» Zudem seien 150.000 Einweg-Masken als Reserve an die Fahrer von Schulbussen gegeben worden, für den Fall, dass Kinder ihre Maske vergessen haben. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum vollständigen Offenen Brief des VBE-Landesvorsitzenden.

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