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Verläuft das kommende Schuljahr genauso chaotisch wie das letzte? Bundeselternrat und Lehrerverband sehen Schulen nicht gerüstet

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BERLIN. Wird das neue Schuljahr nicht besser als das alte? Scharfe Kritik an der geplanten Rückkehr zum Regelunterricht nach den Sommerferien kommt von Eltern- und Lehrervertretern. “Es ist völlig blauäugig, jetzt so zu tun, als sei Corona nach den Ferien einfach vorbei”, sagt der Vorsitzende des Bundeselternrates, Stephan Wassmuth, der «Bild am Sonntag» zufolge. Dass die Schulen jetzt wieder in den Regelbetrieb wechseln sollten, liege nur daran, dass es zu wenig Personal und zu wenige Räume gebe. Auch der Deutsche Lehrerverband sieht die Schulen nicht für eine Rückkehr zum Normalbetrieb unter Corona-Bedingungen gerüstet.

Wird es im kommenden Schuljahr wieder Fernunterricht geben – und: Sind die Schulen darauf vorbereitet? Foto: Shutterstock

Der Bundeselternrats-Vorsitzende Wassmuth ist skeptisch, was das kommende Schuljahr angeht. “Wir brauchen endlich einen qualifizierten Fernunterricht, damit Eltern nicht wieder in die Rolle der Lehrer gedrängt werden”, sagt er. Die Homeschooling-Situation der vergangenen Monate dürfe sich nicht wiederholen. “Wenn gemeinsame Standards für den Fernunterricht fehlen, wird Bildung immer mehr zum Glücksspiel.”

Wassmuth hatte bereits Ende Mai angeregt: „Um möglichst viel Präsenzunterricht für möglichst viele Schüler zu ermöglichen, sollten auch andere Gebäude fürs Lernen genutzt werden: Vereinshäuser, kommunale Veranstaltungsräume, Tagungszentren, Kongressräume in Hotels oder sogar Messehallen.“ Der Vorteil: Aufgrund der Coronakrise finden dort keine Veranstaltungen statt.

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Die Schulträger sollten frühzeitig solche Ausweichlösungen einplanen, damit die Schulen nach den Sommerferien mit mehr Platz starten könnten. „Wir rechnen damit, dass es an den meisten Schulen eine Mischung aus Präsenzunterricht und digitalem Fernunterricht geben wird.“ Wassmuth forderte seinerzeit, die nächsten Wochen zu nutzen, um die Lehrer dafür fit zu machen: „Damit sämtliche Lehrer in der Lage sind, mit digitalen Systemen umzugehen und online zu unterrichten, sollten die Sommerferien für Schulungen genutzt werden.“ Passiert ist seitdem allerdings wenig.

Lehrerverbands-Chef: Öffentlichkeit wird Sand in die Augen gestreut

Es gibt in den Ländern weder organisatorische Vorbereitungen dafür, den Präsenzunterricht räumlich so zu entzerren, dass auch mit Abstandsregel gearbeitet werden kann, noch liegen ausgearbeitete Konzepte für einen zielführenden Fernunterricht vor. So kritisiert Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, gegenüber der „Bild am Sonntag“: „Alle bisherigen Konzepte können nicht davon ablenken, dass die Schulen weder auf den Normalbetrieb noch auf den Fernunterricht gut vorbereitet sind. Hier wird der Öffentlichkeit Sand in die Augen gestreut.“

So sei es völlig unklar, wie die Hygienekonzepte der Länder umgesetzt werden sollten. Meidinger: „Die Isolierung von Lerngruppen wird spätestens in der Oberstufe mit ihrem Kurssystem nicht mehr funktionieren.“ Der Verbandspräsident kritisierte, dass die Corona-Konzepte der Kultusministerien nicht zwischen älteren und jüngeren Schülern unterscheiden. „Es ist fatal, dass Schüler aller Altersstufen in einen Topf geworfen werden. Wir wissen, dass sich das Virus bei jungen Kindern ganz anders verbreitet als bei jungen Erwachsenen. Die meisten Konzepte unterscheiden aber nicht zwischen Erstklässlern und Abiturienten” erklärt Meidinger. Lüftungskonzepte scheiterten schon allein daran, „dass nicht alle Klassenräume Fenster haben, die man öffnen kann“.

Karliczek: Es wird weiter große Unterschiede beim Fernunterricht geben

Im Falle von erneuten Schulschließungen geht auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) davon aus, dass der Fernunterricht weiterhin zu Problemen führen wird. „Es wird sicher weiter von Schule zu Schule Unterschiede geben. Die Rückstände sind teilweise recht groß. So realistisch müssen wir sein, trotz der Anstrengungen von Bund und Ländern”, sagt Karliczek laut „Bild am Sonntag“.

Beim Schulunterricht der vergangenen Monate hatte Karliczek zuvor erhebliche Defizite eingeräumt. Beim digitalen Lernen zu Hause habe es „enorme Unterschiede“ gegeben, sagte Karliczek der „Bild am Sonntag“. “Es gab Schulen, an denen Lehrer während der Krise so gut wie gar keinen direkten Kontakt zu den Schülern hatten.” Es sei klar, dass in solchen Fällen Wissenslücken entstanden seien. Deutschland sei „seit Langem in der Schulbildung eher nur gutes Mittelmaß“, sagt Karliczek weiter. Und auch in Pandemie-Zeiten sei Schule im Großen und Ganzen „eher mittelmäßig“ gelaufen.

„Mittelmaß kann aber nicht unser Anspruch sein“, befindet die Bundesbildungsministerin und meint: „Wir müssen besser werden – jetzt in der Corona-Zeit und vor allem danach. Wir brauchen einen neuen Aufbruch im Schulwesen.“ News4teachers / mit Material der dpa

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