BERLIN. Jetzt ist es beschlossen: An Berlins Schulen gilt nach den Sommerferien eine Maskenpflicht – außerhalb der Klassenräume jedenfalls. Das soll Schüler wie Lehrer besser vor dem Coronavirus schützen. Doch etliche Fragen sind noch offen. Auch Thüringen hat aktuell angekündigt, Schüler und Lehrer mit Mund-Nasen-Masken (wie schon im vergangenen Schuljahr) durch die Schulgebäude laufen zu lassen.
Berlin setzt im Kampf gegen das Coronavirus auf eine Maskenpflicht an Schulen. Die Regelung soll nach Ferienende in gut einer Woche für Schüler, Lehrer und andere Beschäftigte in Schulgebäuden gelten, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag mitteilte. Sie müssen einen Mund-Nasen-Schutz zum Beispiel auf Fluren, in Aufenthalts- und Gemeinschaftsräumen oder der Toilette tragen. In Unterrichtsräumen, auf dem Pausenhof oder im Hort soll diese Verpflichtung nicht gelten.
Mit der Maskenpflicht, die der Senat am kommenden Dienstag noch formal beschließen muss, ist Berlin nicht das erste Bundesland. Der Beschluss in der Bundeshauptstadt dürfte aber Signalwirkung für die übrigen Länder haben. Los geht es in Berlin am 10. August. Im Abgeordnetenhaus stieß die neue Regel auf viel Zustimmung, aber auch Ablehnung. Während SPD, Linke, Grüne, AfD und mit Abstrichen auch FDP sie befürworteten, übte die CDU Kritik und sprach von «Panik statt Planung».
Kommt die Maskenpflicht bald für alle Schulen bundesweit?
Auch anderswo in Deutschland gehört der Mund-Nasen-Schutz nach Ende der Ferien zum Schulalltag gehören. Offen ist aber vielfach noch, ob und in welchem Umfang das verpflichtend sein soll. In Baden-Württemberg etwa ist nach den Sommerferien eine Pflicht zumindest in den weiterführenden Schulen geplant (News4teachers berichtete). In Niedersachsen und in Rheinland-Pfalz gilt an den Schulen mit der Rückkehr zum Regelbetrieb grundsätzlich eine Maskenpflicht im Schulgebäude außerhalb des Unterrichts. Ähnliches ist jetzt auch für Thüringen vorgesehen (siehe Beitrag unten).
In einigen anderen Ländern wie NRW wiederum ist von freiwilligen Maskengeboten die Rede, oder es liegt – wie in Hessen oder Sachsen – im Ermessen der Schulen. Berlins Nachbarland Brandenburg plant aktuell keine Maskenpflicht. Lehrern wird im neuen Hygieneplan lediglich empfohlen, im Kontakt zu Kollegen, Eltern und anderen Besuchern, bei der Schülerbeförderung und in Pausen auf dem Schulhof Masken zu tragen, wenn der Abstand von 1,5 Meter nicht eingehalten werden kann.
Nach dem Willen des rot-rot-grünen Berliner Senats sollen die Schulen im neuen Schuljahr trotz Corona-Krise wieder weitgehend im Regelbetrieb arbeiten (wie in den übrigen Bundesländern auch) – also mit Präsenzunterricht und wegen der großen Schülerzahl in den Räumlichkeiten ohne Mindestabstand. Ausnahmen gelten für Schüler mit Vorerkrankungen.
Die Maskenpflicht ist als Teil von Hygieneplänen nun ein Baustein, um den Schutz vor Ansteckung mit dem Virus zu verbessern. Außerdem ist geplant, Klassenverbände den ganzen Tag im selben Raum zu beschulen, um Begegnungen mit anderen Schülern zu vermeiden. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch das regelmäßige Lüften der Räume.
Maskenpflicht auch in Grundschulen – Ausnahmen in Förderschulen
Die Verpflichtung, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, gilt laut Bildungsverwaltung grundsätzlich für alle Schulformen. Für Förderschulen, an denen behinderte Menschen lernen, wird es aber Ausnahmen geben. Offen ist noch, ob an den Schulen Masken vorgehalten werden für Schüler, die keine oder diese vergessen haben. Dazu seien noch Gespräche geplant, hieß es.
«Ich halte eine Maskenpflicht zum jetzigen Zeitpunkt für nicht sinnvoll. Das ist Panik statt Planung», sagte CDU-Bildungsfachmann Dirk Stettner. Unklar sei zum Beispiel, was mit Schülern passiere, die keine Maske trügen, oder solchen, bei denen die Eltern das ablehnten. Die Schulen würden alleingelassen. Aus Stettners Sicht hätte Scheeres längst einen umfassenden Plan B für den Fall steigender Infektionszahlen vorbereiten müssen. Dabei hätte auch eine Maskenpflicht eine Rolle spielen können, meinte er.
Unterstützung für Scheeres kam von Linke-Bildungspolitikerin Regina Kittler. «Masken bieten nachweislich mehr Schutz», sagte sie. Ähnlich äußerte sich SPD-Bildungsexpertin Maja Lasic. «Es ist eine schmaler Grat zwischen der Frage, was wir Lehrkräften und Schülern zumuten können, und dem Infektionsschutz.» Der nun angedachte «Mittelweg» an Schulen entspreche der Corona-Linie in anderen Lebensbereichen.
Die Grünen-Bildungspolitikerin Marianne Burkert-Eulitz verwies darauf, dass nur wenig Zeit zur Umsetzung der Maskenpflicht bestehe. «Eine weitere Frage ist: Wie bekommt jedes Kind eine Maske?» Nötig sei aus ihrer Sicht auch Klarheit über die Corona-Teststrategie an Schulen. Da müsse Scheeres rasch liefern. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Paul Fresdorf, sagte, eine Maskenpflicht könne kein Hygienekonzept ersetzen. Es sei beschämend, dass scheinbar erst kurz vor Ferienende darüber nachgedacht werde, wie der Schulbetrieb während der Corona-Pandemie ablaufen solle. dpa
ERFURT. Eine Corona-Maske wird beim Schulstart Ende August in den Schulrucksack in Thüringen gehören, auch wenn die Schulen dann wieder in den Normalbetrieb gehen. «Die Mund-Nase-Bedeckung ist in der anhaltenden Pandemiesituation ein wichtiger Bestandteil des vorbeugenden Infektionsschutzes, den wir auch im kommenden Schuljahr praktizieren wollen», sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Donnerstag in Erfurt.
Sie müsse bei dem Ampelsystem, das dann gelten soll, auch ohne hohe Infektionszahlen in den Schulgebäuden überall dort getragen werden, wo die nötigen Abstände zwischen den Schülern nicht immer eingehalten werden könnten. «Ich stelle aber ausdrücklich klar: Im Unterricht ist eine Mund-Nase-Bedeckung wie auch bisher nicht erforderlich», sagte Holter. Zu den weiteren Hygieneregeln, die nach den Sommerferien in Thüringer Schulen anzuwenden sind, gehören nach Angaben Holters das regelmäßige Händewaschen und das Stoßlüften in Räumen.
Das Land will die Schulen im Freistaat im neuen Schuljahr grundsätzlich in den Regelbetrieb zurückschicken – und dabei mit einem dreistufigen Ampelsystem lokal begrenzt auf mögliche Corona-Ausbrüche in den Einrichtungen reagieren. Nach der Stufe Grün folgt die Stufe Gelb, sollte es einzelne Corona-Infektionen an einer Schule bei Lehrern oder Kindern geben. Die höchste Stufe ist die Stufe Rot, die bei einem großflächigen Corona-Ausbruch ausgerufen werden soll. Dann sollen die betreffenden Schulen komplett geschlossen werden. dpa
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Zweites Bundesland erwägt Maskenpflicht in der Schule – Lehrer begrüßen das
