MÜNCHEN. Handelsübliche mobile Raumluftreiniger können auch in größeren Räumen die Konzentration infektiöser Aerosolkonzentration wirkungsvoll reduzieren, haben jetzt Münchener Wissenschaftler festgestellt. Die Mund-Nasen-Bedeckung können sie allerdings nicht ersetzen.
In Räumen, in denen sich mehrere Personen aufhalten reichern sich infektiöse Aerosole an. Die Raumbelüftung ist daher ein elementarer Bestandteil aller aktuellen Hygienevorschriften, für den Präsenzunterricht. Das stellt einige Schulen vor erhebliche Probleme, denn nicht überall lassen sich kontrolliert die Fenster öffnen.
Die Reduktion der Aerosolkonzentration durch Lüften ist überdies oft nicht effektiv und im Winter nicht mehr ohne Weiteres möglich. Neben möglicher Energieverschwendung drohen Lehrern und Schülern Einschränkungen von Wohlbefinden und Gesundheit. Wissenschaftler der Universität der Bundeswehr München haben die Wirkung von Raumluftfiltern näher untersucht.
Technisch lassen sich Aerosole durch Filterung abscheiden. Aber wohl keine Schule verfügt über raumlufttechnische Anlagen, die Aerosol mit einem Durchmesser kleiner 1 μm zuverlässig abscheiden, wie im Falle von SARS-CoV-2 nötig. Ein Team um Professor Christian Kähler ist der Frage nachgegangen, ob mobile Raumluftreiniger grundsätzlich geeignet sind, einen sinnvollen Beitrag zur Reduzierung der Infektionsgefahr zu leisten.
Kähler und seine Mitarbeiter nutzten einen handelsüblichen (rund 1.000 Euro teuren) Raumluftreiniger mit einem Volumenstrom von bis zu 1500 m3/h. Er verfügte über eine Filterkombination, die gewährleistet, dass selbst Aerosol mit einem Durchmesser von 0,1 bis 0,3 μm zu 99,995 % aus der Raumluft abgeschieden wird.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Aerosolkonzentration in einem Raum mit einer Größe von 80 m2 in sechs Minuten halbiert wurde. Eine Anreicherung der Raumluft mit infektiösen Aerosolen sei damit nicht mehr möglich, da im Dauerbetrieb die gemessene Verweilzeit des ausgeatmeten Aerosols im Raum sehr kurz gewesen sei. Selbst in einen 22 Meter langen Flur mit über 40 m2 konnte bei maximalem Volumenstrom eine Halbierung der Aerosolkonzentration innerhalb von rund fünf Minuten realisiert werden, so die Wissenschaftler.
Raumluftreiniger mit großem Volumenstrom und hochwertigen Filtern der Klasse H14 seien somit eine sehr sinnvolle technische Lösung, um in Schulen, Büros, Geschäften, Wartezimmern, Gemeinde- und Vereinshäusern, Aufenthalts- und Essensräumen etc. die indirekte Infektionsgefahr durch Aerosole stark zu verringern. Sie können auch in Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen unterstützend eingesetzt werden, in denen Menschen zusammenstehen oder in denen aufgrund der Arbeitslast viel Aerosol ausgestoßen wird.
Deutlich weist Kähler allerdings auch darauf hin, dass Raumluftfilter den Mund-Nasen-Schutz nicht ersetzen könnten. Das Infektionsrisiko, durch direktes Anhusten oder bei langen Unterhaltungen über kurze Distanz könnten sie nicht verringern. Auch mit Raumluftfiltern sei es daher wichtig, auf ausreichend große Abstände zu anderen Personen zu achten und Mund-Nasen-Bedeckungen oder partikelfiltrierende Atemschutzmasken zu tragen. (zab, pm)
