DÜSSELDORF. In den mehr als 5000 Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der bestätigten Corona-Fälle bei Schülern und Lehrern deutlich angestiegen. Nach Ende der Herbstferien wurden in der vergangenen Woche (44. KW) 1808 Corona-Fälle bei Schülern verzeichnet, wie aus einem Bericht des Schulministeriums für die Ausschusssitzung des Landtags an diesem Mittwoch hervorgeht. In der 41. Kalenderwoche waren 853 Fälle gemeldet worden. Und: Möglicherweise ist das nur die Spitze des Eisbergs. Mediziner aus Bochum, die im Rahmen einer Langzeitstudie Kinder mit Symptomen wie Fieber und Husten untersuchen, registrieren einen drastischen Anstieg der Corona-Befunde.
Auch unter Lehrkräften im Land steigen die Infektionszahlen drastisch. Vergangene Woche wurden nach Angaben des Schulministeriums 367 Corona-Fälle unter Schulbeschäftigten gemeldet, in der Woche vor den Ferien waren es noch 166. Gesunken sind allerdings die Quarantäne-Fälle: Die Zahl der betroffenen Schüler sank von mehr als 23.300 vor den Herbstferien auf knapp 13.600 in der Woche nach den Ferien. Insgesamt 1287 Lehrkräfte (KW 41: 2084) saßen in Quarantäne fest.
Die Zahl der Schüler mit Corona-Infektionen steigt – und sie steigt offenbar immer schneller
Dass die Zahl der Corona-infizierten Kinder nach den Herbstferien angestiegen ist, beobachtet auch Dr. med. Folke Brinkmann, Kinderpulmologin an der Bochumer Universitätskinderklinik. „Corona ist angekommen“, sagt die Oberärztin laut der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, „auch bei Kindern und Jugendlichen“. Im Rahmen einer Untersuchung, die Brinkmann koordiniert, wurden seit Mai insgesamt 2800 Kinder mit Symptomen wie Fieber, langanhaltender Husten, Erbrechen oder Durchfall, auf Corona getestet. Bis Anfang August waren 750 Kinder getestet worden – und nur bei einem davon fiel der Test positiv aus. Seitdem gebe es 48 weitere positive Befunde.
Der Anstieg der Zahlen verläuft laut WAZ zudem immer schneller. „Und das sorgt mich“, so zitiert die Zeitung die Ärztin. Die Zahl der positiv abgestrichenen Kinder, die mit Symptomen zum Arzt gekommen waren, habe sich seit September verzehnfacht, so stellt sie fest. Der Wert stieg von 0,4 im September auf vier Prozent im Oktober an, steige weiter deutlich und liege, einer noch vorläufigen Auswertung zufolge, aktuell sogar bei über zehn Prozent. Allein am vergangenen Wochenende seien in der Notaufnahme der Kinderklinik vier positive Testergebnisse hinzugekommen – bei zehn untersuchten Kindern.
Das Blatt zitiert auch eine Kinderärztin aus Bochum. „Wochenlang „war nichts“, sagt diese. Aber in der letzten Woche plötzlich auch in ihrer Praxis: sieben Covid-positive Testergebnisse bei 20 fiebernden, schniefenden, hustenden oder sonst auffälligen Kindern, die sie vorsichtshalber abgestrichen hatte. Die Kinderärztin sei alarmiert: „Seit Ende der Herbstferien ist der Anstieg exponentiell.“
Studie aus Bayern zeigt auf: Sechsmal mehr infizierte Kinder als offiziell gemeldet
Eine neue Studie des Helmholtz Zentrums München hatte bereits in der vergangenen Woche für Schlagzeilen gesorgt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass wesentlich mehr Kinder in Bayern mit dem Coronavirus infiziert waren als gemeldet.
Zwischen Januar und Juli hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums knapp 12.000 Blutproben von Kindern in Bayern im Alter zwischen 1 und 18 Jahren auf SARS-CoV-2-Antikörper getestet. Zwischen April und Juli wiesen im Schnitt 0,87 Prozent der Kinder Antikörper auf (zweifach-positiv). Im Vergleich zu den vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Ernährung gemeldeten Fällen von Kindern in Bayern (zwischen 0 und 18 Jahren), die zwischen April und Juli positiv auf das Virus getestet wurden, war die Antikörperhäufigkeit damit sechsmal höher. (News4teachers berichtet ausführlich über die Corona-Studie unter Kindern.) News4teachers / mit Material der dpa
Das Robert-Koch-Institut beschreibt in seinem Corona-Steckbrief (Stand: 30.10.) den Stand der Forschung zum Infektionsrisiko für Kinder. Darin heißt es:
“Häufigkeit/Prävalenz: Die auf PCR-Testung basierende Prävalenz als Ausdruck aktiver Infektionsgeschehen liegt bei Kindern in den meisten Studien niedriger als bei Erwachsenen (176-180). In serologischen Studien zeigt sich kein einheitliches Bild: teils unterscheiden sich die Seroprävalenzen wenig von Erwachsenen, teilweise zeigte sich bei Kindern im Vergleich eine niedrigere Seroprävalenz. Zu beachten ist, dass neben der Empfänglichkeit für eine Infektion auch Anzahl und Art der Kontakte eine Rolle spielen. Da die Studien meist während oder im Anschluss an Kontaktbeschränkungen bzw. Lockdown-Situationen durchgeführt wurden, ist die Übertragbarkeit auf den Alltag begrenzt.
Empfänglichkeit/Suszeptibilität: In Studien in denen Kontaktpersonen von infektiösen Personen untersucht wurden, zeigte sich bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen meist eine geringere Empfänglichkeit. Kinder im Kindergartenalter waren weniger empfänglich für eine Infektion mit SARS-CoV-2 als Kinder im Schulalter.
Infektiosität: Die Infektiosität im Kindesalter wurde bisher selten untersucht und kann daher nicht abschließend bewertet werden. Die Ansteckungsrate durch Kinder war in Studien ähnlich hoch wie bei erwachsenen Primärfällen. Studien zur Viruslast bei Kindern zeigen keinen wesentlichen Unterschied zu Erwachsenen.
Hier geht es zum vollständigen Steckbrief des Robert-Koch-Instituts.
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