MÜNCHEN. Nach wochenlanger Corona-Zwangspause dürfen die Grundschulen und die Kitas in fast ganz Bayern am 22. Februar wieder öffnen. Das hat das Kabinett am Donnerstag beschlossen. Ausnahmen gelten lediglich für Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100: Dort bleiben die Schulen im Distanzunterricht und die Kitas zu. Von den 96 Kreisen und kreisfreien Städten lagen am Donnerstag noch 16 über dem 100er-Wert.
Neben den Grundschulen dürfen auch die Jahrgangsstufen eins bis vier der Förderschulen am 22. Februar wieder starten – aber allesamt nur im Wechselunterricht, außer es kann überall 1,50 Meter Mindestabstand eingehalten werden. Zudem dürfen nach den Abschlussjahrgängen an Gymnasien und beruflichen Schulen dann auch die Abschlussklassen an Real- und Mittelschulen wieder Präsenzunterricht bekommen. Insgesamt bedeutet dies nach Worten von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), dass gut 40 Prozent der Schüler wieder in die Schule dürfen. Wann auch für alle anderen Schüler an weiterführenden Schulen der Distanzunterricht ein Ende hat, bleibt dagegen weiter offen. «Es wäre jetzt unredlich, schon konkrete Zeitpläne aufzustellen», sagte er.
In Kitas erfolgt die Betreuung lediglich in festen Gruppen, also im sogenannten eingeschränkten Regelbetrieb. Eltern, die ihre Kinder aus freien Stücken nicht in die Betreuungseinrichtungen bringen, sollen die Gebühren vorläufig weiter erstattet werden, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Kabinetts-Schalte in München sagte.
Lehrer müssen und Kita-Personal soll nach Möglichkeit künftig medizinische Masken – sogenannte OP-Masken – tragen. Die Masken stellt die Staatsregierung unentgeltlich zur Verfügung – dem Kita-Personal aber nur als «einmalige und freiwillige Leistung». Und auch Schülern wird nun das Tragen medizinischer Masken empfohlen. Kinder und Jugendliche, die große Angst vor einer Corona-Ansteckung im Präsenzunterricht haben, sollen künftig beurlaubt werden können.
Für Schulen und Kitas sind zudem mehr Corona-Selbsttests geplant: Sobald diese zur Verfügung stehen, soll das Personal an Schulen und Kitas damit ausgestattet werden, und zwar für zwei freiwillige Testungen pro Woche. Schülerinnen und Schüler ab dem Alter von 15 Jahren sollen dann ebenfalls einen freiwilligen Selbsttest pro Woche bekommen. Bis dahin soll es regelmäßige Reihentestangebote geben.
Grundsätzlich beschloss das Kabinett eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März. Es bleibt also unter anderem dabei, dass weiterhin nur Treffen mit einer weiteren Person außerhalb des eigenen Haushalts erlaubt sind. Einzelhandel, Gastro- und Kulturbetriebe müssen weiter warten. Am Freitag berät der Landtag über den Anti-Corona-Kurs.
Söder betonte, der Lockdown habe Wirkung gezeigt. «Es ist nicht umsonst – im Gegenteil: Es gibt Hoffnung und es ist ein starkes Licht in dieser schwierigen Zeit.» Wenn die Entwicklung so weitergehe, könnte Bayern möglicherweise noch im Februar oder Anfang März unter die Sieben-Tage-Inzidenz von 50 fallen. Man brauche deshalb eine Perspektivstrategie – dürfe aber auch nicht sorglos in eine dritte Welle hineinstolpern. Sorge bereite insbesondere die britische Virusmutation. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte, dadurch habe das Coronavirus noch einmal einen «Raketenantrieb» bekommen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte dagegen, dass er sich mehr und frühere Öffnungen gewünscht hätte.
Bei den Schulöffnungen ist Söder im Ländervergleich zwar nicht vornedran. Der CSU-Chef, der im Anti-Corona-Kampf sonst eng an der Seite der Kanzlerin steht, öffnet aber schneller weitere Schulklassen, als sich das Angela Merkel (CDU) nach eigener Aussage gewünscht hätte. Merkel hatte nach Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch gesagt, sie hätte für Schul- und Kita-Öffnungen erst zum 1. März plädiert.
Andererseits gibt es weitere Öffnungen an den Schulen in Bayern nun erst in der Woche nach den ursprünglich geplanten Faschingsferien. Die kurzfristige Streichung der Ferien hatte Söder Anfang Januar unter anderem damit begründet, dass man in dieser Zeit ausgefallenen Präsenzunterricht nachholen könne. Dies gilt nun also lediglich für die Abschlussjahrgänge an Gymnasien und beruflichen Schulen, die schon seit Kurzem wieder Präsenzunterricht bekommen. Die Rücknahme der Streichung der Ferien hat die Staatsregierung ungeachtet breiter Proteste von Lehrern, Eltern und Schülern wiederholt abgelehnt. dpa
Kitas und Grundschulen öffnen – Forscher sagen dritte Corona-Welle voraus

