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Studie: Das Risiko, sich über Aerosole mit Corona zu infizieren, ist im Klassenraum extrem hoch – Lauterbach: Luftfilter anschaffen!

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BERLIN. Schüler und Lehrer einer weiterführenden Schule ohne Maske in einem vollbesetzten Klassenraum tragen ein 11,5 Mal so hohes Risiko, sich über Aerosole mit dem Coronavirus anzustecken, als Menschen in einem Supermarkt – und selbst im Wechselunterricht, also bei halbierter Klassenstärke, mit Maske ist das Risiko im Klassenraum noch 2,9 Mal höher. Das ergeben Berechnungen von Wissenschaftlern der TU Berlin. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert von den Bundesländern, die Anschaffung von mobilen Luftfiltern für Schulen zu forcieren.

Ohne Maske kann sich das Coronavirus über Aerosole in einem ganzen Raum verteilen. Foto: Shutterstock

„Für das Infektionsrisiko über Aerosolpartikel in geschlossenen Räumen ist die eingeatmete Dosis entscheidend. Die Dosis hängt ab von: Quellstärke (Emissionsrate), Atemaktivität (Quelle und Empfänger), Aerosolkonzentration im Raum und Aufenthaltsdauer im Raum“, so schreiben die Berliner Forscher Martin Kriegel und Anne Hartmann. Kriegel, Professor und Ingenieur, ist Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts für Energietechnik an der TU Berlin, das sich seit Jahren mit der luftgetragenen Ausbreitung von Partikeln und Aerosolen beschäftigt.

Weiter heißt es in dem Papier: „Mit einer Maske (MNS/MNB) kann der Aerosolausstoß und die eingeatmete Menge etwas reduziert werden. Atmen, Sprechen, Singen etc. hat einen Einfluss auf die ausgestoßene Menge. Die Atemaktivität variiert mit der körperlichen Aktivität und verändert ebenfalls die Ausstoßmenge aber auch die aufgenommene Menge der gesunden Personen. Die Luftzufuhr in den Raum reguliert die Anzahl der Aerosolpartikel in der Luft (Konzentration) und schlussendlich führt die Aufenthaltsdauer zu einer Dosis, die eingeatmet wird.“

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Quelle: Kriegel, Hartmann, 10.2.2021

Ausreißer nach oben in der vergleichenden Übersicht: Unterricht in einem Klassenraum einer Oberschule

Bei ihrer vergleichenden Bewertung von Innenräumen sind die Wissenschaftler von dem Fall ausgegangen, dass eine infizierte Person gemeinsam mit anderen gesunden Personen im Raum ist. Für einen Menschen im Supermarkt mit Masken wurde dafür ein R-Wert von 1 ermittelt. „Das bedeutet, dass sich in dieser Situation maximal eine weitere Person anstecken wird. Im Vergleich dazu hat das Mehrpersonenbüro mit einer 50 % reduzierten Belegung, aber ohne das Tragen einer Maske am Arbeitsplatz, einen Wert von 8. Das bedeutet, dass das Risiko in dieser Situation 8-mal höher ist als im Supermarkt. Hingegen ist ein Theaterbesuch in einer Versammlungsstätte mit 30 % Belegung und mit Tragen einer Maske auch auf dem Sitzplatz nur halb so risikoreich wie im Supermarkt.“

Ausreißer nach oben: Unterricht in einem Klassenraum einer Oberschule. Ohne Maske in voller Besetzung gilt danach ein R-Wert von 11,5, ohne Maske im Wechselunterricht, bei halbierter Klassenstärke also, immer noch von 5,8 – und mit Maske im Wechselunterricht von 2,9. Selbst dann ist das Risiko dort, sich über Aerosole anzustecken, immer noch deutlich höher als beim Shopping, im Restaurant oder im Theater. Für Geschäfte und Kultureinrichtungen wurde der Lockdown in dieser Woche bis zum 7. März verlängert – Schulen dagegen sollen noch im Februar verstärkt wieder den Präsenzunterricht aufnehmen.

Karl Lauterbach twitterte: „Jetzt hätten die Luftfilteranlagen geholfen.“ Und weiter: „Luftfilteranlagen und massive Investition in Antigentests und Impfstoffproduktion wurden immer verschoben, weil viele noch immer denken: das ist im Sommer vorbei. Im Labor zeigen sich aber schon jetzt Mutationen, die noch kommen werden. Investition lohnt sich noch immer.“

Erhebung zeigt: Nur ein Bruchteil der Klassenräume in deutschen Großstädten sind mit Luftfiltern ausgestattet

Wie eine Erhebung der „Welt am Sonntag“ unter den zehn einwohnerstärksten Städten in Deutschland ergibt, ist nur ein Bruchteil der Klassenräume dort mit einem mobilen Luftreinigungsgerät ausgestattet. In Summe haben die Großstädte danach bisher lediglich etwas mehr als 1300 solcher Geräte gekauft – für über 2500 Schulen. Ein positives Beispiel sei Berlin. Neben den bisherigen 1200 Geräten sollen dort bis Ostern 2800 Stück angeschafft werden. Weitere 3500 seien für den Sommer geplant. Andere sähen überhaupt keinen Einsatz von mobilen Luftfilteranlagen vor – darunter Essen, Leipzig oder München. News4teachers

Hier lässt sich die Übersicht von Kriegel und Hartmann herunterladen.

Wie ein Klassenraum mit gutem Corona-Schutz für Schüler und Lehrer aussieht

 

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