BERLIN. Das Chaos in der Kita- und Schulpolitik geht weiter. Neueste Spitze: In etlichen Bundesländern kündigen die Kultusminister Schulöffnungen für den 15. März an, dabei sind die Schnelltests unter Lehrern und Schülern – die die Ministerpräsidenten in ihrem Beschluss vom Mittwoch als Voraussetzungen dafür benannt hatten – keineswegs gewährleistet. Thüringens Bildungsminister rechnet damit, dass Selbsttests, die es seit heute bei Aldi zu kaufen gibt, für die Schulen erst nach den Osterferien einsetzbar sein werden. Sein Sprecher hält es ohnehin für fraglich, ob die angekündigten Schulöffnungen überhaupt stattfinden können.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, hofft darauf, dass noch im März alle Schulen bundesweit wieder geöffnet werden können. „In der Kultusministerkonferenz sind wir uns einig: Wir wollen, dass noch im März alle Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen – auch wenn es im Regelfall erst mal Wechselunterricht sein wird“, hatte Brandenburgs Bildungsministerin in dieser Woche erklärte. Tatsächlich haben die meisten Bundesländer mittlerweile angekündigt, ihre weiterführenden Schulen am 15. März zu öffnen – darunter Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Auch Sachsen und Niedersachsen kündigten an, dass alle Schüler wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren.
„Wir können jetzt nicht zusagen, dass im März alle Schülerinnen und Schüler in die Schule gehen“
Nicht in allen Ländern wird die Lage allerdings so optimistisch gesehen, dass die Rückkehr in die Klassenräume möglich erscheint. Hessen plant bis zu den Osterferien keine weiteren Öffnungs- oder Lockerungsschritte in den Schulen. Das teilte ein Sprecher des Kultusministeriums am Freitag in Wiesbaden mit. Die Osterferien dauern in Hessen vom 6. bis 16. April. Auch das Bildungsministerium in Thüringen äußert sich verhalten – und stellt die angekündigten Schulöffnungen infrage. „Ob das jetzt im März alles noch klappt (…) – das ist Glaskugelleserei“, sagte ein Sprecher in Erfurt. „Wir können jetzt nicht zusagen, dass im März alle Schülerinnen und Schüler in die Schule gehen. Aber gleichzeitig können wir das auch nicht jetzt schon als Ziel abschreiben.“
Eines der Probleme: die angekündigten Schnelltests für Schüler und Lehrer. Im Beschluss des Bund-Länder-Gipfels am Mittwoch heißt es: „Die Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests in großen Mengen stellt einen weiteren Baustein dar, der es in den kommenden Monaten ermöglichen wird, das Pandemiegeschehen positiv zu beeinflussen. Schnell- und Selbsttests sind mit guter Genauigkeit in der Lage festzustellen, ob jemand aufgrund einer akuten COVID-19-Infektion aktuell ansteckend ist. Die Aussagekraft des Schnell- bzw. Selbsttest sinkt jedoch nach einigen Stunden deutlich ab, da weder eine Neuinfektion mit noch geringer Viruslast erkannt wird noch eine nach dem Test erfolgte Infektion. Insofern können Schnelltests tagesaktuell zusätzliche Sicherheit bei Kontakten geben. Regelmäßige Testungen können dabei unterstützen, auch Infektionen ohne Krankheitssymptome zu erkennen. Infizierte Personen können so schneller in Quarantäne gebracht und ihre Kontakte besser nachvollzogen werden.“
„Bei der Beschaffung dieser Schnelltests müssen noch verschiedene Details geklärt werden“
Und weiter: „Für einen sicheren Schulbetrieb und eine sichere Kinderbetreuung stellen die Länder im Rahmen von Testkonzepten sicher, dass das Personal in Schulen und Kinderbetreuung sowie alle Schülerinnen und Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten. Soweit möglich soll eine Bescheinigung über das Testergebnis erfolgen.“ Offenbar ist dabei vor allem an Selbsttests gedacht, wie sie in Österreichs Schulen – unter Anleitung von eigens geschulten Lehrkräften – zum Einsatz kommen. Der Freistaat Sachsen kündigte bereits an, für Schüler ab Klasse fünf ist dort ein solcher Test vorgesehen, und zwar einmal pro Woche, für Lehrer und anderes Personal zwei. Wer kein negatives Ergebnis vorlegen kann oder sich dem Test nicht unterwirft, darf am Unterricht nicht teilnehmen. Lehrer sollen Schüler beim Selbsttest unterstützen und diesen kontrollieren.
Ab heute bietet der Discounter Aldi solche Selbsttests zum Kauf an. Es ist aber keineswegs sichergestellt, dass solche Schnelltests auch tatsächlich ab dem 15. März in Schulen erfolgen können. Zwar haben Niedersachsen und Bayern bereits gemeldet, jeweils mehrere Millionen solcher Selbsttests bestellt zu haben – Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) wusste zu diesem Thema hingegen nichts zu sagen, als sie die Schulöffnungen zum 15. März ankündigte. Dazu sei noch nichts Genaues entschieden, das werde in einer Sondersitzung des Kabinetts besprochen.
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) rechnet damit, dass es erst nach Ostern flächendeckend Schnelltests an Schulen geben wird. „Bei der Beschaffung dieser Schnelltests müssen noch verschiedene Details geklärt werden“, sagte er in der «taz am Wochenende». Zum einen sei noch nicht klar, welche Rolle der Bund bei der Bestellung spiele. Zum anderen müsse der Freistaat eine eigene Teststrategie definieren. Das gilt offenbar auch für die anderen Bundesländer: So muss geprüft werden, mit welchen Produkten sich auch jüngere Schulkinder problemlos selber testen können – oder ob die Testungen unter schulischer Aufsicht erfolgen sollen. Holter empfiehlt, dass Schülerinnen und Schüler die Tests nur unter Aufsicht durchführen: „Das erscheint mir zuverlässiger“, sagte er der Zeitung.
Niedersachsens neue Gesundheitsministerin Daniela Behrens hat unterdessen angekündigt, dass alle Schülerinnen und Schüler sowie das Schulpersonal getestet werden – so richtig tatsächlich erst nach den Osterferien. Geübt werden soll allerdings schon vorher.
In einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Landtag sagte die SPD-Politikerin laut einem Bericht des NDR, das Land werde voraussichtlich in der letzten Schulwoche vor den Osterferien eine “Testwoche” an den niedersächsischen Schulen anbieten. Schülerinnen und Schüler sollen dann unter Anleitung der Lehrkräfte einen Selbsttest durchführen und damit das Testen testen. Nach Ostern werde man dann allen Schülerinnen und Schülern an ihrem ersten Schultag sowie dem Personal an ihrem ersten Arbeitstag ein Testangebot machen. News4teachers / mit Material der dpa
