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Kultusminister öffnen alle Schulen – nach dem Vorbild Österreichs. Dort explodieren gerade die Infektionszahlen unter Schülern

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BERLIN. Schnelltests, Wechselunterricht, Schulen für den Präsenzbetrieb geöffnet: Die deutschen Kultusminister folgen dem Beispiel Österreich. Alle Schüler sollen nach den Worten der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, noch im März wieder in die Schule gehen können. «In der Kultusministerkonferenz sind wir uns einig: Wir wollen, dass noch im März alle Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen, auch wenn es im Regelfall erst mal Wechselunterricht sein wird», sagte Brandenburgs Bildungsministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das Problem mit dem Modell Österreich: Dort steigen die Infektionszahlen wieder rasant an – gerade unter Kindern und Jugendlichen.

Räumt mit dem Mythos auf, dass Kinder nicht ansteckend seien: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): Foto: Shutterstock

«Einige Bundesländer, in denen die Inzidenzwerte sehr niedrig sind, werden sich auch für Präsenzunterricht entscheiden», fügte die SPD-Politikerin hinzu (und meint damit offenbar den Präsenzunterricht in voller Klassenstärke). Gerade der Wechselunterricht ermögliche das Einhalten von Abständen sehr gut, so Ernst.

»Gerade der Wechselunterricht ermöglicht das Einhalten von Abständen sehr gut«

«Auch wenn wir durch die Virusmutation eine veränderte Situation haben, können wir nicht noch mal mehrere Wochen warten. Dafür haben die Schulschließungen einen zu hohen sozialen Preis», betonte Ernst. Kinder und Jugendliche litten stark unter der Beschränkung ihrer Kontakte – nicht nur durch schlechtere Bildungschancen, sondern auch psychisch. «Das darf uns nicht kalt lassen», sagte Ernst. «Deshalb ist für mich klar, dass wir nicht nur die Grundschulen öffnen müssen, sondern auch an den weiterführenden Schulen zumindest in den Wechselunterricht gehen müssen.»

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»Gerade der Wechselunterricht ermöglicht das Einhalten von Abständen sehr gut«, sagte Ernst den Blättern. Kinder und Jugendliche würden stark unter der Beschränkung ihrer Kontakte leiden. »Deshalb ist für mich klar, dass wir nicht nur die Grundschulen öffnen müssen, sondern auch an den weiterführenden Schulen zumindest in den Wechselunterricht gehen müssen«, sagte die SPD-Politikerin. Bei der Rückkehr an die Schulen sollten auch Schnelltests helfen.

Tatsächlich haben etliche Bundesländer bereits gestern angekündigt, am 15. März in den weiterführenden Schulen mit Präsenzunterricht für alle Schüler zu starten. Entsprechende Schritte sind in Bayern und Brandenburg geplant. Öffnungen sollen auch in Baden-Württemberg eingeleitet werden. Auch Sachsen und Niedersachsen kündigten an, dass alle Schüler wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren. Das verlautete am Donnerstag von den Landesregierungen. Nordrhein-Westfalen wird dies nach Informationen der „Rheinischen Post“ heute ankündigen. Dies habe Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gestern bei einer Videokonferenz mit Bildungsverbänden erklärt, so berichtet die Zeitung.

Laut Bund-Länder-Beschluss sollen die Länder dafür Tests sicherstellen: Das Personal in den Schulen sowie alle Schülerinnen und Schüler sollen pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten. Offenbar ist dabei auch an Selbsttests gedacht, wie sie in Österreich zum Einsatz kommen. Der Freistaat Sachsen kündigte bereits an, für Schüler ab Klasse fünf ist dort ein solcher Test vorgesehen, und zwar einmal pro Woche, für Lehrer und anderes Personal zwei. Wer kein negatives Ergebnis vorlegen kann oder sich dem Test nicht unterwirft, darf am Unterricht nicht teilnehmen. Lehrer sollen Schüler beim Selbsttest unterstützen und diesen kontrollieren. Auch Bayern hat angekündigt, Selbsttests an Schulen einsetzen zu wollen.

Das ist das Modell, mit dem Österreich Anfang des Monats in den Schulbetrieb gestartet ist. Tatsächlich werden mithilfe der Selbsttests dort etliche Infektionen erkannt – allein in der vergangenen Woche, so berichtete die Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf das Bildungsministerium in Wien, wurden unter insgesamt 1,4 Millionen Teilnehmern 904 positive Ergebnisse verzeichnet, stattliche 70 Prozent mehr als in der Woche zuvor.

»Sie erinnern sich vielleicht, dass vor einigen Monaten noch manche behauptet haben, Kinder sind nicht ansteckend…»

Letzteres weist bereits auf das Problem des Modells hin: Die Kurve der Ansteckungen weist in Österreich seit den Schulöffnungen wieder steil nach oben -– und: Kinder und Jugendliche haben daran einen großen Anteil, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Anfang der Woche erklärte.

„Sie erinnern sich vielleicht, dass vor einigen Monaten noch manche behauptet haben, Kinder sind nicht ansteckend. Oder: In der Schule kann nichts passieren“, so sagte Kurz auf einer Pressekonferenz, auf der er regionale Lockerungsschritte ankündigte. „Trotz der Testungen, die wir in der Schule durchführen, ist es so, dass mittlerweile die Kinder und Jugendlichen die sind mit den höchsten Ansteckungszahlen im Moment.“ Konsequenzen für den Schulbetrieb hat das in Österreich aber nicht, jedenfalls noch nicht. Nach jüngsten Daten des Covid-Prognose-Konsortiums droht die Sieben-Tage-Inzidenz von jetzt rund 165 auf 228 nächste Woche zu steigen. News4teachers / mit Material der dpa

Die Fallzahlen steigen. Immer mehr Länder holen trotzdem die Schüler zurück in den Präsenzunterricht – manche sogar verpflichtend!

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