STUTTGART. Wie weiter nach den Osterferien? Diese Frage stellt sich vor allem für die Schulen. Die Corona-Zahlen steigen im Moment. Doch trotzdem sollen Kinder und Jugendliche nicht mehr bloß zu Hause lernen – meint Baden-Württembergs alter und neuer Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Möglichkeiten will er heute mit Lehrern, Eltern und Schülern ausloten. Einige Forderungen liegen bereits auf dem Tisch.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann will, dass nach den Osterferien alle Schüler wieder in die Schulen zurückkehren – abwechselnd und getestet. Wie das genau ablaufen kann, will der Grünen-Politiker am Montag (16.00 Uhr) mit Vertretern von Schülern, Eltern und Lehrern besprechen. An der Videokonferenz sollen auchdie scheidende Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) teilnehmen.
Vor dem virtuellen Treffen forderten Eltern-, Schüler- und Lehrervertreter eine verbindliche Teststrategie des Landes. Die GEW etwa verlangt von so einer Vereinbarung mit der Landesregierung, dass mindestens zwei Tests pro Woche für jede Schülerin und jeden Schüler an der Schule garantiert werden. Bisher hänge die Umsetzung viel zu oft an den völlig überlasteten Schulleitungen.
GEW fordert Einsatz von mehr Personal wie Pädagogischen Assistenten und Lehramtsstudierenden in Schulen
Die Bildungsgewerkschaft hält es für sinnvoll, ab einer Inzidenz über 50 nur Wechselunterricht zuzulassen. Wenn es die Infektionszahlen zulassen und die Teststrategie steht, ist auch eine Öffnung ab Klasse 7 im Wechselunterricht denkbar, wie die GEW betonte. Die gesamte Mittelstufe wird derzeit im Fernunterricht beschult. Man hoffe, dass Kretschmann anders als das Kultusministerium die Vorschläge der Beteiligten etwa zum Einsatz von mehr Personal wie Pädagogische Assistenten und Lehramtsstudierende auch ernst nehme und umsetze.
Die Forderungen des Landeseltern- und der Landesschülerbeirates gehen noch über die der GEW hinaus. Die beiden Verbände verlangen als Voraussetzung für eine weitere Öffnung der Schulen eine tägliche Testung aller Schüler. «Das Potenzial für das Testen an den Schulen ist noch längst nicht ausgeschöpft», sagte die Sprecherin des Landesschülerbeirates, Elisabeth Schilli. An manchen Schulen werde ein bis zwei Mal in der Woche getestet, an anderen gar nicht.
Die Teilnahme an den Tests müsse verpflichtend sein, denn noch immer gebe es Schüler und Schülerinnen, die sich nicht testen ließen. «Dabei dient die Testung dem Schutz der Gruppe und deren Angehörigen», betonte die Abiturientin.
Der Chef des Elternbeirats, Michael Mittelstaedt, sagte: «Die Hoffnungen der Eltern auf dieses Gespräch sind gewaltig.» Ihre Wünsche ließen sich auf die Formel «Präsenz und Sicherheit» bringen. Deshalb spielten hochwirksame Luftfilter und Plexiglasabgrenzungen in den Klassenräumen eine große Rolle. Die Kosten dafür lägen bei 220 Millionen Euro. Wenn diese Maßnahmen griffen, sei in Verbindung mit dem intensiven Testen zumindest an Grundschulen Unterricht ohne Masken möglich. Eltern und Schüler dringen überdies auf Lernstanderhebungen, um coronabedingte Lücken zu erkennen und möglichst schnell entsprechende Förderprogramme in den Ferien anbieten zu können.
Und: Der Landeselternbeirat fordert ein Corona-Impfangebot für Schüler ab 16 Jahren. So könne verhindert werden, dass die Jugendlichen kurz vor dem Schulabschluss durch eine Corona-Erkrankung aus der Bahn geworfen werden, sagte Mittelstaedt.
“Zwischen Gesundheitsschutz und den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen einen gangbaren Weg finden”
In dem Einladungsschreiben Kretschmanns heißt es, angesichts stark steigender Infektionszahlen müsse überlegt werden, «wie wir trotzdem Unterricht ermöglichen können und dabei zwischen Gesundheitsschutz und den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen einen gangbaren Weg finden.» Und weiter: «Für den Zeitraum nach Ostern sind damit tragfähige Konzepte für den Schulbetrieb gefragt, um möglichst allen Klassenstufen die Chance auf Wechselunterricht zu geben.» Dabei würden auch Testungen an Schulen eine zentrale Rolle spielen.
In Baden-Württemberg sind viele Kinder und Jugendliche seit Mitte Dezember nicht mehr in der Schule gewesen. Die Grundschulen hatten Mitte Februar wieder mit Wechselunterricht begonnen, seitdem sind auch die Abschlussklassen teils wieder an den Schulen. Seit 15. März sind die Grundschulen im Regelbetrieb. Auch die 5. und 6. Klassen sind zurückgekehrt, können aber im Wechsel unterrichtet werden. News4teachers / mit Material der dpa
