BERLIN. Grünen-Bundeschef Robert Habeck fordert grundlegend mehr Geld zur Förderung benachteiligter Schülerinnen und Schüler und dazu auch mehr Engagement vom Bund. «Bildung, die Schülerinnen und Schüler nicht erreicht, rächt sich später auf dramatische Art», sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Das haben wir jetzt gesehen: Das Corona-Schuljahr hat Kinder aus ärmeren Familien in ihren Entwicklungsmöglichkeiten und damit in ihren Chancen für die Zukunft stark zurückgeworfen.»
Aus seiner Sicht gebe es eine Aufgabe des Bundes, sich um Bildung zu kümmern, denn der Bund sei für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse verantwortlich. «Hier muss der Bund Wege finden, verstärkt mit den Ländern zusammenzuarbeiten», sagte Habeck mit Blick auf die Bundesländer, die laut Grundgesetz primär für Bildungsfragen zuständig sind. «Eine Änderung des Grundgesetzes dafür wäre zwar gut, aber aller Erfahrung nach ist das kompliziert und dauert lange.» Man könne auch etwa über das Sozialrecht (Sozialgesetzbücher) Schüler aus bestimmten sozialen Schichten dauerhaft stärker unterstützen.
“Es darf keine einmalige Leistung bleiben.Daraus muss eine Debatte über systematische Förderung werden”
Das schwarz-rote Bundeskabinett hatte am Mittwoch ein «Aktionsprogramm Aufholen» auf den Weg gebracht, das Folgen der Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche abmildern soll. Eine Milliarde Euro ist für Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler gedacht, die Lernrückstände aufholen müssen. Eine weitere Milliarde Euro soll in soziale Maßnahmen investiert werden, um auch die psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern.
Habeck meinte dazu, dies sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. «Aber es darf eben keine einmalige Leistung bleiben. Daraus muss eine Debatte über systematische Förderung werden.»
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hält das auf den Weg gebrachte Corona-«Aufholprogramm» für «absolut unzureichend». «Ohne eine massive Aufstockung dieser Mittel durch zusätzliche Länderprogramme in mindestens gleicher, am besten aber dreifacher Höhe, werden die Fördermaßnahmen nicht wirklich greifen können», sagte Meidinger. Jetzt seien die Bundesländer in der Pflicht, sehr schnell ergänzende Maßnahmenpakete zu verabschieden. «Allein ein Land wie die Niederlande wendet trotz erheblich geringerer Einwohnerzahl im Vergleich zu Deutschland ein Mehrfaches der Finanzmittel für die Sicherung der Bildungschancen nach Corona auf», sagte der Verbandschef. News4teachers / mit Material der dpa
