Website-Icon News4teachers

Kabinett beschließt Corona-«Aufholprogramm» – VBE kritisiert Geld für private Nachhilfe

Anzeige

BERLIN. Mit zwei Milliarden Euro will die Bundesregierung die Folgen der Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche abmildern. Das Bundeskabinett brachte am Mittwoch ein «Aktionsprogramm Aufholen» auf den Weg. Eine Milliarde Euro ist für Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler gedacht, die Lernrückstände aufholen müssen. Eine weitere Milliarde Euro soll in soziale Maßnahmen investiert werden, um auch die psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern. Hier geht es um eine Aufstockung von bestehenden Programmen im Bereich frühkindlicher Bildung, in der Schulsozialarbeit und im Freizeitbereich. Die GEW begrüßte das Programm – Kritik kommt vom VBE.

Der Staat schüttet aus. Foto: Shutterstock

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat die Länder aufgefordert, das Programm des Bundes mit eigenen Mitteln aufzustocken. Geplant ist auch eine Einmalzahlung von 100 Euro für Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein sehr geringes Einkommen haben. Das Geld soll je nach Bedarf für Ferien-, Sport- und Freizeitaktivitäten eingesetzt werden können. Eine Auszahlung könnte nach dpa-Informationen im August erfolgen.

„Der Ansatz des Programms geht in die richtige Richtung. Nun ist es wichtig, dass die Reibungsverluste, die wir in der Umsetzung des Digitalpaktes gesehen haben, vermieden werden. Die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen muss unbürokratischer und zügiger gelingen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe.

Anzeige

„Sommercamps sollen nicht nur das Lernen in den Fächern fördern, sondern auch Sport, Kreativität und Erholung bieten“

„Wenn die Mittel verteilt werden, muss die Situation armer Kommunen, Stadtviertel und von Schulen mit besonderen pädagogischen Herausforderungen besonders beachtet werden.“ Um Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen für die Ferien- und Förderprogramme zu gewinnen, sei auch aufsuchende und beratende Sozialarbeit notwendig. Die Bundesmittel sollten deshalb auch genutzt werden, so Tepe, „die Schulsozialarbeit auf eine solide Basis zu stellen“.

„Sommercamps und Ferienprogramme sollen nicht nur das Lernen in den Fächern fördern, sondern auch Sport, Kreativität und Erholung bieten“, betonte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule. Viele Kinder hätten während der Pandemie unter Bewegungsmangel und seelischem Stress gelitten, jetzt müssten sie in der ganzen Persönlichkeit gestärkt werden.

Hoffmann: „Alle Angebote müssen inklusiv und barrierefrei sein, damit nicht wieder Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf benachteiligt werden“, sagte Hoffmann. „Schulen brauchen mehr Zeit, um die Kinder und Jugendlichen auch psychisch aufzufangen und auf deren individuelle Situation einzugehen. Deshalb sollten die Länder den Schulen mehr Flexibilität bei der Gestaltung von Leistungsüberprüfungen, der Gestaltung der Stundentafel und bei Prüfungen geben. Der Druck, den Stoff eins zu eins nachzuholen und abzuprüfen, muss raus!“.

“Der private Nachhilfesektor dankt und profitiert so erneut von der dauerhaften Unterfinanzierung des Bildungssystems”

Kritischer äußerte sich der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. „Die Unterstützung, die durch das Aufholprogramm geleistet werden kann, ist zu begrüßen. Wenn man sich jedoch ansieht, wer die Förderung übernehmen soll, ist das ein erneuter Offenbarungseid verfehlter Personalpolitik. Anstatt nachhaltige Perspektiven aufzumachen und förderndes Personal in die Schule einzubinden, werden insbesondere außerunterrichtliche Fördermöglichkeiten bezahlt. Der private Nachhilfesektor dankt und profitiert so erneut von der dauerhaften Unterfinanzierung des Bildungssystems vergangener Jahre”, erklärte er.

Beckmann erläuterte: „Was es braucht, ist eine niedrigschwellige Möglichkeit für die Schulen, diese Gelder abzurufen. Wenn nun die Bildungsministerin Karliczek die Abrufung von Geldern aber mit Lernstandserhebungen verknüpft, wird die Realität an Schulen verkannt. Individuell zu erkennen, welches Kind was braucht, ist sicher notwendig und das gehört zur Profession der Lehrkräfte. Standardisierte Verfahren von außen sind in der aktuellen Situation aber nicht hilfreich.“ News4teachers / mit Material der dpa

Wie lassen sich die entstandenen Lernlücken schließen? GEW warnt davor, Schüler nun „nachsitzen und pauken“ zu lassen

 

Anzeige
Die mobile Version verlassen