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Gesundheitsminister-Konferenz? Egal – NRW schickt nur noch infizierte Kinder in Quarantäne

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DÜSSELDORF. Die schwarz-gelbe NRW-Landesregierung von Ministerpräsident und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet will bei der Quarantäne für Kinder umsetzen, was sie neulich schon angekündigt hat: Bei “Einzelfällen” sollen erstmal nur die Infizierten zu Hause bleiben. Dabei hat die Gesundheitsministerkonferenz am Montag lediglich beschlossen, im Infektionsfall solle “nicht mehr die ganze Klasse” aus dem Präsenzunterricht genommen werden. Dass praktisch gar keine Kontaktpersonen mehr in Quarantäne geschickt werden, davon war nicht die Rede. 

“Mit Augenmaß”: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gestern auf der Kabinettssitzung. Foto: Land NRW / Ralph Sondermann

In Nordrhein-Westfalen sollen im Fall von Corona-Infektionen in Schulen und Kitas zunächst nur die erkrankten Kinder selbst in Quarantäne. Dies hat das das NRW-Gesundheitsministerium am Dienstagabend in Düsseldorf mitgeteilt. «Wir schaffen eine Regelung mit Augenmaß, die sowohl die Sicherheit unserer Kinder und Jugendlichen sicherstellt, als auch ihr Recht, am Präsenzunterricht und der Betreuung teilzunehmen», erklärte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Die notwendigen Erlasse und Verordnungen sollen demnach bis spätestens Ende der Woche ausgearbeitet und veröffentlicht werden. Weiter einzuhalten sind aber die geltenden Hygienemaßnahmen wie das regelmäßige Lüften, Testen und Tragen von medizinischen Masken.

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«Die übrigen Kinder müssen in der Regel nicht in Quarantäne»

Das Ministerium sprach von «Quarantäne-Erleichterungen» und nannte als Beispiel die Infektion eines einzelnen Kindes innerhalb einer Klasse, eines Kurses oder einer Kita. Das Kind werde dann in eine 14-tägige Quarantäne geschickt. «Die übrigen Kinder müssen in der Regel nicht in Quarantäne.» Zur Kontrolle werde bei einem Fall die Zahl der wöchentlichen Regeltests erhöht. In der Kindertagesbetreuung sollen neben den freiwilligen Selbsttests nach einem Infektionsfall Pflicht-Selbsttests eingeführt werden.

Nur wenn mehrere Kinder infiziert seien und deshalb von einem erkennbar größeren Ausbruchsgeschehen ausgegangen werden könne, sollen Gesundheitsämter über das einzelne Kind hinaus Anordnungen zur Quarantäne erlassen. «Diese Kontaktpersonen in Quarantäne können aber vorzeitig in die Schule, die Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflegestelle zurückzukehren, wenn ein nach dem fünften Tag der Quarantäne durchgeführter PCR-Test ein negatives Ergebnis aufweist», hieß es weiter.

Kinder und Jugendliche, die sich zum Inkrafttreten der neuen Regelungen noch in Quarantäne befinden, können sich ebenfalls mit einem negativen Testnachweis einer PCR-Testung nach dem fünften Tag der Quarantäne freitesten.

Die Gesundheitsminister der Länder und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten sich am Montag für einfachere Quarantäne-Regeln bei Corona-Fällen in Schulen ausgesprochen, wie News4teachers berichtete. Grundsätzlich solle bei einem Fall nicht mehr für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden, heißt in einem Beschluss. Quarantäneanordnungen seien auf möglichst wenige Personen zu beschränken. Wie klein oder groß die betroffene Schülergruppe sein soll, die bei einem Corona-Fall in Quarantäne gehen müsste, war dabei offen gelassen worden – davon, dass Kontaktpersonen nicht betroffen sind, war ausdrücklich nicht die Rede.

Laumann und NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hatten sich bereits vergangene Woche in einer Sondersitzung des Landtags für die jetzt beschlossene Regelung ausgesprochen – und einen Alleingang in Aussicht gestellt, sollten die Gesundheitsminister der Länder ihrer Vorstellung nicht folgen. Derzeit sollen laut Verordnung in NRW bei einem Corona-Fall Schüler in Quarantäne, die vor, hinter, rechts oder links von einem Infizierten gesessen haben. Oft wird aber von den Behörden eine 14-tägige Quarantäne für ganze Gruppen oder Klassen angeordnet.

Laumann behauptet trotzdem, dass NRW den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz umsetzt. Er sagt allerdings auch: «Das Gesundheitsministerium nimmt die Hinweise, die uns in den letzten Tagen aus der Kinder- und Jugendmedizin zu den gesundheitlichen Auswirkungen eines strengen Quarantäneregimes an Schulen und in der Kindertagesbetreuung erreicht haben, sehr ernst.»

Gerade für das Kindes- und Jugendalter ist die Datenlage noch unsicher – warnt das Robert-Koch-Institut

Weniger ernst nimmt Laumanns Gesundheitsministerium offenbar die Warnungen aus der Wissenschaft vor den Folgen einer ungebremsten Infektionswelle in Schulen. So mahnt das Robert-Koch-Institut zur Vorsicht – aufgrund der «Verbreitung deutlich stärker übertragbarer Virusvarianten (..), die möglicherweise mit einem schwereren Krankheitsverlauf assoziiert sind. Gerade für das Kindes- und Jugendalter ist hier die Datenlage noch unsicher. Auch aufgrund dieser Entwicklung ist weiterhin die konsequente Umsetzung der bewährten infektionspräventiven Maßnahmen im Schulsetting sehr wichtig, um eine Verbreitung der Infektionen in diesen weitgehend ungeimpften und daher suszeptiblen Altersgruppen zu verhindern.» News4teachers / mit Material der dpa

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