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Umfrage unter Deutsch-Lehrkräften: Handschreiben von Schülern hat in der Pandemie gelitten (Berufszufriedenheit auch)

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MÜNCHEN. Im Deutsch-Unterricht der weiterführenden Schulen haben während der Pandemie besonders die Schreibkompetenzen der Schülerinnen und Schülern gelitten. Das ist das Ergebnis einer Studie, deren erste Ergebnisse Michael Rödel von der Ludwig-Maximilians-Universität in München am Freitag vorstellte. Vor allem die handschriftlichen Fähigkeiten, die auch für die Entwicklung von Textkompetenz wichtig sind, sind nach Einschätzung von Lehrkräften beeinträchtigt – mutmaßlich durch fehlende Übungsmöglichkeiten, wie die Autorinnen und Autoren konstatieren.

Deutsch-Lehrerinnen haben sich in der Krise belasteter gefühlt als ihre männlichen Kollegen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

In der Online-Erhebung hatte das Team von Rödel bundesweit 947 Deutsch-Lehrkräfte an weiterführenden Schulen zu den Auswirkungen der Pandemie auf den Schulalltag, den Deutschunterricht und die Effekte für Lernende und Lehrende befragt. Dabei ging es nicht nur um die Folgen von Distanzunterricht, sondern auch von Quarantänephasen, Stoffkürzungen oder Einschränkungen in der Unterrichtsgestaltung. Laut Studie schließen sich 73 Prozent der Lehrkräfte der Aussage «Die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler, flüssig mit der Hand zu schreiben, hat sich negativ entwickelt» ganz oder weitgehend an.

Im Gegenzug zu den verschlechterten handschriftlichen Fähigkeiten sahen die Lehrkräfte keine positive Entwicklung beim Tastaturschreiben. Nur 35 Prozent der Lehrkräfte stimmten der Aussage ganz oder weitgehend zu: «Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Tastaturschreiben verbessert».  Einschränkend sei aber festzuhalten, dass sich viele Lehrkräfte nicht in der Lage sehen, die Kompetenzen im Tastaturschreiben zu beurteilen. Weiter heißt es in der Studie: «Im Vergleich dazu wird die Entwicklung der Motivation, Klassenlektüren zu lesen, deutlich weniger negativ gesehen. 64 Prozent der Lehrkräfte berichten von einer konstanten oder sogar gestiegenen Motivation; bei Lehrkräften am Gymnasium sind es sogar 71 Prozent.»

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«Ohnehin ist Deutsch mit einer Anzahl von Unterrichtsstunden ausgestattet, die als knapp bis nicht ausreichend gelten muss»

Fazit der Autorinnen und Autoren: «Wenn sich die Schreibfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern schlechter entwickeln als üblich, dann betrifft das − ähnlich wie das für den Bereich der Lesefähigkeit zu konstatieren ist − nicht allein den Deutschunterricht. Im Gegenteil greifen fast ausnahmslos alle Fächer des schulischen Fächerkanons auf die grundlegenden Kulturtechniken des Schreibens (und Lesens) zu. Zwar ist an der Kompetenzentwicklung im Schreiben nicht allein der Deutschunterricht beteiligt, doch die entscheidenden Maßnahmen werden in ihm angelegt. Eine mögliche schulpolitische Folgerung aus den oben erörterten Ergebnissen wäre, den Deutschunterricht mit zusätzlichen Kapazitäten für die grundlegenden Kulturtechniken Schreiben und Lesen auszustatten, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Schülerinnen und Schüler abzufedern. Ohnehin ist das Fach Deutsch angesichts der ihm zugeschriebenen Aufgaben in den meisten Bundesländern, Schultypen und Klassenstufen mit einer Anzahl von Unterrichtsstunden ausgestattet, die als knapp bis nicht ausreichend gelten muss.»

«Ein zweites wichtiges Ergebnis ist, dass der Arbeitsaufwand für die Lehrenden deutlich zugenommen hat», erläuterte Studienleiter Rödel. So heißt es in Papier: «Der individuelle Arbeitsaufwand der Deutschlehrkräfte ist nach ihrer Einschätzung während der Corona-Pandemie klar gestiegen. Das ist insofern bemerkenswert, als das Fach Deutsch ohnehin als arbeitsintensiv gilt. Von 944 Lehrkräften, die diese Frage beantwortet haben, empfindet sogar ein Anteil von 45 Prozent, der Arbeitsaufwand sei deutlich gestiegen.» Als belastend empfunden wurden unter anderem die parallelen Planungen für anwesende und in Quarantäne befindliche SchülerInnen oder Begleiterscheinungen der Digitalisierung wie der Druck, ständig per Lernplattform oder App erreichbar zu sein.

«Da im Fach besonders viele Frauen unterrichten, wird diese gesamtgesellschaftliche Problematik zu einer fachspezifischen»

Die Auswertungen zeigten zudem, dass das insbesondere für weibliche Lehrkräfte gilt. «Das konvergiert mit der in der Öffentlichkeit immer wieder diskutierten Beobachtung, dass in Familien die zusätzlichen Belastungen weitaus stärker von Frauen als von Männern getragen werden. Da im Fach besonders viele Frauen unterrichten, wird diese gesamtgesellschaftliche Problematik zu einer fachspezifischen: Sie betrifft das Fach Deutsch überproportional stark.» Das Fach Deutsch wird überproportional häufig von Frauen unterrichtet.

Mit der Belastung sanken während der Pandemie die Zufriedenheitswerte der Deutsch-Lehrkräfte deutlich. «41 Prozent geben an, ihre Zufriedenheit mit ihrer Tätigkeit als Deutsch-Lehrkraft sei konstant geblieben. Hingegen ist bei 56 Prozent die Zufriedenheit gesunken oder stark gesunken. Der Zusammenhang zwischen Zufriedenheitsentwicklung und Arbeitsaufwand ist erkennbar und signifikant: Je stärker sich der Arbeitsaufwand durch die Pandemie gesteigert hat, desto negativer entwickelten sich die Zufriedenheitswerte», so schreiben die Autorinnen und Autoren. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zu den vollständigen Ergebnissen der Studie.

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