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Wird Schulessen zum Luxus? Bildungsminister warnt vor “Abbestellspirale”

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ERFURT. Nicht nur Schulmaterialien sind erheblich teurer geworden, auch für das Schulessen ihrer Kinder müssen Eltern tiefer in die Tasche greifen. Für den Thüringer Bildungsminister Holter stellt sich damit nicht nur eine soziale Frage.

Frischer wäre besser beim Schulessen. Foto: Hans / pixabay (CC0 Public Domain)

Die Eltern von Schulkindern müssen im neuen Schuljahr mit weiter steigenden Preisen für das Schulessen rechnen. Beispiel Thüringen: Sowohl die Landeselternvertretung, das Bildungsministerium als auch die sogenannte Vernetzungsstelle Schulverpflegung bei der Verbraucherzentrale gehen davon aus, dass die Anbieter bald höhere Kosten geltend machen. Das ergab eine Umfrage.

Schon in den vergangenen Monaten habe sich das Schulessen mancherorts im Durchschnitt um 40 bis 50 Cent pro Portion verteuert, sagte eine Sprecherin der Vernetzungsstelle. Bei den Anbietern, die bislang auf Preiserhöhungen verzichteten, seien baldige Anhebungen in etwa derselben Größenordnung wahrscheinlich. Im Einzelfall könne es aber auch noch höhere Aufschläge geben.

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«Es handelt sich hier nicht nur um eine soziale Frage, ob Familien das stemmen können»

Angesichts der derzeitigen Essenspreise wäre das eine erhebliche Kostenerhöhung. Nach Daten der Vernetzungsstelle aus dem Oktober 2021 mussten Eltern für ein Schulessen damals an Grundschulen im Durchschnitt 3,15 Euro und an weiterführenden Schulen 3,34 Euro zahlen. Die ermittelten Durchschnittspreise spiegelten allerdings nicht die tatsächlichen Kosten für ein Mittagessen wider. «Mitunter subventionieren Schulträger die warme Mittagsmahlzeit», sagte die Sprecherin der Vernetzungsstelle.

Auch das Bildungsministerium geht davon aus, dass sich das Schulessen verteuert. Für viele Anbieter werde es offensichtlich immer schwieriger, zu den bisherigen Preisen wirtschaftlich zu agieren und gleichzeitig ein qualitativ überzeugendes Essen bereitzustellen. Gründe für die absehbaren Aufschläge seien gestiegene Lebensmittelpreise, höhere Energiekosten und höhere Personalausgaben der Anbieter, hieß es aus dem Ministerium in Erfurt.

Bildungsminister Helmut Holter (Linke) reagierte besorgt: «Es handelt sich hier nicht nur um eine soziale Frage, ob Familien das stemmen können.» Es stelle sich auch die Frage, ob alle Kinder weiterhin am Schulessen teilnehmen können. Angesichts steigender Preise könnten auch eine Spirale des Abbestellens und damit eine Lücke in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen drohen.

Die Bundesregierung müsse daher die Situation von Familien mit Schul- und Kindergartenkindern stärker in den Blick nehmen und für deutliche Entlastungen sorgen, forderte Holter. «Das ist ein Gebot der Sozialpolitik des Bundes.» Zugleich appellierte er an die Versorger, Preiserhöhungen nicht für die Steigerung von Gewinnmargen zu nutzen.

Ähnlich äußerte sich die Sprecherin der Landeselternvertretung, Claudia Koch. Die zu erwartenden Preiserhöhungen beim Schulessen dürften von den Unternehmen nicht dafür genutzt werden, um höhere Profite zu erwirtschaften. Die bisherigen Erfahrungen aus anderen Bereichen zeigten, dass die Wirtschaft unvermeidliche Preissteigerungen oft dazu genutzt habe, um noch ein paar Prozentpunkte mehr auf die Endverbraucherpreise aufzuschlagen. Genau das dürfe aber beim Schulessen nicht passieren, verlangte Koch. Andernfalls werde es keine Akzeptanz bei den Eltern für die Preiserhöhungen geben.

Die Kostenspanne beim Schulessen in Thüringen bezifferte Koch mit 2,50 bis 4 Euro pro Mahlzeit. Nachdem während der Ferienzeit bereits die Essensversorger vieler Kindergärten Preissteigerungen angekündigt hatten, seien höhere Preise beim Schulessen nur eine Frage der Zeit. Dies werde auch dadurch begünstigt, dass es im Freistaat nicht viele Anbieter für Schulessen gebe.

Verbraucherschutzminister Dirk Adams (Grüne) verwies darauf, dass die Qualität des Essens an den Thüringen Schulen zuletzt teilweise messbar gestiegen sei. Ein Modellprojekt zur Umsetzung von Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung führe auch dazu, «dass mehr Schülerinnen und Schüler am Schulessen teilnehmen, ganz einfach, weil es schmeckt». News4teachers / mit Material der dpa

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