POTSDAM. Eine vom Brandenburger Bildungsministerium erstellte vorläufige Bedarfsermittlung der Lehrkräfte für das kommende Schuljahr sorgt bei Schulen und Eltern für Unruhe. Aus einer Aufstellung, über die die Schulen am vergangenen Donnerstag informiert wurden, gehe hervor, dass das Bildungsressort flächendeckende Kürzungen im Bereich der Stundenbudgets an den Schulen plane, sagte die Sprecherin des Landeselternrats, Ulrike Mauersberger. Ministerin Britta Ernst (SPD) ließ die Kritik zurückweisen.
Mauersberger zufolge sollen Lehrerwochenstunden in einigen Bereichen gekürzt werden, etwa beim flexiblen Lernen, beim Förderunterricht und dem jahrgangsübergreifenden Flex-Unterricht in Klasse 1 und 2. Diese Rückmeldung sei aus den Schulen des Landes gekommen. Eine entsprechende Tabelle zur Aufstellung der Bedarfe liegt der dpa vor. «Wir haben extreme Lerndefizite, vor allem im Grundschulbereich. Eine Kürzung ist nicht der richtige Weg», warnte Mauersberger. Die Minderung des Bedarfs der Schulen ist ihrer Beobachtung nach mittlerweile ein schleichender Prozess.
Im kommenden Schuljahr werden an Brandenburgs Schulen rund 1800 neue Lehrkräfte gebraucht. Weil so viele ausgebildete Pädagogen nicht zu finden sind, sollen die vorhandenen Lehrkräfte möglichst länger oder bei Teilzeitarbeit mehr unterrichten. Zudem sollen Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben und der besonderen Unterstützung von Schülern entlastet werden. Deshalb sollen bis zu 200 Planstellen für Lehrkräfte für Schulassistenzen und Schulsozialarbeit in Anspruch genommen werden. «Man nimmt Lehrerwochenstunden, um etwas zu finanzieren, was aus dem Haushalt anders hervorgehen muss», kritisierte die Landeselternratssprecherin.
Die Linke-Fraktion nannte die Bedarfsrechnung des Ministeriums einen «schlechten Überraschungscoup». Die parallel in Aussicht gestellten Assistenzstellen seien nur Beruhigungspillen, um die eigentliche Lehrkräfteabsenkung in der Öffentlichkeit zu verkaufen, erklärte die bildungspolitische Sprecherin Kathrin Dannenberg. Die Fraktion hatte deshalb eine Sondersitzung des Bildungsausschusses gefordert. Ministerin Ernst solle für Aufklärung sorgen, hieß es.
Die ließ die Kritik an der Kürzung von Lehrer-Stunden bei zusätzlichen Angeboten zurückweisen. Das Ministerium wolle die Unterrichtsverpflichtung nicht erhöhen und nicht grundsätzlich in die Stundentafel eingreifen, sondern Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben entlasten und gezielter im Unterricht einsetzen, teilte Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld mit.
Die tatsächliche Stellenzuweisung erfolge erst nach der Bedarfsermittlung. Ziel sei, rund 200 Planstellen für Lehrkräfte für Schulassistenten und Schulsozialarbeit in Anspruch zu nehmen. Dafür seien Spielräume bei der Bedarfsplanung genutzt worden. Die Sprecherin verwies darauf, dass es sich um weniger als ein Prozent der Gesamtstellenzahl handle. News4teachers / mit Material der dpa
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