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Junge Männer pflegen traditionelle Rollenbilder (viele legitimieren sogar Gewalt gegen Frauen)

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BERLIN. „Die Zahlen zeigen, wie viel Arbeit wir als Gesellschaft noch leisten müssen.“ So resümiert die Hilfsorganisation Plan International die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage unter 18- bis 35-Jährigen in Deutschland. Danach prägten traditionelle Rollenbilder das Bewusstsein vieler junger Männer. Ein Drittel der Befragten sind nach eigenem Bekunden sogar schon mal handgreiflich gegenüber Frauen geworden, um ihnen Respekt einzuflößen.

Muskeln spielen eine große Rolle beim Selbstbild junger Männer. Foto: Shutterstock

„In Sachen Geschlechtergerechtigkeit hat sich insbesondere in den letzten 100 Jahren bereits einiges bewegt – jedoch scheint das Narrativ vom ‘starken Mann’ nach wie vor in einem großen Teil der jungen männlichen Gesellschaft vorzuherrschen“, so heißt es in dem Bericht, für den 1.000 Männer und 1.000 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren befragt wurden. So tun sich viele junge Männer noch immer schwer, über ihre Bedürfnisse und Gefühle zu sprechen.

Das äußere Erscheinungsbild erscheint dagegen eminent wichtig. So geben 59 Prozent an, dass sie viel unternehmen, um einen sportlichen und muskulösen Körper zu haben. 55 Prozent stimmen der Aussage zu, mit ihrem Äußeren und ihrem Auftreten zu zeigen, dass sie ein „echter“ Mann sind. Homosexuelle und queere Männer sind das für viele nicht: 48 Prozent der Befragten fühlen sich gestört, wenn Männer ihr Schwulsein in der Öffentlichkeit zeigen. 42 Prozent sagen, dass Männer, die verweichlicht oder feminin auf sie wirken, „schon mal einen Spruch“ von ihnen abkriegen.

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„Unsere Umfrage zeigt, dass gerade im Bereich der heterosexuellen Beziehungen die Vorstellungen von Männern und Frauen stark auseinandergehen“

„Die Häufigkeit der Sprüche zeigt, dass sich Männer nicht nur selbst, sondern oft auch gegenseitig unter Druck setzen – indem sie einander auslachen, abwerten, diskriminieren und/oder beleidigen, wenn ein Mann von den traditionellen Vorstellungen von Männlichkeit abweicht oder diesem Bild insgesamt nicht entspricht“, so heißt es in der Ausarbeitung der Umfrage.

Die Rollenverteilung in der Partnerschaft wird von vielen traditionell gesehen. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der jungen Männer sehen ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu verdienen. Für Hausarbeit ist ihrer Meinung nach vor allem die Partnerin zuständig. Knapp die Hälfte (49 Prozent) finden es wichtig, in der Beziehung oder Ehe das letzte Wort bei Entscheidungen zu haben. 39 Prozent der jungen Männer erwarten zudem, dass ihre Partnerin die eigenen Ansprüche zurückstellt, um ihnen den Rücken freizuhalten. Entsprechend würden nur 41 Prozent der Befragten länger als ein paar Wochen in Elternzeit gehen.

Entsprechend schief ist bei vielen die Einstellung zu Frauen und zur Sexualität – die Autorinnen und -Autoren schreiben von „Doppelmoral”. Die Hälfte der jungen Männer (50 Prozent) möchte keine Beziehung mit einer Frau eingehen, die viele Sexualpartner hatte. Gleichzeitig reizt es 37 Prozent der Befragten, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen. Aufreizendes Verhalten aufseiten von Frauen darf als Aufforderung verstanden werden, meinen 47 Prozent der befragten Männer. 41 Prozent empfinden es auch als ihr gutes Recht, Frauen Komplimente zu machen, ihnen nachzuschauen und hinterher zu pfeifen.

Noch schlimmer: Mehr als ein Drittel der befragten Männer (34 Prozent) gibt an, dass sie gegenüber Frauen schon mal handgreiflich werden, um ihnen Respekt einzuflößen. Für jeden dritten Mann (33 Prozent) ist es akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht.

Dass junge Frauen ein anderes Verständnis von Partnerschaft haben, überrascht wenig. 77 Prozent der befragten 18- bis 35-Jährigen haben deutlich höhere Ansprüche an Männer als diese selbst. Sie finden, dass jeder Mann inzwischen wissen sollte, welches Verhalten in Sachen Gleichberechtigung von ihm erwartet wird.

„Unsere Umfrage zeigt, dass gerade im Bereich der heterosexuellen Beziehungen die Vorstellungen von Männern und Frauen stark auseinandergehen: Etwa die Hälfte der Männer strebt Beziehungen in Form eines Ernährer-Hausfrau-Modells an, bei dem der Mann der Hauptverdiener ist und in der Beziehung das letzte Wort hat. (…) Die große Mehrheit der befragten Frauen widerspricht diesen Einstellungen: Sie wünscht sich gleichberechtigte Partnerschaften, in denen Aufgaben geteilt und Entscheidungen gemeinsam getroffen
werden” Besonders gravierend seien die Aussagen über Gewalt gegen Frauen, die bei den befragten Männern eine beachtliche Akzeptanz erfahre. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Hier geht es zu der vollständigen Studie.

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