DÜSSELDORF. Ob zu Hause, im Bekanntenkreis, im Verein oder auch in Schule und Kita – die Gefahr für Kinder und Jugendliche, Opfer sexualisierter Gewalt zu werden, besteht besonders im nahen sozialen Umfeld. Das geht aus dem ersten Lagebericht „Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen“ des Bundeskriminalamts hervor. Für dieses Risiko will die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) Kerstin Claus mit einer bundesweiten Kampagne sensibilisieren. Mit der Aufforderung „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“ richtet sie sich unter anderem an Fachkräfte im Bildungsbereich wie Kitaleitungen und Erzieher:innen. Sie „müssen nicht selbst Kinderschutz-Expertinnen und -Experten“ sein, sagt Claus gegenüber News4teachers. „Aber sie sollten wissen, wo sie Unterstützung und Hilfe finden.“ Ein Interview über Handlungskompetenz und die Rolle von Eltern und Kindern in der Präventionsarbeit – Teil 1.
News4teachers: Zusammen mit der Bundesfamilienministerin haben Sie Ende 2023 die zweite Phase der bundesweiten Kampagne gegen Kindesmissbrauch gestartet. Wie Teil 1 richtet sich diese mit einer Aufforderung an Erwachsene. Statt „Schieb den Gedanken nicht weg!“ heißt es nun „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“. Mit Blick auf den Bereich der Kindertagesstätten: Was erwarten Sie in diesem Zusammenhang von Kitaleitungen und Erzieher:innen?
Kerstin Claus: Fachkräfte in Kitas brauchen Handlungskompetenz im Umgang mit sexueller Gewalt an Kindern. Diese fehlt ihnen aber oftmals, da dieser Themenkomplex bisher kein verpflichtender Teil der Ausbildung ist. Deswegen ist es so wichtig, dass es Angebote wie unsere Kampagne gibt, damit sich alle, die mit Kindern im persönlichen oder beruflichen Kontext zu tun haben, kompetent und niedrigschwellig mit dem Thema auseinandersetzen können. Das gilt sowohl für Kita-Teams als auch mit Blick auf Eltern und alle weiteren am Kita-Leben beteiligten Personen.
Aus Erfahrung wissen wir, dass das Thema Sprechräume braucht, damit kompetent und transparent gehandelt werden kann. Die Kampagne ist wunderbar geeignet, hier miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Vorstellungen zu entwickeln zu wiederkehrenden Fragen, wie zum Beispiel: Wie spreche ich mit einem Kind über das Thema? Wie erkenne ich Missbrauch? Oder: Was mache ich, wenn ich einen Verdacht habe?
News4teachers: „Ins Gespräch zu kommen“ – das klingt so einfach; Kindesmissbrauch ist aber ein Thema, das Unbehagen bereitet. Niemand will darüber nachdenken, dass so etwas Schlimmes im eigenen Umfeld passieren kann. Wie lässt sich dieses Unbehagen überwinden, um tatsächlich ins Gespräch kommen zu können?
Claus: Über Selbstverständlichkeit. Und Selbstverständlichkeit bekomme ich nur, wenn ich konstruktiv und auch offensiv mit dem Thema umgehe. Ein Beispiel: Ich war in Walsrode, als die Stadt die Aktionswoche „Walsrode schiebt den Gedanken nicht weg!“ zur Kampagne umgesetzt hat. In den Kitas und Krippen, die ich dort besucht habe, hatten die Teams die Materialien, die wir für die erste Kampagnen-Phase produziert hatten, im Eingangsbereich auf einem Tisch ausgelegt. In den Materialien geht es um genau diese grundlegenden Fragen wie „Was ist sexueller Missbrauch?“, „Was kann ich tun bei Vermutungen und Verdacht?“, „Wie kann ich mit Kindern über sexuelle Gewalt sprechen?“. Der Tisch im Eingangsbereich vermittelte den Eltern die Botschaft, dass sich die pädagogischen Fachkräfte der Einrichtung mit dem Thema auseinandersetzen und hierzu auch ansprechbar sind. Die Materialien verstärken einen solchen selbstverständlichen Ansatz, weil sie sehr niedrigschwellig und konkret gehalten sind.
Auch über das eigene Schutzkonzept kann eine Kita mit den Eltern zum Thema in Kontakt treten. Ein Schutzkonzept muss ja jede Kindertageseinrichtung für ihre Betriebserlaubnis entwickeln. Je selbstverständlicher man im Team, aber auch mit den Eltern und Kindern, über das eigene Schutzkonzept spricht und die Prozesse fortlaufend weiterentwickelt, um den Kinderschutz in der Kita fest zu verankern, umso eher verschwinden Rat- und Hilflosigkeit im Zusammenhang mit dem Thema – und damit auch dieses Unbehagen, wie Sie es genannt haben. Meine Erfahrung ist, dass gute und intensive Prozesse möglich werden, wenn diese Hürden erst einmal überwunden sind. Immer dann, wenn man sich mit diesem Thema beschäftigt, verändert es die Kultur einer Einrichtung. Allein schon die Beteiligung auch der Kinder trägt dazu bei. Und der kontinuierliche Austausch verhilft zu mehr Sicherheit und Handlungskompetenz. Dies kann über externe Expertise, zum Beispiel durch die Unterstützung von spezialisierten Beratungsstellen, noch verstärkt werden.
Die pädagogischen Kita-Fachkräfte müssen nicht selbst Kinderschutz-Expertinnen und -Experten im Themenfeld sein. Aber sie sollten wissen, wo sie Unterstützung und Hilfe finden, zum Beispiel bei unserem Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch oder bei unserem Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch, wo es viele Informationen und eine Datenbank mit Beratungsangeboten vor Ort gibt.
„Erzieher:innen sollten sich daher einig sein, wie sie die natürliche Neugier der Kinder, den Körper zu entdecken, pädagogisch begleiten.“
News4teachers: Und welche Unterstützung finden Kitaleitungen und Erzieher:innen im eigenen Umfeld?
Claus: Das ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Oftmals bieten Kinderschutzvereine Unterstützung. Durch die Arbeit am eigenen Schutzkonzept sollte zudem schon der Kontakt zur örtlichen Fachberatungsstelle bestehen, die ebenfalls die notwendige Expertise vorhält. Außerdem findet die Kita bei Hinweisen auf Kindeswohlgefährdungen Hilfe bei den sogenannten „insofern erfahrenen Fachkräften“, denn diese sind nach SGB VIII, Paragraf 8a, für die niedrigschwellige Beratung bei der Gefährdungseinschätzung zuständig. Damit ist das Jugendamt insgesamt eine zentrale Anlaufstelle im Kinderschutz.
News4teachers: Welche Möglichkeiten haben Kitas, Kinder vor sexualisierter Gewalt – in der eigenen Einrichtung als auch außerhalb – zu schützen?
Claus: Zunächst braucht es dafür unter den pädagogischen Fachkräften ein gemeinsames Verständnis über grundlegende pädagogische Fragen, wie beispielsweise: Was ist altersadäquates Verhalten? Welche sexuellen Handlungen sind einvernehmlich, welche nicht? Denn auch in einer Kita existieren Altersunterschiede und Machtgefälle zwischen den Kindern, die zu Übergriffen führen können, zum Beispiel wenn ein beliebtes Kind ein anderes nur unter bestimmten Bedingungen zum Geburtstag einladen will. Erzieher:innen sollten sich daher einig sein, wie sie die natürliche Neugier der Kinder, den Körper zu entdecken, pädagogisch begleiten, aber auch festlegen, in welchen Situationen sie wie einschreiten müssen. Beides – Konsens zum Umgang mit sexueller Neugier und Regeln zum Umgang mit sexuellen Übergriffen – sollte aus dem sexualpädagogischen Konzept hervorgehen, das selbst Teil des Schutzkonzeptes ist.
Wenn es um die Verhinderung von sexueller Gewalt durch Beschäftigte geht, brauchen Kitas einen festgelegten Notfallplan. Dieser regelt unter anderem, dass Hinweise auf sexuelle Gewalt der Leitung mitgeteilt werden müssen, wie die Zuständigkeiten geregelt sind und welche Schritte der Intervention dann erfolgen müssen. Auch für den Fall, dass ein Kind außerhalb der Kita, beispielsweise in seiner Familie, sexueller Gewalt ausgesetzt sein könnte, braucht es einen eigenen Notfall- oder Interventionsplan, der Handlungssicherheit für die pädagogischen Fachkräfte ermöglicht.
Auch ein Verhaltenskodex ist ein wichtiger Bestandteil eines Schutzkonzeptes und hat eine stark präventive Wirkung. Er ist ein Orientierungsrahmen für den grenzachtenden Umgang mit Kindern und formuliert Regelungen für Situationen und Kontexte, die für die Anbahnung oder Ausübung von sexueller Gewalt leicht ausgenutzt werden können. Ein Beispiel: Wenn die Regel lautet „Wir machen mit Kindern keine Geheimnisse aus“ wird das strategisch in Tathandlungen eingebaute Geheimhaltungsgebot erschwert. Arbeitet eine Fachkraft trotz dieser Regel mit Geheimnisversprechen, ist dies natürlich nicht mit einer Tat gleichzusetzen. Aber es ist ein Verstoß gegen eine präventive Regel und kann auf dieser Grundlage auch niedrigschwellig angesprochen werden. Dies ist wichtig, denn Tätern und Täterinnen sieht man ihre Absichten nicht an. Der Verhaltenskodex erschwert nicht nur die Anbahnung von sexuellem Missbrauch, sondern schützt zugleich Mitarbeitende vor falschem Verdacht. Irritationen können angesprochen werden und wer sich an den Verhaltenskodex hält, bewegt sich im „grünen Bereich“.
Wenn sich ein Kita-Team mit den unterschiedlichen Aspekten eines Schutzkonzepts beschäftigt hat und wenn dies zum gelebten Alltag gehört, werden die Mitarbeitenden im Ernstfall kompetent eingreifen und oftmals bereits im Vorfeld präventiv wirken.
„Es ist ja ein Kennzeichen von Qualität, dass eine Einrichtung in diesem Themenfeld gut aufgestellt ist.“
News4teachers: Und beispielsweise die Eltern einbeziehen?
Claus: Genau, sowohl das sexualpädagogische Konzept als auch das Schutzkonzept sollten nach außen kommuniziert werden. Das passiert leider häufig nicht, dabei sind beide wesentlicher Teil des Qualitätsmanagements und prägen letztlich die Kultur einer Einrichtung mit. Auch vor dem Hintergrund, dass Kita-Teams viel Arbeitszeit und Energie in die Erarbeitung eines Schutzkonzepts stecken, ist es wichtig, dass sie das Ergebnis transparent machen. Es ist ja ein Kennzeichen von Qualität, dass eine Einrichtung in diesem Themenfeld gut aufgestellt ist. Der anschließende Austausch über die Konzepte ermöglicht auch, die Eltern, Kinder und weitere Fachkräfte, die in der Kita tätig sind, in den fortlaufenden Weiterentwicklungsprozess einzubeziehen. Der Schutz vor Kindesmissbrauch wird so zur gemeinsamen Aufgabe aller.
News4teachers: Wie lassen sich die Kinder in diesen Prozess einbinden?
Claus: Wenn eine Kita ein starkes Augenmerk auf die Beteiligungsrechte der Kinder legt und für deren Umsetzung im Alltag sorgt, kommt das bei den Kindern an. Sie machen dann die Erfahrung, dass ihre Bedürfnisse zentral sind und dass sie sagen dürfen, wenn sie etwas belastet oder ärgert. Kinder müssen Selbstwirksamkeit in der Kita erfahren. Sie brauchen Bereiche, in denen sie mitbestimmen dürfen. Kinder, die sich nicht beschweren können, die oft überhört werden, werden erst recht nicht über Vorfälle sprechen, die körperliche Grenzbereiche betreffen.
Im Rahmen des sexualpädagogischen Konzeptes können Fachkräfte zudem mit Kindern offen besprechen, welches Verhalten in der Kita in Ordnung ist und welches nicht. Es muss zum Beispiel allen klar sein, dass nichts in Körperöffnungen gesteckt wird, auch nicht bei Doktorspielen, dass bei diesen Spielen jedes Kind selbst bestimmt und dass es immer Bescheid sagen darf und soll, wenn sich ein Kind nicht an die Regeln hält. Über diese Dinge kann man mit Kindern offen sprechen. Es ist eher unsere Befangenheit, die uns daran hindert. Hinzu kommt: Die Kinder brauchen ein klares Selbstbewusstsein, dass niemand von ihnen etwas verlangen darf, was sie nicht wollen. Das allein reicht natürlich nicht als Prävention, dann würden wir die Verantwortung vollständig auf das Kind verlagern, aber es ist eine wesentliche Säule, den eigenen Willen ausdrücken zu können. Und dazu braucht es auch eine gemeinsame Sprache. Das heißt, es muss Begrifflichkeiten etwa für Geschlechtsorgane geben, die im Kita-Alltag von allen genutzt werden und den Kindern bekannt sind.
News4teachers: Gibt es Anzeichen, dass ein Kind Opfer sexualisierte Gewalt ist, auf die Leitungskräfte und pädagogische Fachkräfte im Kita-Alltag achten können?
Claus: Es ist schwer…
News4teachers / Anna Hückelheim, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.
Das Interview mit der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) Kerstin Claus ist in einer kürzeren Version in der Ausgabe 1/2024 der Zeitschrift DIE KITALEITUNG erschienen. Das aktuelle Heft widmet sich im ersten inhaltlichen Schwerpunkt der Frage, wie Kindertagesstätten zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt beitragen können – präventiv und in Akutsituationen. Allerdings, und das macht das zweite Schwerpunktthema der Ausgabe deutlich, stoßen die Einrichtungen hier in der praktischen Arbeit an Grenzen: Der Kita-Fachkräftemangel hat ein dramatisches Ausmaß angenommen.
Produziert von der Agentur für Bildungsjournalismus (die auch News4teachers inhaltlich gestaltet) im Auftrag des Informationsdienstleisters Wolters Kluwer erscheint DIE KITALEITUNG seit 2018 vierteljährlich.
Die digitale Version der Ausgabe 1/2024 können Sie hier kostenfrei herunterladen – eine gemeinsame Aktion von Wolters Kluwer und der Agentur für Bildungsjournalismus.
Verdacht auf Missbrauch gleich in mehreren Frankfurter Kitas – Polizei ermittelt
In was für einer Welt leben wir, dass die Überschrift und die hervorgehoben Zitate geschrieben werden?!? Gleichzeitig wundert man sich über immer weiter ausufernde sexuelle Übergriffe.
Die Überschrift hat auch bei mir alle Alarmglocken läuten lassen.
Vielen Dank an die Redaktion für die Änderung.
Ich als Laie lese da nur Pädagogengelaber!
Frage:”Was sollen wir tun?”
Antwort:”Ja, sollten wir.”
Genau das habe ich auch gedacht und möchte erst mal loswerden, dass Konzepte meiner Meinung nach viel zu sehr überschätzt werden. Kinder brauchen Pädagogen, die entspannt und stressfrei Kinder begleiten können, um von sich aus, das zum Ausdruck bringen zu können, was sie bedrückt.
Vielen von uns ist losgelöst von Schutzkonzepten sehr wohl bewusst, dass ein erschreckend hoher Anteil an Missbrauchsfällen von uns nicht erkannt wird. Als Springerin habe ich immer wieder miterlebt, dass es ein große Sensibilität für das Thema gab und wie mühelos die Kommunikation auch unter nicht miteinander vertrauten ArbeitskollegInnen klappen kann. Als ich als Neue im Team einem Mädchen, dass mir merkwürdig distanzlos vorkam, im Außengelände länger nachgeblickt habe, stand bald eine Kollegin hinter mir und tuschelte mir diskret von hinten zu, dass das Kind vom Opa missbraucht worden war und dass es ihr schon viel besser gehen würde. Ich weiß von mehreren Fällen, wo es trotz fehlender Beweise und triftiger Gründe eine Meldung ans Jugendamt gegeben hat und wo es vom Jugendamt die informelle Rückmeldung gab, dass es früher schon einmal von einer anderen Einrichtung auch eine entsprechende Meldung gab, nach der es nichts Greifbares gab, aber die Betreuerinnen ein zutiefst ungutes Gefühl hatten.
Wenn ich im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch die üblichen Worthülsen höre oder lese, vermisse ich den wichtigen Hinweis darauf, dass Kinder ein Recht auf Pädagogen haben, die entspannt über ihre Arbeitszeit entscheiden können und keine To-do-Listen abarbeiten müssen.
Wenn man im Verlaufe von Jahrzehnten so nach und nach erfährt, welche Mitschülerinnen, Arbeitskolleginnen oder eventuell auch Verwandte sexuell missbraucht wurden, dann ist leider vollkommen klar, dass wir zu wenig mitbekommen können, weil wir zu wenig unverplante, von Kindern zu erkennende Zeit für ein Eingehen auf die Nöte der Kinder haben.
Ich bin eher bei “Nein, sollten wir auf keinen Fall”, weil die Erfüllung der Forderungen bei entsprechend voyeuristisch veranlagten erwachsenen Menschen der feuchte Traum des Paradieses ist. Abgesehen davon habe ich große Zweifel, dass das sexuelle Verlangen von deutlich vorpubertären Kindern tatsächlich so groß ist wie geschildert.
“Im Rahmen des sexualpädagogischen Konzeptes können Fachkräfte zudem mit Kindern offen besprechen, welches Verhalten in der Kita in Ordnung ist und welches nicht. Es muss zum Beispiel allen klar sein, dass nichts in Körperöffnungen gesteckt wird, auch nicht bei Doktorspielen, dass bei diesen Spielen jedes Kind selbst bestimmt und dass es immer Bescheid sagen darf und soll, wenn sich ein Kind nicht an die Regeln hält. Über diese Dinge kann man mit Kindern offen sprechen.”
Das hört sich theoretisch gut an. Aber was kommt am Ende dabei raus? Dass Kleinkinder sich selbst mal eine Perle in ein Nasenloch stecken, das gab es früher und das gibt es auch heute noch oft. Ich weiß von einem Mädchen, das sich nicht nur einmal eine Bohne aus dem “Bohnenbad” der Kita in die Nase gedrückt hat. Es hatte wohl gelernt, wenn ich eine Bohne in die Nase einschiebe, muss Mama mich abholen und mit mit zum Arzt…
Was sagen die erfahrenen Krippenerzieherinnen? Kommt es bei den Jüngsten öfter vor, dass sie sich etwas selbst oder anderen in die Scheide oder den After schieben? Mir kommen keine entsprechden Erinnerungen. Körpererkundungen gab es natürlich viele. Kinder haben einen “ganz dicken Popel geesst” und gaben an, wie Ohrenschmalz schmeckt.
Über “diese Dinge” möchte ich mit Kindern unter drei jedenfalls nicht präventiv “offen sprechen”. Meine Bedenken: Bringt man Kinder durch entsprechende Belehrungen nicht erst darauf, in der Einrichtung oder daheim etwas Neues ausprobieren? Auch bei älteren Kindern drängt es mich nicht dazu, da ich den Eindruck habe, dass es bei ihnen (von Ausnahmen abgesehen) im positiven Sinn ein Bewusstsein dafür gibt, dass es eine Intimzone gibt. Aus diesem Grund verziehen sich miteinander befreundete Kinder auch gern in Höhlen und Gebüsche und betrachten einander schon mal nackt. Oder sie gehen gemeinsam in den “Mini-Körpererkungsraum Kinderklokabine”, wo sich die Betreuungskräfte nicht so oft aufhalten.