Verdi bestreikt kommunale Kitas “in begrenztem Maße” – Eltern trotzdem sauer

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BERLIN. Trotz Kritik aus dem Berliner Senat und der Elternschaft hat die Gewerkschaft Verdi ihre Serie von Warnstreiks für bessere Arbeitsbedingungen an kommunalen Kitas fortgesetzt. Am Mittwoch hätten Beschäftigte allerdings nur «in begrenztem Maße» ihre Arbeit niedergelegt, sagte Verdi-Sprecher Kalle Kunkel, ohne Zahlen zur Beteiligung zu nennen. Dies habe kaum Auswirkungen auf den Betrieb gehabt. 

“Nur ein kleiner Teil”: Verdi-Zentrale in Berlin. Foto: Shutterstock / nitpicker

«Wir gehen davon aus, dass keine Kita geschlossen werden musste», so Kunkel. Jedoch habe die Gewerkschaft keinen Überblick über alle 280 Kitas in den kommunalen Eigenbetrieben. Am Donnerstag soll es laut Verdi genauso laufen.

Äußerungen Verdis aus der Vorwoche waren von der Öffentlichkeit so verstanden worden, dass die Gewerkschaft in dieser Woche nicht erneut zum Warnstreik aufruft. Am Dienstag sagte Kunkel, diese Aussage sei auf Schließungen bezogen gewesen. Auch im Sommer werde es keine streikbedingten Kita-Schließungen geben, fügte er hinzu. Die Möglichkeit kleinerer Arbeitsniederlegungen hält sich die Gewerkschaft damit offen.

Verdi will weiter Druck machen auf den Senat

An den bisherigen insgesamt 13 größeren Streiktagen in den vergangenen Wochen hatten sich laut Verdi stets 2.000 bis 3.000 der etwa 7.000 Beschäftigten in den kommunalen Kitas beteiligt. Etliche Einrichtungen blieben dicht, was am Mittwoch und Donnerstag nicht der Fall sein soll. «Wir haben durch organisatorische Maßnahmen und Absprachen sichergestellt, dass nur ein kleiner Teil der Beschäftigten die Arbeit niederlegt», so Kunkel.

Die Gewerkschaft will mit ihren neuerlichen Aktionen den Druck auf das Land für eine höhere pädagogische Qualität und Entlastungen weiter erhöhen. Verdi fordert einen entsprechenden Tarifvertrag, in dem unter anderem Regelungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen verankert werden sollen. Der Senat lehnt das mit Verweis auf die Mitgliedschaft Berlins in der Tarifgemeinschaft deutscher Länder ab.

Elternvertretung fordert Ende der Kita-Warnstreiks

Der Landeselternausschuss Kita kritisiert das Vorgehen der Gewerkschaft. «Die Streiks gehen zulasten der Kinder und ihrer Eltern», sagte Vorstand Guido Lange. Es könne nicht sein, dass das nun jede Woche so weitergehe.

Die Forderungen der Gewerkschaft seien verständlich, aber unrealistisch, was eine schnelle Umsetzung betrifft. «Man kann den Personalschlüssel ändern, aber die nötigen Erzieherinnen und Erzieher sind schlicht nicht vorhanden», so Lange. Und Entlastungsmaßnahmen mit dem vorhandenen Personal hätten nach seiner Einschätzung eher eine Verschlechterung der Betreuungsqualität zur Folge, etwa durch kürzere Öffnungszeiten von Kitas.

Senat und Verdi weit auseinander

Der Staatssekretär für Jugend und Familie, Falko Liecke, forderte Verdi ebenfalls auf, die Warnstreiks zu beenden. Viele Eltern stünden vor unlösbaren Herausforderungen, kurzfristig eine Kinderbetreuung zu organisieren, was sie sowohl in finanzielle als auch berufliche Konflikte bringe. «Die Behauptung, ein Streik schränke den Kitabetrieb nicht ein, ist fragwürdig und zeigt, dass Verdi offenbar wenig Interesse an konstruktiven Lösungen hat», sagte Liecke. Umgekehrt wirft Verdi dem Senat vor, eine Lösung im Sinne der Beschäftigten, Eltern und Kinder zu blockieren.

Knapp zehn Prozent der rund 2.900 Kitas in Berlin gehören zu sogenannten kommunalen Eigenbetrieben. Dort betreuen rund 7.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte etwa 35.000 Kinder. Die übrigen Einrichtungen werden von freien Trägern betrieben und aktuell nicht bestreikt. Insgesamt besuchen etwa 165.000 Kinder in der Hauptstadt Kitas. News4teachers / mit Material der dpa

Für bessere Arbeitsbedingungen: Fünftägiger Warnstreik in kommunalen Kitas gestartet

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2 Kommentare
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vhh
1 Jahr zuvor

‘Und Entlastungsmaßnahmen mit dem vorhandenen Personal hätten nach seiner Einschätzung eher eine Verschlechterung der Betreuungsqualität zur Folge, etwa durch kürzere Öffnungszeiten von Kitas’
Gut erkannt und das wäre nicht hinnehmbar? Aha, aber ebenso wie das geforderte Personal nicht da ist (auch messerscharf erkannt, Herr Lange) kann das vorhandene irgendwann nicht mehr. Nennt man Burnout, Herzinfarkt, chronische Erschöpfung. Das führt dann auch zu kürzeren Öffnungszeiten, da sind die Streiks doch ein guter Probelauf.
Beschwert euch nicht und arbeitet weiter, wen interessiert eure Gesundheit und euer Privatleben? Zu schade, dass man Leibeigenschaft abgeschafft hat und die Arbeitnehmerrechte sollte man für soziale Berufe abschaffen, wie kann man nur so einen Beruf ergreifen und trotzdem auch an sich denken (ja, Ironie).

RainerZufall
1 Jahr zuvor

Sollte man Streiks nicht spüren?
Ja, in sozialen Bereichen ist das wahnsinnig schwierig, aber liegengebliebende Aktenarbeit stört ggf. nur in profitorientierten Unternehmen (Krankenhäuser etc.)
Welchen Sinn hat so ein… “Brückenstreick” – um die wirkungsärmste und kontraproduktivste Maßnahme in Erinnerung zu rufen, die keine Probleme löst, tendenziell verschlimmert…