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Eine wertvolle Bildungserfahrung in den Bergen: Klassenzimmer auf der Alm blickt auf das erfolgreiche erste Schuljahr zurück

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20 Schüler*innen im Alter von 15 bis 17 Jahren nahmen vom 20. Mai bis 27. Juli 2024 am ersten Klassenzimmer auf der Alm in Oberösterreich teil. • Interdisziplinäres Lernen, praktische Wissensanwendung und Raum für persönliche Weiterentwicklung standen im Mittelpunkt des zukunftsgerichteten Curriculums. • Die Bewerbung für den kommenden Almsommer ist noch bis 16. November 2024 möglich.

Das Klassenzimmer auf der Alm. Foto: KADA

Insgesamt 10 Wochen voller neuer Erfahrungen, inspirierender Impulse und vor allem individuellem Wachstum liegen hinter den 20 Jugendlichen, die auf der selbst bewirtschafteten Stefansbergalm in Oberösterreich diesen Sommer das erste Schuljahr im Klassenzimmer auf der Alm absolvierten.

Der Schulalltag auf der Alm sah dabei keine klassische Trennung von Schulfächern und Lebensbereichen vor. Die Alm als Lebens- und Wirtschaftsraum, die Natur sowie ihre tierischen und menschlichen Bewohner*innen, aber auch damit in Zusammenhang stehende gesellschafts- und naturwissenschaftliche Lerninhalte standen im Fokus. Begleitet von fünf Pädagog*innen waren die Schüler*innen so u.a. für den Almbetrieb und das Tierwohl, die Zeit- und Aufgabeneinteilung sowie den allgemeinen Tagesablauf verantwortlich. Bereichert durch ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Sozialkompetenz kehrten die Jugendlichen Ende Juli nach Hause zurück, wo sie allesamt mit Schulbeginn in die nächste Jahrgangsstufe vorrücken.

„Im Klassenzimmer auf der Alm geht es uns vorrangig darum, Jugendliche in ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu fördern. Auf der Alm brechen sie Selbstverständlichkeiten auf, hinterfragen Denkmuster und verlassen die gewohnte Komfortzone. Sie wachsen an Herausforderungen und entwickeln Freude am gemeinsamen Erreichen von Zielen“, so Ricarda Schneegass, Geschäftsführerin der Klassenzimmer auf der Alm gGmbH. Auf das gemeinschaftliche Zusammenleben wurden die Schüler*innen in der ersten Woche gezielt vorbereitet, um im Anschluss eine Schulvereinbarung zu diskutieren und mitzugestalten. In täglichen Teamversammlungen organisierten sie anschließend ihren Alltag. Workshops zu Kommunikation, Partizipation und Konfliktmanagement bereiteten die Jugendlichen darauf vor, sich persönlich einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und konstruktiv mit Konflikten umzugehen.

Das ganzheitliche, selbstorganisierte und zukunftsorientierte Lernen bot den Schüler*innen auch Spielraum zur Mitsprache und Mitgestaltung. Das fördert die Motivation und das Bewusstsein für eine positive Lernumgebung, aber auch für Selbstorganisation und Eigenverantwortung. „Highlights waren für mich jedes Mal die Momente, wenn die Schüler*innen gar nicht mehr aufhören wollten bei Aktivitäten, bei denen das gar nicht selbstverständlich ist: Zäune und Ställe bauen im strömenden Regen, nach der Unterrichtszeit einfach mal weitermachen, in der Freizeit losziehen und nochmal für das laufende Projekt recherchieren…Die Beispiele sind endlos“, so Katharina Strutynski, Schulleiterin im Klassenzimmer auf der Alm.

Zentraler Bestandteil des zukunftsgerichteten Lehrplans war die ganzheitliche Vermittlung von Kompetenzen, die Auseinandersetzung mit aktuellen Problemstellungen und Themen wie Verantwortung, Nachhaltigkeit und Globalisierung sowie das Lernen durch Begegnung, um die Jugendlichen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten und verantwortungsvollen Menschen zu begleiten. Aus einer Vielfalt an Themen aus dem gesellschafts-, naturwissenschaftlichen und sprachlich-musischen Bereich wählten die Jugendlichen Schwerpunktthemen. Regionale Expert*innen aus Forst- und Landwirtschaft, Wissenschaft und Naturschutz sowie Sport, Tourismus und Kultur bereicherten den Unterricht auf der Alm, vermittelten Fachwissen und setzten Impulse zur Reflexion der eigenen Rolle in der Welt. Auf einer gemeinsamen Wanderung mit der Höhenbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner, im Rahmen eines viertägigen Hüttenpraktikums auf der nahe gelegenen Hofalm oder während einer Exkursion in den Nationalpark Kalkalpen sammelten die Schüler*innen Erfahrungen, die ihre theoretischen Kenntnisse vertieften und ihnen ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur vermittelten.

Der Bergsommer auf der Stefansbergalm bot den Schüler*innen auch zahlreiche aktive Naturerlebnisse und die Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung durch vielfältige Aktivitäten und Angebote im sportlichen, handwerklichen und hauswirtschaftlichen Bereich. Ihre Erfahrungen und Einblicke in den Almalltag teilten die Schüler*innen regelmäßig in einem Almblog. Während Jugendlichen im regulären Schulalltag mitunter zu wenig zugetraut wird oder es schlicht und ergreifend an Zeit und personellen Kapazitäten für individuelle Fördermaßnahmen mangelt, konnte die beteiligten Pädagog*innen im Klassenzimmer auf der Alm bei allen teilnehmenden Jugendlichen eine positive Weiterentwicklung feststellen.

„Ausnahmslos alle Jugendlichen haben mich immer wieder überrascht: Eher stille, die dann soviel Vertrauen der Gruppe gegenüber entwickeln, dass sie ihre Bedürfnisse bestimmt kommunizieren, laute Charaktere, die ungeahntes Einfühlungsvermögen zeigen, oder auch diejenigen, die zu Beginn eher rücksichtslos wirken, im Aushandlungsprozess dann aber doch auch mal einen Schritt zurück machen können. Es wäre wünschenswert, wenn alle Kinder und Jugendlichen solche prägenden, lebensbereichernden Erfahrungen machen und ein Lernumfeld wie im Klassenzimmer auf der Alm erfahren könnten“, so Katharina Strutynski.

Bewerbung für das Schuljahr 2025

Am 12. Mai 2025 startet das zweite Schuljahr im Klassenzimmer auf der Alm. Unter https://klassenzimmeraufderalm.de/sei-dabei/ können sich interessierte Schüler*innen für den kommenden Almsommer bewerben. Insgesamt werden 30 Plätze vergeben. Die Unterrichtsinhalte orientieren sich am bayerischen Lehrplan der Jahrgangsstufe 11, die Bewerbung steht jedoch allen Gymnasialschüler*innen bundesweit offen. Die Bewerbungsfrist endet am 16. November 2024.

LMU-Begleitstudie ermöglicht wissenschaftliche Erkenntnisse zu Lernmethode, Curriculum und sozialem Miteinander

Wissenschaftlich begleitet wurde das erste Schuljahr im Klassenzimmer auf der Alm durch die Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Evaluation des Lehrstuhls für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung zeigt, dass die flexible Projektarbeit auf der Alm zu einer signifikanten Steigerung der intrinsischen Motivation und Eigeninitiative der Schüler*innen führte. Im Vordergrund stand die persönliche Weiterentwicklung in den Bereichen Eigenständigkeit, Selbstreflexion, Wertschätzung sowie das Leben in der Gemeinschaft. Die Jugendlichen erlebten ihre eigene Wirksamkeit und entdeckten bisher unerkannte Fähigkeiten zur Einflussnahme und Problemlösung. Das selbstgesteuerte, entdeckende sowie kollaborative Lernen förderte zudem ein Gefühl von Autonomie und Kompetenz.

Unterstützer*in werden!

Die Finanzierung des ganzheitlichen Bildungsprojektes erfolgt zum Teil durch die Teilnahmegebühren, vor allem aber durch Spenden. Pro Schuljahr werden zudem bis zu drei Stipendien vergeben, um Jugendlichen aller sozialen Herkünfte eine Teilnahme am Klassenzimmer auf der Alm zu ermöglichen. Wer das Projekt unterstützen möchte, findet unter https://klassenzimmeraufderalm.de/unterstuetzen/ weiterführende Informationen zu den verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten.

Das Klassenzimmer auf der Alm zusammengefasst

Das Klassenzimmer auf der Alm ist ein ganzheitliches Bildungsprojekt, das sich an Jugendliche der 10. Jahrgangsstufe eines 8-jährigen bzw. der 11. Jahrgangsstufe eines 9-jährigen Gymnasiums in Deutschland richtet. Die Schüler*innen leben und lernen auf einer selbst bewirtschafteten Alm in Oberösterreich abseits des gewohnten Lebensraums und können dort nicht nur Natur und Umwelt tagtäglich intensiv erleben, sondern sich auch persönlich weiterentwickeln. Neben dem Unterrichtsstoff sind die Jugendlichen für die Organisation des Alltags und den Betrieb der Almwirtschaft verantwortlich. Die individuelle Beurlaubung für die Teilnahme am Klassenzimmer auf der Alm muss an der jeweiligen Heimatschule beantragt werden (in Bayern z.B. nach § 20 Abs. 3 BaySchO).

Dies ist eine Pressemitteilung der Klassenzimmer auf der Alm gGmbH.

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