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Schon wieder: Schüler sticht Mitschüler nieder – Kultusministerium kündigt Messer- und Waffenverbot in Schulen an

STUTTGART. Immer häufiger kommt es in Schulen zu Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wird – erst vorgestern wieder:  In Ettenheim südlich von Offenburg soll ein Schüler einen Mitschüler im Klassenraum niedergestochen haben. Baden-Württembergs Innenminister drängt auf Waffenverbote in Schulen. Und die Kultusministerin des Landes reagiert.

Bald Realität vor Schulen? (KI-erzeugte Illustration) Illustration: Shutterstock

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) plädiert für ein Verbot von Waffen und Messern an Schulen in Baden-Württemberg. Weil es sich bei Kindern und Jugendlichen um besonders schutzbedürftige Personen handle, müsse man alles daran setzen, diese vor den von Messern ausgehenden Gefahren zu schützen, schreibt Strobl in einem Brief an seine Kabinettskollegin, Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne).

«Dies gilt auch und insbesondere für Gefahren, die durch einzelne Schülerinnen und Schüler im Schulalltag verursacht werden», so Strobl. Mitgebrachte Waffen wie Tierabwehrsprays oder Messer seien potenzielle Gefahren für Schulbeschäftigte, Lehrkräfte und insbesondere die Schülerinnen und Schüler.

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«Entsprechende Waffen- und Messerverbote können auch in die jeweiligen Schul- und Hausordnungen aufgenommen werden»

Strobl weist in dem Schreiben darauf hin, dass die Schulen im Südwesten das Hausrecht über ihre Gebäude ausüben. «Entsprechende Waffen- und Messerverbote können daher auch in die jeweiligen Schul- und Hausordnungen aufgenommen werden, um diesen Gefahrenpotenzialen zu begegnen», so der Innenminister. Er bitte die Kultusministerin ausdrücklich darum, die Schulen für diese Möglichkeit zu sensibilisieren.

Das Kultusministerium erklärte auf Anfrage des Südwestrundfunk, dass bereits an einer entsprechenden Änderung des Schulgesetzes gearbeitet werde. Damit geht Schopper noch einen Schritt weiter, als die von Strobl geforderte Änderung der Hausordnungen. Eine landesweite Regelung sei sinnvoll, da sie auch zur Prävention beitragen könne, hieß es. Wer ein solches Messer- und Waffenverbot in der Schule kontrollieren soll, blieb dabei allerdings offen.

Am Dienstag hatte es in Ettenheim südlich von Offenburg einen Messerangriff an einer Schule gegeben. Dort soll ein Jugendlicher einen anderen Jugendlichen mit einem Messer schwer verletzt haben. Das Motiv und der genaue Hergang sind noch unklar, wie ein Polizeisprecher sagte.

Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen und Befragungen von Zeugen davon aus, dass sich der Angriff in einem Klassenzimmer zugetragen hat. Der Angriff soll demnach ausschließlich gegen den verletzten Jugendlichen gerichtet gewesen sein. Ein Messer wurde sichergestellt. Nun müsse geprüft werden, ob es sich dabei um die Tatwaffe handle, sagte ein Sprecher.

Sowohl der mutmaßliche Täter als auch der Verletzte sind im jugendlichen Alter. Weitere Schüler waren laut Polizei nicht beteiligt. Ein Rettungshubschrauber flog den Verletzten in ein Krankenhaus. Der mutmaßliche Angreifer wurde vorläufig festgenommen. An dem Bildungszentrum unweit der französischen Grenze wurde ein Betreuungsangebot eingerichtet.

Anfang Januar hatte ein 18-Jähriger seine gleichaltrige Ex-Freundin in der gemeinsamen Schule in St. Leon-Rot bei Heidelberg mit einem Messer angegriffen und getötet. Mitte August war der mutmaßliche Täter wegen Mordes zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Verteidiger des 18-Jährigen legte Revision ein.

Auch an Schulen in anderen Bundesländern hatte es zuletzt immer wieder Angriffe mit Messern gegeben. Beispiele aus ganz Deutschland:

Bereits im Mai hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) eine Statistik vorgelegt, der zufolge die Polizei im vergangenen Jahr 193 Attacken mit Messern oder anderen Stichwaffen an den Schulen des Landes registrierte – ein Anstieg von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (News4teachers berichtete auch darüber).

«Seit Monaten weise ich darauf hin, dass sich was auf den Schulhöfen verändert hat», sagte Innenminister Reul seinerzeit. «Kinder sind heute viel zu oft Täter.» Das liege auch an den Corona-Lockdowns. «Sowas wie gesunde Streitkultur und Kräftemessen mit Gleichaltrigen ist im Lockdown zwangsläufig auf der Strecke geblieben.» Die Polizei allein könne diese Probleme jedenfalls nicht in den Griff bekommen. News4teachers / mit Material der dpa

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