Zahl der Straftaten auf Schulhöfen deutlich gestiegen! Reul: Aggression nimmt zu

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DÜSSELDORF. Die Polizei ist in NRW häufiger an den Schulen im Einsatz. Vor allem bei Gewalt-Delikten gibt es einen massiven Anstieg. NRW-Innenminister Reul führt das auch auf Probleme durch die Pandemie zurück.

„Was ein Messer im Schulranzen zu suchen hat, ist mir ein Rätsel“: NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Foto: IM NRW/Ralph Sondermann

Die Zahl der Straftaten an Schulen in Nordrhein-Westfalen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Vor allem bei gravierenden Delikten wie Körperverletzung, Bedrohung oder Raub registrierte die Polizei 2022 deutlich mehr Taten an den Schulen als noch im Jahr 2019 vor den Corona-Lockdowns, wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilte. Die nordrhein-westfälische Landesregierung zeigte sich besorgt. «Die zwei Jahre Pandemie haben unseren Kindern Raum für soziale Entwicklung genommen», sagte Innenminister Herbert Reul (CDU).

Insgesamt registrierte die Polizei im vergangenen Jahr gut 24 500 Straftaten an den NRW-Schulen, 18,6 Prozent mehr als 2019. Allerdings war der Anstieg bei Gewaltdelikten noch sehr viel stärker: Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen stieg um 54 Prozent auf 1500, die Zahl der einfachen Körperverletzungen um 56 Prozent auf knapp 3700. Im Bereich Nötigung und Bedrohung registrierte die Polizei knapp 1200 Fälle, 58 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. Im Bereich Raub und räuberische Erpressung wurden 200 Fälle angezeigt, ein Plus von 42 Prozent.

«Seit Monaten weise ich darauf hin, dass sich was auf den Schulhöfen verändert hat»

Bei anderen Delikten gab es keinen so starken Anstieg. So registrierte die Polizei 8100 Diebstähle (minus 3 Prozent), 4700 Sachbeschädigungen (plus 13 Prozent) und gut 1100 Rauschgiftdelikte (plus 2 Prozent). In der Statistik geht es immer um die «Tatörtlichkeit Schule» – das heißt, dass auch Taten außerhalb der Unterrichtszeit erfasst werden, wenn sie auf dem Schulhof passieren.

«Seit Monaten weise ich darauf hin, dass sich was auf den Schulhöfen verändert hat», sagte Innenminister Reul. «Kinder sind heute viel zu oft Täter.» Das liege auch an den Corona-Lockdowns. «Sowas wie gesunde Streitkultur und Kräftemessen mit Gleichaltrigen ist im Lockdown zwangsläufig auf der Strecke geblieben.» Die Polizei allein könne diese Probleme jedenfalls nicht in den Griff bekommen.

Das Schulministerium betonte, erst kürzlich sei ein «Notfallordner» aktualisiert worden, der den Schulen konkrete Handlungshinweise für Prävention und akute Straftaten gebe. Sicherheit sei «eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass unsere Schülerinnen und Schüler gut lernen und unsere Lehrkräfte guten Unterricht machen können», sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) dem «Kölner Stadt-Anzeiger». «Die Schulen in NRW müssen sichere Orte sein.»

«Stichwaffen und Messer müssen in jeder Hand, auch in der jüngsten Hand, ein Fremdkörper bleiben. Messer sind kein Spielzeug!»

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GS in SH
11 Monate zuvor

Ich bin verwirrt!
Hieß es nicht immer, die Gewalt nähme ab? Alles nur wenige Einzelfälle, die von den Medien aufgebauscht würden?
Aber wenn der Notfallordner jetzt aktualisiert worden ist, sind die Schulen ja wieder sicher.
Die Lehrer können ja den SuS auch verbieten Messer mitzunehmen! Darauf ist scheinbar noch niemand gekommen!
Wenn alles nichts nützt wäre ich dafür, die Schulhöfe einfach mal zu schließen! Dann hört das ganz schnell auf!

Rainer Zufall
11 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

Es wäre hilfreich, wenn Vergleichszahlen der letzten Jahrzehnte und nicht während eines Lockdowns angeführt würden.

GS in SH
11 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Nun, 2019 war ja vor dem Lockdown.
2020 und 2021 hat die Gewalt auf Schulhöfen ja merklich abgenommen, was wohl auch daran lag, dass Schulhöfe zeitweise geschlossen waren.

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

Ich erinnere mich auch daran, dass hier öfter mal von der Redaktion auf Statistiken verwiesen wurde, dass die Jugendkriminalität allgemein abnimmt. Das gilt dann wohl nur außerhalb der Schulhöfe.
Die Messer kann man zwar formal verbieten, aber angeblich darf niemand kontrollieren, ob in irgendwelchen Taschen nicht doch Messer sind. Mir leuchtet da auch nicht ein. Metalldetektoren könnten Messer anzeigen, Schlüssel auch, aber die sind ja meist kürzer und kleiner.

447
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Tatsächlich ist die Kontrolle auch nur von Rucksäcken brisant, von Smartphones praktisch unmöglich und „Durchsuchungen“ (z.B. zum Auffinden von gefährlichen Gegenständen) illegal für Lehrkräfte (in der faktischen Rechtswirklichkeit, nicht was auf dem Cover steht).

Ich persönlich halte weite Abstände, melde schriftlich und habe im Rahmen meines Schon- und Energiesparprogrammes auch wieder begonnen, eine Sache wirklich haargenau schriftlich zu dokumentieren: Wann ich wo eingetroffen bin, rechtzeitig natürlich.

Wie bestellt (machtlose, „deeskalierende“ Lehrer als Boxsäcke für Schülerfrust im Rahmen des linken „System kaputtmachen“-Gesamtprogramms) so geliefert (Drohne 447 guckt sehr genau hin, dokumentiert, verschriftlichen, macht nix außer juristisch bombenfestes Melden im Nachgang, sanfte Worte, viel Konjunktive).

P.S.: Innerhalb von grob drei Wochen wurde bei uns gestern die 3 Lehrkraft (w) von SuS geschlagen, viertes mal Polizeiwagen an der Schule innerhalb dieser Zeit.
Dreimal darf das Kommentariat raten, wer/was/wieso/warum…ich sag nix und denke mir meinen Teil.
Sagen tue ich :“Ja, Corona…“.

Last edited 11 Monate zuvor by 447
Pit2020
11 Monate zuvor
Antwortet  GS in SH

@GS in SH

Ja, das ist alles verwirrend. Man weiß nicht, was mehr erstaunen soll: Immer wieder überraschend eine ursprüngliche Tat oder immer wieder die gleichförmigen Reaktionen darauf?

Beim Wort „Notfallordner“ bin ich sowieso raus, denn wirklich „schräg witzig“ geht anders:
https://www.youtube.com/watch?v=rHT6dU1Tj0w

Wie bitte? … Die Sache mit dem Notfallordner war nie als Witz gedacht?! … Oh.

Georg
11 Monate zuvor

Die Pandemie hat nicht viel Einfluss, weil es die Probleme schon vorher gab. Man möchte sie nur nicht nennen.

Rainer Zufall
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Doch vor Corona waren es 10 Fälle mehr. Alles wie immer, es sei denn, die Jahrzehnte davor war es viel besser/ schlechter.

Mona
11 Monate zuvor

Ich schau hier mal interessiert zu, bin zugleich etwas verwundert, dass ausgerechnet Herr Reul neben der Pandemie offenbar keinerlei Ursachen oder sonstige Analyseergebnisse genannt hat…

In der letzten Kita vor meinem Berufswechsel (BW/Land) hat z.B. ein kleiner Prinz vergangene Woche eine geladene Schreckschusspistole aus seinem Rucksack hervorgezaubert, um seiner Meinung gewichtigeren Ausdruck zu verleihen. Die immerhin nach 2 Stunden eingetrudelten Eltern können sich’s nicht erklären, lehnen aber künftige Taschenkontrollen kategorisch ab. Klar, fristlose Beendigung des Betreuungsvertrags. Was aber nun aus dem Buben wohl wird? Wie wird er sich wohl in der Schule verhalten?

Sozialisierung/Integration schon in der Kita gescheitert, Dank kräftiger Mithilfe der Eltern. 🙁

Last edited 11 Monate zuvor by Mona
Rainer Zufall
11 Monate zuvor
Antwortet  Mona

Klassischer Fall eines Kindes aus dem Schützenverein/ USA 😛

Georg
11 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Oder einer Großfamilie

447
11 Monate zuvor
Antwortet  Mona

Nun, Herr Reuel möchte vielleicht noch eine Weile Minister bleiben. Als Politikprofi weiß er, was er (auf keinen Fall) sagen kann.

Das kann man ihm kaum verdenken.

SissyS
11 Monate zuvor
Antwortet  Mona

Frau Kollegin, das ist niemals geschehen. Sie haben dem Jungen die Waffe mit Sicherheit untergeschoben, weil sie schon immer etwas gegen den Jungen hatten!

So etwas hätten gut und gerne die Eltern meiner Klasse behauptet. Inklusive einem Gespräch mit der SL, was ich denn gegen das Kind hätte

Rainer Zufall
11 Monate zuvor

Achja, Herr Reul,

was ist „Kräftemessen Gleichaltriger“ und wo auf dem Schulgelände wird dies geduldet bzw. angeboten?
Oder verbieten die „woken“ Schulen heute einfach eine klassische, weiße Keilerei? 😉

TaMu
11 Monate zuvor

Ich wusste ja, dass das Coronavirus schlimme Spätfolgen haben kann, aber dass es Stichwaffen in Schultaschen schmuggelt, war mir neu. Einen Lockdown, in dem Kinder gar nicht zusammen sein durften, hatten wir im Frühjahr 2020. Schon im Sommer durfte draußen geurlaubt, gespielt und gegessen werden, in Schulen und Kitas waren die Kinder zu 80 Prozent in der „Notbetreuung“, egal, was pandemisch gerade passierte. Ich habe nach 5/20 auch immer Kinder draußen zusammen spielen gesehen. Mir scheint, Corona hat politische und nicht-politische Gehirne verdreht. Sind eigentlich alle Kinder aus sämtlichen gesellschaftlichen Schichten davon betroffen, dass Messer in ihren Schulranzen auftauchen, mit denen auch gleich zugestochen oder gedroht werden muss? In meinem Bekanntenkreis sind nämlich alle vor solchen gefährlichen Funden in ihren Taschen noch verschont geblieben.

447
11 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

…und so schlussfolgerte er messerscharf
dass nicht sein kann
was nicht sein DARF…