Das Startchancen-Programm des Bundes hat das Ziel, Bildungschancen an Schulen mit besonderen Herausforderungen nachhaltig zu verbessern. Was Lehrkräften gezielt hilft und welche strukturellen Herausforderungen dabei eine Rolle spielen, erklärt Daniela Krause, DaZ-Lehrerin und Referentin, im Interview.

Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Sprachförderung – denn Sprache ist eine grundlegende Voraussetzung für den Zugang zu Wissen und entscheidend für jedes Unterrichtsfach.
Warum ist Sprachförderung ein so zentraler Bestandteil von Bildungsgerechtigkeit?
Daniela Krause: Sprachkompetenz beeinflusst im Grunde alle Bildungsbereiche. Ohne ein fundiertes Sprachverständnis können Schülerinnen und Schüler nicht nur in Deutsch, sondern auch in den naturwissenschaftlichen oder gesellschaftswissenschaftlichen Fächern kaum erfolgreich lernen. Besonders in Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern, die Deutsch als Zweitsprache erwerben oder aus bildungsfernem Umfeld kommen, sehen wir, dass sprachliche Defizite oft mit geringeren Bildungschancen einhergehen. Das Startchancen-Programm kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem es Ressourcen für gezielte Fördermaßnahmen bereitstellt.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Praxis, insbesondere in DaZ-Klassen?
Daniela Krause: Die Heterogenität in den Lerngruppen ist eine der größten Herausforderungen. Lehrkräfte stehen vor der Aufgabe, Kinder und Jugendliche mit völlig unterschiedlichen Vorkenntnissen, Sprachständen und Lernbiografien gemeinsam zu unterrichten. Manche sind erst seit Kurzem in Deutschland, andere haben bereits Vorkenntnisse, einige bringen kaum Lese- und Schreibfähigkeiten mit, wieder andere wechseln aus einer anderen Sprache in ein neues Schriftsystem. Dazu kommt der strukturelle Zeitmangel: Viele Lehrkräfte haben kaum Möglichkeiten für individuelle Förderung und benötigen Materialien, die differenzierendes Arbeiten unterstützen und selbstständiges Lernen ermöglichen. Denn es gilt, die Lernenden möglichst schnell und effizient, aber mit einem soliden sprachlichen Grundgerüst für die Teilnahme am Regelunterricht vorzubereiten. Das Startchancen-Programm eröffnet Schulen die Möglichkeit, gezielt in Sprachfördermaterialien zu investieren, um Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf ihrem Bildungsweg zu begleiten. Besonders da, wo die Lernstände sehr unterschiedlich sind, brauchen Lehrkräfte meiner Meinung nach praxisnahe und direkt einsetzbare Materialien.
Wie kann man in einem so heterogenen Umfeld Sprachförderung sinnvoll gestalten?
Daniela Krause: Es ist wichtig, Materialien und Methoden zu nutzen, die flexibel anpassbar sind. Ein Ansatz besteht darin, den Spracherwerb durch eine mehrstufige Differenzierung zu begleiten, sodass Lernende auf unterschiedlichen Niveaus an denselben Themen arbeiten können. Besonders hilfreich sind hier klar strukturierte, selbsterklärende Aufgabenformate, die eigenständiges Lernen ermöglichen.
Sprachförderung muss tatsächlich fächerübergreifend gedacht werden – also auch in Mathematik, Geschichte oder Biologie. Schülerinnen und Schüler brauchen Unterstützung dabei, auch die Bildungssprache zu erwerben, die in den einzelnen Fächern eine große Rolle spielt.
Wie kann das Startchancen-Programm konkret dazu beitragen, Sprachförderung wirksamer zu machen?
Daniela Krause: Das Programm schafft erstmals über mehrere Jahre hinweg strukturelle Verbesserungen für Schulen, die besonderen Herausforderungen gegenüberstehen. Entscheidend wird aus meiner Sicht sein, wie die bereitgestellten Mittel eingesetzt werden.
In meinen Sprachförderklassen kommen zum Beispiel die „DaZ-Hefte”, begleitend zum „DaZ-Buch” zum Einsatz. Sie wurden speziell für Schülerinnen und Schüler mit sehr unterschiedlichen Sprach- und Kompetenzniveaus entwickelt. Die selbsterklärenden Übungen und die dreistufige Differenzierung ermöglichen mir, alle Lernenden im Blick zu behalten. Das ist besonders hilfreich bei den Schülerinnen und Schülern, die direkt in den Regelunterricht integriert werden müssen – sie können mit den Heften individuell und selbstorganisiert lernen und zügig aufholen.
Gerade durch den Mangel an personellen Ressourcen ist die Qualität des Arbeitsmaterials ein entscheidender Baustein. Das ermöglicht mir viel Flexibilität, denn die Hefte können unabhängig vom unterrichtstragenden Lehrwerk genutzt werden oder ergänzend dazu. Die selbstständige Spracharbeit neben dem Regelunterricht kommt in der Regel viel zu kurz, ist aber sehr entscheidend.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Sprachförderung eben nicht nur als kurzfristige Fördermaßnahme gesehen wird, sondern langfristig in den Schulalltag integriert wird. Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Ich setze die „DaZ-Hefte” zum Teil auch bei Schülerinnen und Schülern mit Sprachdefiziten erfolgreich ein, nicht nur bei denen, die Deutsch lernen.
Was raten Sie Lehrkräften, die im Bereich DaZ aktiv sind?
Daniela Krause: Nutzen Sie die aktuellen Möglichkeiten! Das Startchancen-Programm gibt Schulen eine echte Chance, nachhaltig in Bildungsgerechtigkeit zu investieren. Damit das gelingt, müssen Lehrkräfte und ihre Klassen gut ausgestattet sein. Meiner Erfahrung nach haben wir dafür ein sehr gutes Angebot, das Lehrkräfte entlastend unterstützt und gleichzeitig ermöglicht, dass sie ihre Schülerinnen und Schüler zielführend begleiten können.
Das alles wird langfristig aber nur gelingen, wenn Sprachförderung nicht nur als kurzfristige Fördermaßnahme betrachtet wird, sondern als integraler Bestandteil des Schulsystems verstanden wird. Es kann eben nicht als zusätzliche Aufgabe „nebenbei” laufen.
Zu den Informationen und Angeboten von Ernst Klett Sprachen im Rahmen des Startchancen-Programms.
Eine Meldung der Ernst Klett Sprachen GmbH.