WIESBADEN. Die hessische Landesregierung will ihre Werte- und Demokratiebildung an Schulen im kommenden Schuljahr ausbauen – im Zentrum steht eine neue Plattform für Lehrkräfte. Während Kultusminister Armin Schwarz (CDU) das Projekt als wichtigen Schritt für die Integration und die Stärkung demokratischer Kompetenzen feiert, kritisieren Grüne und GEW die Umsetzung als unzureichend beziehungsweise diskriminierend.

Die im vergangenen Schuljahr in Hessen eingeführte Werte- und Demokratiebildung in sogenannten Intensivklassen für geflüchtete und zugewanderte Kinder und Jugendliche wird fortgeführt. Neben der Deutschförderung sollen die Schülerinnen und Schüler gezielt in zwei Wochenstunden mit den in Deutschland geltenden Normen, Werten und Grundlagen der Demokratie vertraut gemacht werden. Ziel sei, ihnen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern und ihre Integration zu fördern – heißt es beim Kultusministerium.
Die Lehrkräfte in diesen Klassen werden dafür künftig durch eine „WERTvoll-Plattform“ unterstützt – ein digitales Angebot des Kultusministeriums, das als Informationsbörse für Unterrichtsbeispiele, Projekte, Handreichungen, Kooperationspartner und Ansprechpersonen dient. Die Plattform soll auch allen anderen Schulen in Hessen Orientierung geben, wie Werte- und Demokratiebildung im Unterricht umgesetzt werden kann.
„Kinder und Jugendliche brauchen klare Werte und starke Vorbilder – gerade in Zeiten mit zunehmender Polarisierung, gefährlicher Trends in sozialen Medien, von steigendem Antisemitismus und Extremismus“, meint Schwarz. „Die neue Werte-Plattform bietet eine zentrale Orientierung für alle Lehrkräfte, um Werte- und Demokratiebildung ganz praktisch im Schulalltag umzusetzen.“
Laut Ministerium soll die Initiative auch Schlüsselkompetenzen wie Empathie, Konfliktfähigkeit, Selbstregulation und Verantwortungsbewusstsein fördern. Partizipative Formate wie der Klassenrat sollen das Demokratieverständnis stärken. Zusätzlich gibt es ein Beratungstelefon für Lehrkräfte, Fortbildungsangebote und neue rechtliche Rahmenbedingungen – darunter Einschränkungen der Smartphone-Nutzung an Schulen und ein Verbot, Messer oder andere gefährliche Gegenstände mit in die Schule zu bringen.
Ein weiteres Element ist die „WERTvoll-Tour“, bei der Wertevermittlung an Schulen in Workshops, Projekttagen und Diskussionen erlebbar gemacht wird – teils auch mit Beteiligung des Ministers.
Kritik der Opposition: „Luftnummer“ – GEW: „Diskriminierend und kontraproduktiv“
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Sascha Meier sieht in der Plattform keinen echten Fortschritt. Die ursprünglich angekündigte Ausweitung der Wertebildung falle aus, übrig bleibe „eine Homepage mit Unterrichtsmaterialien, die sicherlich nicht schadet, aber angesichts der Herausforderungen an unseren Schulen auch nicht mehr sein dürfte als ein Tropfen auf den heißen Stein“. Meier fordert eine „echte Offensive für die Demokratiebildung“ an allen Schulen.
Deutlich schärfer noch fällt die Kritik der Bildungsgewerkschaft GEW aus. Zwar sei mehr Engagement in der Demokratie- und Medienbildung unverzichtbar, sagte der Landesvorsitzende Thilo Hartmann bereits im vergangenen Oktober bei der Ankündigung des Werteunterricht für die rund 36.000 Schülerinnen und Schüler in Intensiv- und InteA-Klassen (News4teachers berichtete). Dazu ausschließlich Flüchtlingskinder zu verpflichten, sei „diskriminierend und laufe gelingender Integration und einem guten Miteinander zuwider“.
Die Maßnahme suggeriere, dass geflüchtete Kinder besonderen Nachholbedarf in Sachen Werte hätten, und gehe zudem zulasten des Deutschunterrichts, da die Stunden nicht zusätzlich, sondern an dessen Stelle erteilt würden. Hartmann kritisiert außerdem die in einer Handreichung zitierten Passagen aus der Hessischen Verfassung und dem Schulgesetz als konservativ „selektiv“ – wichtige Bildungsziele wie der „Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen“ oder die Förderung von „Kreativität und Eigeninitiative“ fehlten.
Statt „Minderheiten zu stigmatisieren“, solle die Landesregierung das im Koalitionsvertrag angekündigte Demokratiefördergesetz zügig umsetzen, so Hartmann. Zudem fordert die GEW bessere Bedingungen in den Intensivklassen: kleinere Lerngruppen, mehr Wochenstunden, ein breiteres Angebot an Alphabetisierungsklassen, bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte und wissenschaftlich fundierte pädagogische Konzepte.
Das Ministerium kündigt an, die WERTvoll-Plattform im neuen Schuljahr fortlaufend mit Best-Practice-Beispielen, zusätzlichen Unterrichtsmaterialien und regionalen Vernetzungsformaten zu erweitern. „Wenn wir diesen Weg weiterhin gemeinsam gehen, wird er langfristig positiv auf unsere gesamte Gesellschaft ausstrahlen“, so Schwarz. „Lassen Sie uns zusammen daran arbeiten, junge Menschen zu mündigen und toleranten Mitgliedern unserer Gesellschaft zu erziehen – jede Schule in ihrer eigenen, einzigartigen Weise.“ News4teachers / mit Material der dpa
Wie umgehen mit mehr Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt an Schulen?
Luftnummer? Lächerlich. Warum noch so ein positives Wort für so einer Arbeitsverweigerung eines Ministers?EInfach mal druchklicken:
https://kultus.hessen.de/schulsystem/wertevermittlung/wertvoll-plattform
Jeder Junglehrer würde damit vor die Tür gesetzt.