HALLE. Eine der renommiertesten Schulen Deutschlands steht ohne Leitung da: Während das Lyonel-Feininger-Gymnasium in Halle in wenigen Tagen den Deutschen Schulpreis gewinnen könnte, sucht das Land Sachsen-Anhalt dringend nach einer neuen Schulleitung. Denn der bisherige Direktor wechselte unlängst überraschend ins Kabinett – und ist nun Bildungsminister.

„Zum nächstmöglichen Zeitpunkt ist die Stelle der Schulleiterin / des Schulleiters am Lyonel-Feininger-Gymnasium Halle (Saale) neu zu besetzen.“ So beginnt eine Stellenausschreibung des Landesschulamts Sachsen-Anhalt. Gesucht wird eine Persönlichkeit, die „die pädagogische, organisatorische und verwaltungsmäßige Leitung“ übernimmt, „die pädagogische Arbeit koordiniert“ und „das Kollegium zu innovativer Unterrichts- und Schulentwicklung motiviert“.
Kurios: Diese Schule könnte am 30. September 2025 den renommierten Deutschen Schulpreis gewinnen; sie steht im Finale – aktuell ohne Schulleitung. Der Grund ist nicht minder ungewöhnlich: Der bisherige Direktor ist seit wenigen Wochen Bildungsminister des Landes.
Vom Schulleiter zum Minister
Jan Riedel leitete das Lyonel-Feininger-Gymnasium zehn Jahre lang, bevor er ins Ministeramt wechselte. „Die letzte Zeugnisausgabe, der letzte Abiball, die letzte Schulvollversammlung – da war schon viel Wehmut mit im Spiel. Aber ich hätte es ganz sicher bereut, wenn ich nicht die Möglichkeiten genutzt hätte, meine Vorstellungen in den politischen Raum einbringen zu können“, sagt er im Interview mit dem Deutschen Schulportal.
Seine ehemalige Schule zählt nun zu den insgesamt 15 Finalisten des Deutschen Schulpreises. „Für uns war es wichtig, Komponenten zu betonen, die dazu führen, dass Schule ein lebenswerter Ort ist. Das Gymnasium ist zwar ein Ort der Leistung, aber auch ein Ort der Beziehung, der Wertschätzung, der Kommunikation.“
Erfolgsmodell Lyonel-Feininger-Gymnasium
Das Konzept setzt auf Teamstrukturen, fächerübergreifendes Arbeiten und einen rhythmisierten Ganztag. „Vor zehn Jahren haben wir uns für das selbstorganisierte Lernen entschieden und auch den Tagesablauf anders organisiert. Ziel sollte es sein, Lernen als ganzheitliches Erlebnis wahrzunehmen“, so Riedel.
Zudem bindet die Schule zahlreiche Partner ein. „Wir haben mit nahezu 60 Kooperationspartnern wöchentlich kooperiert: Studenten, Holzkünstlern, Theatermacherinnen oder wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Universität. Wenn ich mir diese Menschen in die Schule reinhole, beginne ich automatisch, mir auch Ressourcen zu schaffen für den Lehrkräftemangel.“
Der Deutsche Schulpreis wird seit 2006 von der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung vergeben und gilt – neben dem Deutschen Lehrkräftepreis – als renommierteste Auszeichnung im deutschen Bildungswesen. Bewertet werden Leistung, Unterrichtsqualität, Schulklima, Verantwortung und Schulentwicklung. Neben einem Preisgeld von bis zu 100.000 Euro bedeutet er vor allem bundesweite Anerkennung.
Minister mit Schulleiterblick
Riedel sieht seine Stärke nun darin, die Perspektive der Schulen in die Politik einzubringen. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum unrechtmäßigen Mehrarbeitsmodell für Lehrkräfte habe er schnell handeln können: „Wir ersetzen die verpflichtenden Vorgriffsstunden durch freiwillige Zusatzstunden. Schulleitungen können also eine Regelung nutzen, die es hierfür schon lange gibt – das gehört zum Handwerkszeug. Ich konnte hier aus meiner Erfahrung als Schulleiter schöpfen.“
Grundsätzlich will er Schulleitungen mehr Verantwortung übertragen: „Verwaltung ist dazu da, Rahmen zu setzen, Leitplanken zu setzen, Ressourcen bereitzustellen. Aber letzten Endes müssen die Schulen vor Ort Entscheidungen für ihre individuelle Situation treffen.“
Beteiligung statt Bevormundung
Um diesen Weg zu unterfüttern, setzt Riedel auf Beteiligung: „Wir haben auf unserer Homepage ein Umfragetool geschalten, wo Kolleginnen und Kollegen, Eltern, alle Bildungsinteressierten ihre Rückmeldung geben können. Schon jetzt sind rund 600 Vorschläge eingegangen.“ Parallel besucht er regelmäßig Schulen, um sich direkt mit Lehrkräften, Eltern- und Schülervertretungen auszutauschen.
Unpopuläre Entscheidungen will er dennoch nicht scheuen. Mit Blick auf die Mehrarbeit betont er: „Ich glaube, es geht nicht um Einigkeit, sondern um Transparenz. Natürlich ist das nicht so einfach umzusetzen für die Schulleitungen. Ich habe mit 20 Verbänden darüber gesprochen, wie wir das Problem lösen. Und das haben die Beteiligten honoriert.“ News4teachers
“Riedel sieht seine Stärke nun darin, die Perspektive der Schulen in die Politik einzubringen.”
Ja, der hat an einer Schule gearbeitet. Aber ich befürchte, dass der Herr Gymnasialdirektor seine Perspektive einbringt und dem Brennpunkt erklärt, dass dort alles falsch gemacht wurde. Schließlich lief es an seinem Gymnasium doch auch.
Dort bekommt man aber keine 60 Kooperationspartner und bei selbstorganisiertem Lernen läuft der Pipi vor Lachen in die Hose … Aber vielleicht irre ich mich ja auch.
Dann schließe ich mich dem Irrtum gleich mal mit an.
wenn ich mir seinen Wikipedia-Eintrag ansehe, dann war seine Karriere ähnlich steil wie der Aktienkurs von Rheinmetall
“Grundsätzlich will er Schulleitungen mehr Verantwortung übertragen”
Das hieß bisher in der Praxis immer, die praktische Arbeit nach unten abwälzen, während man sich selber die Boni dafür in die Tasche schiebt.
Wo das endet, sieht man ja bei der Bahn oder der deutschen Autoindustrie.
Dann soll man bitte die Schulen auch so ausgestalten und ausstatten, dass diese die ihnen übertragene Verantwortung auch wirklich wahrnehmen können.
Aber ach nein – man muss ja leider sparen.
Da wird “Ressourcen bereitzustellen” schnell zur hohlen Phrase…
Die Schule ist nicht ohne Leitung. Frau Lehmann übernahm nahtlos die Stelle der Schulleitung.
Zudem bindet die Schule zahlreiche Partner ein. „Wir haben mit nahezu 60 Kooperationspartnern wöchentlich kooperiert: Studenten, Holzkünstlern, Theatermacherinnen oder wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Universität. Wenn ich mir diese Menschen in die Schule reinhole, beginne ich automatisch, mir auch Ressourcen zu schaffen für den Lehrkräftemangel.“
Wenn Herr Riedel das auf der Fläche seines Bundeslandes schafft, auch für Nicht-Gymnasien, dann ziehe ich meinen Hut, wenn nicht dann bleibt dies eine Marketing-Phrase.