Studie: Fachkraftquote in Kitas sinkt – Bayern bundesweit Schlusslicht

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GÜTERSLOH. Der Anteil pädagogisch qualifizierter Fachkräfte in deutschen Kitas geht in vielen Bundesländern zurück – und unterscheidet sich je nach Region erheblich. Das zeigt der neue «Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme» der Bertelsmann Stiftung. Die Fachkraftquote, also der Anteil einschlägig ausgebildeter Kräfte unter allen pädagogisch Beschäftigten, gilt als zentraler Qualitätsfaktor in der frühkindlichen Bildung.

Ein Problem. Symbolfoto: Shutterstock

Laut Studie variiert die Quote nicht nur zwischen den Bundesländern, sondern auch zwischen einzelnen Städten und Kreisen. Besonders gravierend ist die Situation in Bayern: Dort liegt der Fachkräfteanteil bei nur 54,5 Prozent – der bundesweit niedrigste Wert. Zum Vergleich: Deutschlandweit beträgt der Schnitt 72 Prozent, in Ostdeutschland fast 87 Prozent, Spitzenreiter Thüringen erreicht sogar mehr als 94 Prozent.

Ein detaillierter Blick zeigt: Nur 3,6 Prozent der bayerischen Kitas erreichen eine hohe Fachkraftquote von mindestens 82,5 Prozent. Gleichzeitig müssen knapp ein Drittel (31,5 Prozent bzw. 2.997 Einrichtungen) mit weniger als 50 Prozent Fachkräften auskommen. Damit ist Bayern auch bei den Kitas mit sehr niedriger Fachkraftquote Spitzenreiter. Im bundesweiten Vergleich belegen die zehn Landkreise mit dem geringsten Anteil an Fachkräften allesamt Plätze in Bayern – Schlusslicht ist der Landkreis Augsburg, wo lediglich 2,3 Prozent der Kitas eine hohe Quote erreichen. Besser sieht es beispielsweise in Lindau (Bodensee) aus, wo 12,1 Prozent der Kitas die Höchstquote schaffen.

Auch in anderen westdeutschen Bundesländern liegen die Werte deutlich unter dem ostdeutschen Niveau. Nordrhein-Westfalen erreicht 74,1 Prozent und damit einen Platz im Mittelfeld. Besonders gut schneiden hingegen Thüringen (94,3 Prozent), Sachsen (85,9 Prozent) und Brandenburg (81,2 Prozent) ab.

Die Unterschiede erklärt die Stiftung unter anderem mit Personalmangel und finanziellem Druck in den Kommunen. Um Engpässe zu überbrücken, würden zunehmend Menschen ohne einschlägige pädagogische Ausbildung eingesetzt – etwa Kinderpfleger oder Quereinsteiger aus anderen Berufen. Zwar zählen zu den Fachkräften im engeren Sinne Sozialpädagogen, Erzieherinnen, Kindheitspädagogen, Heilpädagogen oder Heilerzieher, doch die Definition variiert zwischen den Ländern erheblich. Die Bertelsmann Stiftung kritisiert, dass der Fachkraft-Begriff aufgeweicht werde. Es zeichne sich eine «De-Professionalisierung» ab, die zu einer strukturellen Absenkung des Qualifikationsniveaus führe.

Die Studienautorinnen warnen vor den Folgen: Eine schleichende Normalisierung niedrigerer Standards könne die Qualität der pädagogischen Arbeit, die Entwicklung der Kinder und die gesellschaftliche Anerkennung frühkindlicher Bildung beeinträchtigen. Erste Hinweise deuteten bereits auf konkrete Auswirkungen hin. Gründe seien vor allem Kostendruck – da weniger qualifizierte Kräfte günstiger sind – und der Mangel an ausgebildetem Personal.

Auch die Gewerkschaft Verdi übt Kritik. Die Beschäftigten seien enorm belastet, weil oft zu wenige Fachkräfte für zu viele Kinder verantwortlich seien, erklärte Martina Meyer, Vorsitzende des bayerischen Verdi-Landesvorstands für Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit. Ihre Kollegin Manuela Dietz betonte, die Unterschiede innerhalb Bayerns zeigten, wie stark die Kassenlage einzelner Kommunen die Betreuungsqualität beeinflusse. Es brauche deshalb dauerhaft wirksame Entlastung der Kommunen, forderte sie.

Die Bertelsmann Stiftung verlangt von Bund und Ländern einheitliche Standards bei der Definition des Fachkraftstatus sowie langfristige Investitionen in die Qualität der frühkindlichen Bildung. News4teachers / mit Material der dpa

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