Wie viel Freiheit braucht das Lernen? Streitgespräch heute (18 Uhr) live

54

BONN. Freiheit in der Schule ist immer ein Balanceakt. Sie kann der Schlüssel für Motivation und Selbstständigkeit sein, aber auch die Ursache von Überforderung. Das gilt für Schülerinnen und Schüler wie auch für die Institution Schule. Genau mit diesem Spannungsfeld hat sich auch der Bürgerrat Bildung und Lernen beschäftigt. Sein Fazit: Bildung braucht mehr Freiräume. Am 11. September um 18 Uhr wird diese Empfehlung erstmals öffentlich diskutiert – live im Bürgerrat-Talk. Seien Sie dabei!

Weiter Horizont? (Symbolbild.) Illustration: Shutterstock

Lernen in der Schule bewegt sich immer zwischen zwei Polen. Auf der einen Seiten stehen die Vorgaben, welche grundlegenden Kompetenzen Schülerinnen und Schüler erwerben sollen. Auf der anderen Seite existiert gleichzeitig die Erwartung, dass die jungen Menschen eigene Interessen entwickeln und ihre Potenziale entdecken. Ebenso sehen sich die Schulen der zweigeteilten Herausforderung gegenüber, innerhalb der engen gesetzlicher Rahmenbedingungen den Bedürfnissen der Lernenden gerecht zu werden. Angesichts dieser Gegensätze stellt sich die Frage: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?

In vielen, teils hitzigen Diskussionsrunden hat der Bürgerrat Bildung und Lernen eine Empfehlung hierzu erarbeitet: Lernende sowie Schulen selbst sollen mehr Freiräume bekommen, etwa um den Lernprozess, aber auch die Lerninhalte individueller gestalten zu können und mehr Mitbestimmung zu ermöglichen. So sollen weniger Pflichtinhalte im Lehrplan Platz für persönliche Interessen und Stärken der Schülerinnen und Schüler schaffen. Dahinter steckt die Überzeugung, dass Freiheit im Bildungsprozess die Chancengerechtigkeit verbessert.

Der Vorstoß des Bürgerrats birgt das Potenzial das Bildungssystem grundlegend zu verändern. Am 11. September wird er erstmals öffentlich diskutiert – in der zweiten Runde des neuen Bürgerrat-Talks „Bildung und Lernen im Dialog“. Von 18 Uhr bis 19 Uhr debattieren prominente Stimmen aus der Bildungsdebatte unter dem Titel „Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Brauchen Schulen mehr Freiheiten?“ über Vor- und Nachteile.

Von links: Prof. Dr. Anke Langner, Jürgen Böhm, Silvia Mehlich. Fotos: privat, VDR, Montag Stiftung Denkwerkstatt

Mit dabei sind:

  • Dr. Anke Langner, Professorin an der TU Dresden und Projektleiterin der Universitätsschule Dresden – der wohl spannendste Schulversuch in Deutschland,
  • Jürgen Böhm, Staatssekretär im Bildungsministerium Sachsen-Anhalt (und ehemaliger Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer),
  • Silvia Mehlich, Mitglied im Bürgerrat Bildung und Lernen.

Die Moderation übernimmt News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek. News4teachers ist Medienpartner. „Die Frage nach mehr Freiheit im Bildungssystem berührt nicht nur pädagogische Details, sondern das Selbstverständnis von Schule überhaupt“, so Priboschek. „Es geht darum, ob wir Schülerinnen und Schüler stärker als Gestalter ihres Lernens begreifen. Die Debatte ist damit mehr als ein theoretischer Streit. Sie entscheidet darüber, wie Schulen morgen arbeiten. Genau deshalb braucht es eine breite öffentliche Debatte. Ich freue mich auf eine überaus spannende Diskussionsrunde.“

Die Diskussionsrunde ist live online zu verfolgen (Zugang gratis). Seien Sie dabei! Im begleitenden Chat können Zuschauerinnen und Zuschauer auch kommentieren und Fragen stellen.

Termin: 11. September 2025, 18 Uhr, online auf Youtube – hier geht es hin:

Die Debatte über Freiheit in der Bildung ist das zweite Streitgespräch der Reihe „Bildung und Lernen im Dialog“ (der Bürgerrat hat insgesamt 19 Empfehlungen vorgelegt): Bereits am 26. August ging es in der Auftaktveranstaltung um den Sinn von Ziffernnoten (die Aufzeichnung finden Sie hier), im Oktober folgt eine Diskussion über Hausaufgaben, ehe am 21. und 22. November in Berlin die große Bürgerrats-Konferenz stattfindet – mit einem Live-Talk zur Frage, wofür ein gegliedertes Schulsystem eigentlich steht.

Die Montag Stiftung Denkwerkstatt richtet die Online-Gesprächsreihe aus. Ziel der Diskussion: Die Empfehlung des Bürgerrats mit Fachleuten und Betroffenen sachlich zu beleuchten – aus unterschiedlichen Blickwinkeln. News4teachers

Bürgerrat-Talk über Schulnoten: Gerechter bewerten – oder bewährtes System behalten?

 

 

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

54 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Realistin
1 Monat zuvor

Da passt das Konzept definitiv rein:
4-Tage Woche
30 % Homeschoolinganteil
mehr Freiheit & Flexibilität für alle und die Lehrer

Thomas
1 Monat zuvor
Antwortet  Realistin

gerne 🙂

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Realistin

Und täglich Freibier!!!

Tanya
1 Monat zuvor
Antwortet  Realistin

sehr gute Idee
4 Tage Woche muss endlich klappen

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Tanya

…….und natürlich gibt es dann zur Arbeitsentlastung der Lehrpersonen auch noch frei organisiertes Lernen mit diversen Lernmaterialangeboten ab der ersten Klasse. Das wird schön werden, gell.

Betroffener Lehrer
1 Monat zuvor
Antwortet  AvL

Vielleicht auch einfach zur individuellen Förderung. Gell?
Individuelle Betrachtung scheint bei Ärzten ja leider überflüssig zu gelten. Gell?!

AvL
1 Monat zuvor

Einfach mal die Erstklässler machen lassen- und das bringt ja auch ganz tolle Schriftergebnisse hervor , daran die Eltern sich wohl sehr erfreuen mögen, denn spätestens nach der dritten Klasse wird es richtig interessant.
Warum wohl schneiden Kinder ohne eine häusliche Unterstützung mit diesen netten Methoden sehr viel schlechter im Schriftspracherwerb und im Lesen ab als häuslich geförderte?

AvL
1 Monat zuvor

Eine kritische Selbstreflexion stellt sich gewiss anders dar, als es dieser “nette” Lehrer hier nachfolgend im Link darzustellen versucht, um seine Methodik zu bewerben. Eine sichere Schreibvermittlung mit ergebnisorientierten Schreibweisen am Wortstamm-Prinzip und der sprachlichen Herkunft orientiert, führt eben zu einer schnelleren Automatisierung. https://www.beobachter.ch/arbeit/bildung/mehr-gelassenheit-ware-angebracht-269393?srsltid=AfmBOoq-Is5a7mgJD7NCLCjVP7dQJN6pSqWUn6iofOfDB3SscCfzMqCS

AvL
1 Monat zuvor

Unstrukturiert in den Lernalltag eigen initiativen Lernens, einfach zieldesorientiert eigene Potenziale selbst entdeckend suchen. Wenn das mal gut geht. Hört sich nach Elfenbeinturmpädagogik an.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  AvL

Ist ein Scherz, gell?

AvL
1 Monat zuvor

Warum nicht ? Ironie findet ihren Weg .

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  blau

Tja, seit diesem Schuljahr sind alle Förderstunden in Kleingruppen vom Land NRW kassiert worden. Gefördert darf nur noch im Klassenverband werden…..das Zauberwort heißt Differenzierung und individuelle Aufgabenstellungen….

Ich_bin_neu_hier
1 Monat zuvor

“Gefördert darf nur noch im Klassenverband werden…..”

Ein Schelm, wer “Einsparungen” dabei denkt…

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Nein, nein, maximale Förderung ist nur in möglichst heterogenen Gruppen wirksam, in denen möglichst viele Schüler von möglichst vielen anderen mit möglichst unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen lernen!

(Habe ich mir das jetzt ausgedacht oder stand das in irgendeiner Studie? Langsam komme ich durcheinander…)

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Sie haben leider die kreativen Schreibmöglichkeiten der Schreibanfänger der ersten Klasse ausreichend zu würdigen, die , gestützt auf die bebilderten Anlauttabellen im Anfangsunterricht der ersten Klasse, eine kreative Anwendung finden und unendlich viele Ausdrucksmöglichkeiten den Kindern bieten, gesprochene Wörter in ein Schriftsystem mit lateinischen Buchstaben zu überführen.

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  AvL

Ganz davon abgesehen, dass mein Kommentar nicht ohne Ironie auskommt, vergaß ich doch im ersten Satz das Verb “vergessen” hinter leider einzufügen.

dickebank
1 Monat zuvor

Muss man off-shore auch Binnendifferenzieren oder gilt das nur on-shore?

Ich frag für die drei Küstenstaaten und HH mit seinem Außenposten Neuwerk.

Betroffener Lehrer
1 Monat zuvor

Bürgerrat.
Wenn Leute ohne Ahnung endlich mal wichtig werden.
Die Konsequenzen müssen ja die anderen/die Profis ausbaden.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich finde die Idee Bürgerräte zu haben, um Demokratie zu stärken, auch schön. Allerdings sollte man den Teilnehmenden VORHER verraten, was eigentlich von den Rahmenbedingungen her genau möglich ist. Auch sollten die beratenden Fachleute divers aufgestellt sein und eben diese Rahmenbedingungen auch im Kopf haben.
Wenn hier über den Bürgerrat Bildung berichtet wird, dann könnte man annehmen, dass das nicht so ist.

Schaut man sich die Bedingungen in Schulen einmal an und was in Deutschland gerade so passiert, dann kann man nur den Kopf schütteln, was viele Ideen Bildung betreffend angeht.
Und da von den Vorschlägen nichts umgesetzt wird bzw. wenn, dann nur so, dass man Geld einsparen kann, dann wird bald niemand mehr an diese Bürgerräten teilnehmen, weil ja nichts umgesetzt wird.
Man muss den Menschen vorher reinen Wein einschenken und sie nicht einfach drauflos wünschen lassen.
Das gilt allerdings generell für Politik, finde ich. Daran krankt es aber jetzt bereits oft. Bürgerräte, in denen man “Wünscht euch was, egal, was es kostet” betreibt, sind mMn nicht sinnvoll.
In Irland scheint man das insgesamt besser im Blick zu haben, wenn man sich die Referenden anschaut, die aus den Bürgerräten hervorgegangen sind.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Rahmenbedingung:
16 Bundesländer entscheiden einzeln für ihr Bildungssystem.
Es ist nur begrenzt Geld vorhanden.
Es ist nur begrenzt Personal vorhanden.
Gebäude sind auf ein bestimmte Art gebaut.
Es sind die Schulträger, die für die Ausstattung verantwortlich sind.

Mir ist nicht bekannt, dass man über DIESE Rahmenbedingungen beraten hat.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Sehr viel.
Finden Sie das nicht etwas weltfremd, wenn Sie das fragen müssen?

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Wie gesagt … Tut mir leid, aber Ihnen muss doch klar sein, dass es die Forderungen betreffend rot-rot-grüner Landes-und Bundesregierungen bedarf.
Und danach sieht es derzeit fast nirgends aus.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Warum sollte eine von der Union angeführte Regierung die Arbeitsbedingungen nicht ändern können oder wollen?

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Rot/rot/grüne Landeregierungen gibt es aktuell zwar nur noch in 1 Bundesland, aber rot/grün oder rot/rot regieren aktuell in mehreren Bundesländern.

Allerdings zeigt die Erfahrung, dass Politiker*innen sich nach Wahlen oft sehr flexibel zeigen, wenn sie von der Wirklichkeit umzingelt werden.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Stimmt, alle Bundesländer werden gerade von Rot-Grün regiert.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich glaube da liegen Sie falsch. Das wäre ja nicht mal in Norddeutschland so, weil in SH bekannterweise schwarz/grün regiert.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Doch, alle. Auch in Österreich.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Das das geht, wenn der Wille da ist, sieht man an Beispielen in verschiedenen Bundesländern. An Gemeinschaftsschulen in BW wären demnach Noten nur in Abschlussklassen verpflichtend, Schulen in Hamburg dürfen bis einschließlich Klasse 8 auf die Notenvergabe verzichten, an Gemeinschaftsschulen in Schleswig Holstein können Noten in den Jahrgangsstufen 5 bis 7 durch Berichtszeugnisse oder Portfolio basierte Zeugnisse ersetzt werden, wenn die Schulkonferenz das so beschließt usw, usw.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Und was fordern die meisten Eltern und die Kinder? Richtig: Noten. Für bildungsferne Familien, die nur diese Berichte erhalten, müssen wir die “Übersetzer” spielen, da viele gar nicht verstehen, was genau ausgedrückt werden soll. Und am Ende steht immer die Frage: “Ja und welche Note ist das jetzt?”

potschemutschka
1 Monat zuvor

Man könnte ja alle Schulen verpflichten, diese Zeugnisse in “einfache Sprache” zu übersetze oder, noch besser, diese gleich in einfacher/verständlicher Sprache zu verfassen.
https://www.leicht-gesagt.de/?msclkid=167de0086d2f1931b8b088b5a19c379f
Das wäre mal ein echter Beitrag zu Inklusion/Integration, denn dann würden Eltern mit LRS, wenig gebildete (die kein elaboriertes Deutsch beherrschen) und Nicht-Muttersprachler von der Teilhabe am Bildungssystem nicht mehr ausgeschlossen und könnten ihre Kinder besser unterstützen.

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Aber eben nicht durchgängig und an allen Schulformen. So viel zum politischen Willen.

mama51
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ach! ☹️

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Stimmt.

Und deren Ahnungslosigkeit zu bennen auch.

Circle of life.

Pauker_In
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Der Bürgerrat wurde nicht demokratisch gewählt.

Canishine
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Einflussmöglichkeiten ergeben sich aus dem Medienecho, das ein Bürgerrat oder auch eine andere Gruppierung bekommt.
Verglichen mit einem typischen Lehrerkollegium oder einer Schulkonferenz ist die gesellschaftliche Einflussnahme (oder, wenn Sie wollen „Macht“) des Bürgerrats Bildung ziemlich hoch.

Harald
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Was ist an Räten demokratisch? Standen diese Räte zur Wahl?

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Das ist eben der große Nachteil der Demokratie, die Ahnungslosigkeit vieler Wählerinnen und Wähler.

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Nein, will ich nicht.
Ich will mehr politische Bildung und viel mehr Kenntnisse über politische Zusammenhänge. Der Erfolg.der AfD beruht doch auch auf den sehr lückenhaften Kenntnissen weiter Teile der Bevölkerung.

Tony
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Liebe Redaktion
Es ist nicht demokratisch, wenn nicht gewählten Personen Macht eingeräumt wird, Dinge maßgeblich zu verändern

Wir wählen dazu bereits ein Parlament , welches durch das Volk legitimiert ist
Die Legitimation von Bürgerräten ist durchaus kritisch zu sehen

DerechteNorden
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Tony zeigt hier anschaulich, was viele Menschen, die sich nicht informieren, mit Bürgerräten verbinden. Das ist so gesehen leider wieder Wasser auf die Mühlen derjenigen, die meinen, in Deutschland gäbe es keine Demokratie mehr, weshalb man die AfD wählen müsse.
Im Prinzip müsste man genau diese Leute in die Bürgerräte bringen.