KLEVE. In den vergangenen Wochen ist die Polizei im Kreis Kleve wiederholt zu Schulen ausgerückt – der Grund: anonyme Drohungen, die Amokläufe oder andere Gewalttaten ankündigten. Zwar sei es in keinem der Fälle zu einer akuten Gefahrenlage gekommen, doch die Kreispolizei reagiert nun mit einem eindringlichen Appell. In einem offenen Brief macht sie unmissverständlich klar: Auch die bloße Androhung einer Straftat ist eine Straftat.

„Wir müssen reden“, beginnt die Polizei Kleve ihr Schreiben. Anlass seien Vorfälle, die zu umfangreichen Polizeieinsätzen und intensiven Ermittlungen geführt hätten. „Ob als E-Mail, als Zettelchen, als Schmiererei auf der Schul-Toilette oder als Anruf – auch die Androhung einer Straftat ist eine Straftat!“, betont die Behörde. Was manche als „gedankenlosen Scherz“ betrachten könnten, sei „alles andere als lustig“.
Die Polizei schildert drastisch die Folgen solcher Drohungen: „Mit der Androhung einer Gewalttat werden Bilder von hochdramatischen Ereignissen in unseren Köpfen erzeugt, die mit unermesslichem Leid für die Betroffenen und deren Angehörigen oder gar mit dem Tod einhergehen: Menschen, die verletzt werden oder ihr Leben verlieren! Eltern, die erfahren, dass ihr Kind nicht mehr nach Hause kommt! Bilder von abgesperrten Schulhöfen, die zu Tatorten geworden sind! Klingt das lustig? Die Antwort sollte klar sein.“
Kein Verständnis für „Scherze“
Dass sich Schülerinnen und Schüler herausreden könnten, es habe sich nur um einen Spaß gehandelt, lässt die Polizei nicht gelten: „Eine in Worte gefasste Androhung auf (kindliche) Unwissenheit zu schieben, wird der Tragweite der Handlung zudem nicht gerecht.“ Gerade sogenannte Nachahmer, die hoffen, mit ihrer Aktion einen Tag schulfrei zu provozieren, dürften nicht auf Nachsicht hoffen.
Auch wenn unter 14-Jährige strafrechtlich noch nicht belangt werden könnten, werde man die Vorfälle nicht als Bagatellen abtun. „Im Gegenteil: Wir halten uns die Möglichkeit offen, den Verursachern die entstandenen Kosten für den Einsatz in Rechnung zu stellen.“ Die Polizei stellt klar: „Mit der Androhung einer Straftat einen Polizeieinsatz auszulösen, darf nicht zum Trend werden!“
Appell an die Eltern
Besonders richten die Beamten ihren Blick auf die Familien: „Wir appellieren daher auch an die Erziehungsberechtigten: Sprechen Sie mit Ihren Kindern! Erklären Sie ihnen, wo die Grenze von einem witzigen, harmlosen Streich zu einer Straftat liegt. Denn, liebe Eltern, es sollte auch in Ihrem Interesse sein, dass unsere Einsatzkräfte nicht unnötig wegen fingierter Bedrohungslagen gebunden sind und damit an anderer Stelle fehlen, wo sie wirklich gebraucht werden!“
Am Ende des Briefes heißt es: „Wenn Sie diesen Beitrag bis zum Ende gelesen haben, bedanken wir uns für Ihre Aufmerksamkeit. Ihre Polizei im Kreis Kleve.“
Hintergrund: Zunahme falscher Drohungen
Nach Angaben des WDR wird die Polizei im Kreis Kleve immer häufiger zu Schulen gerufen, weil ein Attentat oder ein Amoklauf angedroht wird. Auch wenn sich bislang keine der Drohungen als real herausgestellt hat, bedeutet jeder Einsatz für die Einsatzkräfte einen enormen Aufwand – und löst gleichzeitig Ängste bei Eltern, Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern aus.
Die Polizei macht deutlich: Für solche „Scherze“ gibt es kein Verständnis. News4teachers
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