MÜNCHEN. Zum Weltlehrertag am 5. Oktober weist der Bayerische Philologenverband (bpv) auf den hohen Wert von Teilzeitarbeit an Schulen hin – und stellt sich damit gegen eine wachsende öffentliche Kritik. In Zeiten des Lehrkräftemangels, so der Verband, werde oft übersehen, dass gerade das Zusammenspiel von Teilzeit- und Vollzeitlehrkräften entscheidend für die Stabilität und Qualität des Unterrichts sei.

„Teilzeitlehrkräfte bieten eine entscheidende Flexibilität im Personaleinsatz“, heißt es in der Stellungnahme des bpv. Sie ermöglichten es Schulleitungen, kurzfristig auf Veränderungen bei Schülerzahlen oder auf spezielle Bedarfe in einzelnen Fächern zu reagieren. Fällt eine Lehrkraft unerwartet aus, könne der Unterricht häufig durch Aufstockungen von Teilzeitstellen abgesichert werden. Diese Anpassungsfähigkeit sei „in einem sich ständig wandelnden Bildungsumfeld nicht gering zu schätzen“.
Mehr Köpfe, geteilte Verantwortung
Der Verband weist außerdem darauf hin, dass Teilzeit sich in erster Linie auf die Zahl der Unterrichtsstunden bezieht – viele schulische Aufgaben aber „unteilbar“ seien. So könne etwa die Klassenleitung auf zwei Lehrkräfte verteilt werden, wenn mehr Kolleginnen und Kollegen an einer Schule tätig sind. Auch bei Projekten, Arbeitskreisen oder zusätzlichen Aufgaben entlaste eine größere Zahl von Lehrkräften das Kollegium insgesamt.
Eine Lehrkraft in Teilzeit schildert die Situation so: „Außerunterrichtliche Tätigkeiten in den Schulen werden auch von den Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit getragen, so zum Beispiel die Begleitung von Schülerfahrten und Exkursionen. Verbeamtete Lehrkräfte in Teilzeit erhalten dabei nur das Teilzeitgehalt, obwohl sie während der Zeit voll und wohl sogar darüber hinaus im Einsatz sind. Trotz dieser schwer nachvollziehbaren Ungerechtigkeit übernehmen wir diese Zusatzaufgaben zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler.“
Engagement trotz Ungleichbehandlung
Der bpv betont, dass Teilzeitlehrkräfte seit Jahren überproportional zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs beitragen. Zuletzt hätten sie – insbesondere an den bayerischen Gymnasien – wesentlich geholfen, den sprunghaften Anstieg der Schülerzahlen durch den vollausgebauten neunjährigen Bildungsgang (G9) abzufedern.
„Der Aufruf zum freiwilligen Aufstocken wurde in den Lehrerzimmern gehört und ernst genommen. Kurz nach Beginn des Schuljahres dann zu hören, dass jetzt trotzdem eine gesetzliche Verpflichtung kommen soll, macht wütend und lässt einen traurig zurück“, zitiert der Verband eine betroffene Lehrkraft. Hintergrund: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte unlängst Einschränkungen für Lehrkräfte angekündigt, die in Teilzeit arbeiten – obwohl zuvor etliche Betroffene freiwillig ihre Arbeitszeit erhöht hatten (News4teachers berichtete).
bpv-Vorsitzender Schwägerl: „Beide Gruppen sind unverzichtbar“
Für den bpv-Vorsitzenden Michael Schwägerl steht fest: „Vollzeitlehrkräfte und Teilzeitlehrkräfte nebeneinander sind unverzichtbar für eine moderne und resiliente Schule. Beide Gruppen tragen maßgeblich zur stabilen Unterrichtsversorgung und somit zum Lernerfolg der bayerischen Schülerinnen und Schüler bei.“
Der Verband fordert daher mehr Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit von Teilzeitbeschäftigten – gerade am Weltlehrertag, der weltweit auf die Bedeutung von Lehrkräften für Bildung und Gesellschaft aufmerksam macht. News4teachers
“Es trifft vor allem Mütter”: Söder kündigt Teilzeit-Einschränkungen für Lehrkräfte an