Studie: Immer noch zu wenig Männer in der Frühpädagogik

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HALLE. Trotz zunehmender Akademisierung arbeiten in der Frühpädagogik immer noch überwiegend Frauen, stellt eine aktuelle Studie der Universität Halle-Wittenberg fest. Das ist bemerkenswert, schreiben die Autoren, denn man hatte sich von der seit 2004 stattfindenden Teilakademisierung erwartet, dass damit das Beschäftigungsfeld auch für Männer attraktiver wird.
Seit 2004 gibt es frühpädagogische Studienangebote an Hochschulen – mittlerweile rund 90 Angebote an 80 Hochschulen. Damit reichen die Ausbildungswege und -abschlüsse in diesem Bereich von der Berufsfachschule bis zum universitären Master. Ein Ziel der Teilakademisierung der Frühpädagogik war, dass sich mehr Männer entscheiden, dort tätig zu werden. Kinder, so das Ziel, sollen im vorschulischen Bereich Rollenvorbilder beiderlei Geschlechts erleben können. Das Ziel ist offenbar verfehlt.
Bisher führte die akademisierte Variante einer frühpädagogischen Ausbildung dazu, dass die ohnehin schon niedrigen Männeranteile in den Berufsfachschulen und in den Fachschulen für Sozialpädagogik nochmals halbiert wurden. Während an den beruflichen Schulen, die zur Erzieherin/zum Erzieher oder zur Kinderpflegerin/zum Kinderpfleger ausbilden, rund 15 Prozent der Ausgebildeten Männer sind, immatrikulieren sich in den Hochschulstudiengängen bisher nur 8 Prozent Männer.
Darüber hinaus bietet die Studie einen Gesamtüberblick zur Präsenz beider Geschlechter in den verschiedenen frühpädagogischen Tätigkeitsfeldern:

Wird das komplette Spektrum an beruflichen Rollen in der Frühpädagogik betrachtet, dann fällt zunächst auf: Auf allen Qualifikations- und Hierarchieebenen des frühpädagogischen Bereichs dominieren die Frauen quantitativ. Diese weibliche Dominanz streut, je nach Position, zwischen 56 und 97 Prozent.
Obwohl die frühpädagogischen Ausbildungen im berufsbildenden Bereich zu etwa 15 Prozent von Männern wahrgenommen werden, landen von diesen nur rund 3 Prozent in der Gruppenarbeit mit Kindern unter sechs Jahren. Im Bereich der frühpädagogischen Leitungs- und Anleitungsfunktionen aber ist der Männeranteil deutlich höher als in der unmittelbaren Gruppenarbeit. Besonders auffällig ist hier die Leitungsebene von Einrichtungsträgern mit einem Männeranteil von 44 Prozent. Ebenso ist im Bereich der Lehrenden an Berufsfachschulen, Fachschulen für Sozialpädagogik und Hochschulen der Männeranteil vergleichsweise hoch. Allerdings dominieren auch dort quantitativ die Frauen.

Geschlechteranteile in der Frühpädagogik nach Positionen. (Grafik: Universität Halle-Wittenberg)
Geschlechteranteile in der Frühpädagogik nach Positionen. (Grafik: Universität Halle-Wittenberg)

Im Hochschulbereich gelingt derzeit der Aufstieg von der wissenschaftlichen Mitarbeiterposition zur Professur deutlich mehr Männern als Frauen. Auffällig aber ist: Der Frauenanteil bei den Universitätsprofessuren liegt um zehn Prozentpunkte höher als bei den Professuren an Fachhochschulen und Berufsakademien. Damit gilt ein in vielen anderen Fächern verbreitetes Muster hier nicht: In der Frühpädagogik werden die höherwertigen Professuren nicht umstandslos von deutlich mehr Männern erklommen, während Frauen eher Chancen auf FH-Professuren haben. Vielmehr sind Frauen im Wettbewerb um Universitätsprofessuren erfolgreicher als bei den FH-Professuren. (nin)

(30.5.2012)

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