Mißhandlungen? Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Tagesmütter

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MAGDEBURG. Erhärten sich die Vorwürfe, dann wäre es ein Skandal: Zwei Tagesmütter sollen Kinder in ihrer Obhut mißhandelt haben. Sind die zunehmend berufsfremden Personen in dem Beruf ein Problem für die Betreuungsqualität?

Zwei Tagesmütter sollen in Magdeburg ihnen anvertraute Kinder misshandelt haben. Gegen sie wird wegen Körperverletzung ermittelt. Zudem wird ihnen Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch weiter sagte. Bei den beiden Verdächtigen handele es sich um Mutter und Tochter. Nähere Angaben – etwa wann und wo sich die Vorfälle abgespielt haben sollen und wie viele Fälle es waren – wollte der Sprecher mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht machen.

Nach Informationen des MDR Sachsen-Anhalt sollen die Tagesmütter unter anderem Kleinkinder gezwungen haben, Erbrochenes zu essen. Zudem sollen sie ihren Schützlingen nasse Windeln ins Gesicht gedrückt haben. Drei junge Frauen, die als Aushilfen für die Tagesmütter gearbeitet hatten, hätten die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Sozialminister Norbert Bischoff (SPD) äußerte sich erschrocken und betroffen zu den bekanntgewordenen Vorwürfen. «Ich setze auf eine schnelle und lückenlose Klärung», sagte er.

In Sachsen-Anhalt gibt es nach Angaben des Ministeriums 133 Tagespfleger für Kinder, betreut werden etwa 580 Jungen und Mädchen. Weitaus mehr Kinder werden in den 1900 Kindertagesstätten umsorgt, insgesamt 134 500 Kinder von 14 300 pädagogischen Fachkräften. Der Minister will die Standards zur Tagespflege-Fortbildung auf den Prüfstand stellen.

Ursprünglich sei diese Arbeit ein Betätigungsfeld für ehemalige Kita-Erzieherinnen gewesen. Zunehmend sei dies aber nun auch ein Markt für völlig berufsfremde Personen, erklärte Bischoff. Im neuen Kinderfördergesetz von Sachsen-Anhalt solle festgelegt werden, dass Tagesmütter immer mit einer Kindertagesstätte zusammenarbeiten und dort auch weitergebildet werden müssen.

Tagesmütter kümmern sich um die Betreuung von Jungen und Mädchen unter drei Jahren. In der Regel betreut eine Tagesmutter eine kleine Gruppe von Kindern bei sich zu Hause oder im Haushalt der Eltern. Nach Angaben des Bundesverbandes für Kindertagespflege (Berlin) muss man für eine Arbeit als Tagesmutter eine Erlaubnis haben. Diese werde beim Jugendamt beantragt, wie es auf der Internetseite des Verbandes heißt. Voraussetzung seien eine entsprechende Qualifikation, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis und ein Gesundheitsnachweis. dpa

(17.10.2012)

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Bärin
11 Jahre zuvor

Ich bin selbst Tagesmutter und finde es sehr gedenklich
solche Vorwürfe, die noch in den Ermittlungen stecken, zu veröffentlichen. Die Kindertagespflege wird dadurch in kein gutes Licht gerückt und Eltern verunsichert. In Kindertageseinrichtungen (Kitas) passieren auch solche Übergriffe (leider) auf Kinder. Sicher ist das ein Skandal, aber ich finde es nicht gut, Mütter, denen es selbst nicht leicht fällt ihr „Liebstes“ im alter von einem Jahr abzugeben, durch solche Schlagzeilen, noch mehr zu verunsichern.
Langjährigen Tagesmüttern sollte die Ausbildung als Erzieher ermöglicht werden, was ohne passenden Schulabschluss noch immer nicht möglich ist.
Statt dessen werden wir als „dumme Hausfrauen“ dargestellt, und das bei einem Verdienst von 3,-Euro/pro Stunde brutto. Ich finde diese Tätigkeit ist nicht besonders wertgeschätzt. Da braucht es bestimmt nicht auch noch solche Schlagzeilen, die noch nicht mal erwiesen sind!

Kleeblatt
11 Jahre zuvor

Es ist einfach unfassbar, dass Kinder von Erziehrinnen, Tagesmüttern oder Babysittern misshandelt oder schlecht behandelt werden.

Solchen Vorwürfen sollte man nachgehen und auch die Öffentlichkeit darüber informieren – sollen die Kinder etwa noch solange betreut werden von solchen Personen, bis es endgültig bewiesen ist oder nicht?!

Ich empfinde es selbst als schwer mein Kind abzugeben, aber wenn die Kinder gut betreut werden ist es absolut förderlich,wenn ein Kind eine Kita besuchen kann oder auch von einer Tagesmutter betreut wird.Als berufstätige Person lässt sich ja auch nur so der Alltag meistern, wenn man sein Kind in professionelle und vertrauensvolle Hände geben kann.
Natürlich ist es eine Herausforderung sich um viele Kinder zu kümmern, sie zu fördern und ihnen Zuneigung zu geben, wenn die Eltern der Arbeit nachgehen müssen, es muss Konsequenz gezeigt werden und auch eine Zurechtweisung gehört dazu, aber ein Kind anzuschreien, ihm volle Windeln ins Gesicht zu halten oder ihm das (aus welchen Gründen [Krankheit?! ]auch immer) erbrochene Essen wieder unter Zwang zum Essen zu geben ist einfach untragbar!
Wer sich an kleinen wehrlosen Kindern vergreift ist einfach das Letzte! Kinder sollten unseren Beschützerinstikt auslösen und nicht misshandelt werden.

Ich bin der Meinung, dass diese Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen sind – welchen Grund hätten die Aushilfen?!

Doris Rehrl
10 Jahre zuvor

Habe jetzt sämtliche Berichte gelesen-doch ich kann nicht so recht daran glauben, dass es wirklich so war!
Warum wiederspricht sich jetzt eine Zeugin???? Prozess wurde vertagt.
Warum haben die Eltern keine Verletzungen bei den Kleinen bemerkt??????? Nach diesen Taten müssen Verletzungen vorhanden sein, oder andere Auffälligkeiten Warum habendie Eltern dass nicht gemeldet.
Wenn die TM solch grausame Taten an den Kleinkindern ausgeübt haben, warum durften sie dann noch weiter Kinder betreuen. Nein da ist etwas nicht mehr in Ordnung!!!!!
Eine Mutter spricht jetzt ( Ihr Sohn ist jetzt 5 Jahre und war damals 1 Jahr) ihr Sohn habe erhebliche Stöhrungen unsw. Dass kann doch ALles nicht sein.
Ich bin schon der Meinung, dass hier etwas passiert aus Haß oder Neid oder auch Probleme auf dem Arbeitsplatz ( Praktikantin)
Doch wenn es nicht stimmen sollte, dann vernichtet man das Leben der beiden TM.