Start der Frankfurter Buchmesse: Was taugen E-Books?

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FRANKFURT. Eines der wichtigsten Themen der Buchmesse, die heute startet, sind in diesem Jahr die E-Books.  Denn wo die Musikindustrie ist, will der Buchmarkt erst noch hin. Machten online verkaufte Songs schon 2011 knapp 17 Prozent am Gesamtumsatz der Branche aus, hoffen die E-Books anbietenden Verlage, diesen Umsatzanteil 2015 zu erreichen. Auf der Buchmesse kann  man die Vor- und Nachteile der elektronischen Bücher begutachten.

2011 waren nur 1 Prozent der verkauften Publikumsliteratur E-Books – immerhin doppelt so viel wie noch 2010. Die Vorteile der E-Books sind eindeutig die folgenden: Volltextsuche, das Nachschlagen oder Übersetzen von Wörtern, digitale Notizen oder Lesezeichen und rund um die Uhr verfügbarer Lesestoff im Netz. Man kann im Prinzip seine gesamte private Bibliothek im Speicher des Lesegerätes mit sich herumtragen und jederzeit jeden Titel aufschlagen.

Neue Erzählformate sind multimedial und interaktiv. Die Verlage experimentieren derzeit vor allem im Kinderbuchbereich mit Apps oder E-Books im aktuellen EPUB-3-Standard, die zum Beispiel mit Audio oder Video angereichert werden können. Per Sprachausgabe könnte künftig jedes E-Book gleichzeitig zum Hörbuch werden. In Frankfurt demonstriert beispielsweise das belgische Unternehmen Acapela Text-to-Speech-Lösungen mit angenehmen Vorlesestimmen. «Vielleicht ist das schwarz-weiße E-Book nur ein Übergangsphänomen», sagt Kathrin Grün von der Frankfurter Buchmesse.

«Wir haben Sonderflächen, sechs Hotspots, auf denen sehr viele Start-ups und digitale Dienstleister ausstellen», sagt Grün. «Viele Verlage haben eigene Units gegründet für E-Books.» Manche dieser Geschäftsbereiche bringen Bücher sogar erst einmal nur digital heraus. Selbst die guten alten Reclam-Hefte gibt es beispielsweise seit kurzem als E-Books. 2011 erschienen nach einer Studie des Börsenvereins 42 Prozent der Neuheiten der E-Books anbietenden Verlage auch digital.

Aufbau auf der Frankfurter Buchmesse 2012. (Foto: Alexander Heimann/Frankfurter Buchmesse)
Aufbau auf der Frankfurter Buchmesse 2012. (Foto: Alexander Heimann/Frankfurter Buchmesse)

Das von den Verlagen hochgejubelte elektronische Produkt hat aber auch Nachteile. Im Gegensatz zu ausgelesenen Büchern kann man das E-Book kaum verleihen. Selbst wer das sogenannte Vollpreis-E-Books erwirbt steht vor Hürden. Laut dem Börsenverein schützen 61 Prozent der Verlage ihre E-Books per digitalem Wasserzeichen oder digitalem Rechtemanagement (DRM). Das Wasserzeichen schreckt wegen der Rückverfolgbarkeit vor einer Weitergabe ab. E-Books mit DRM lassen sich auf maximal sechs per Käufer-ID freigeschalteten Geräten lesen. So ist an E-Book-Weiterverkäufe auch wegen drohender Abmahnungen nicht zu denken – noch nicht.

Denn seit der Europäische Gerichtshof im Juli entschieden hat, dass mit Download-Software gehandelt werden darf, diskutieren Juristen, ob das Urteil auf E-Book- oder Musikdateien übertragbar ist. Medienrechtsexperte Christian Solmecke ist der Auffassung, dass E-Books wie gedruckte Bücher verkauft werden dürfen: «Digitale Güter müssen genau so behandelt werden wie materielle Güter», sagt der Anwalt. Klarheit werden erst künftige Urteile schaffen.

So ist das E-Book voraussichtlich weiterhin nur für eine bestimmte eng umgrenzte Zielgruppe interessant und wird das Buch kaum ersetzen. Die Messebesucher müssen sich jedoch nicht entscheiden: Auf der Buchmesse gibt es ja zum Glück beides.

Lehrer, Erzieher und Studenten können die Frankfurter Buchmesse auch an den Fachbesuchertagen zu erkunden. Nicht nur die aktuellen Lehrmedien können sie auf der Messe entdecken – auch zahlreiche Präsentationen, Diskussionsrunden und Vorträge widmen sich den Themen Bildung, Lehre und Lernen. Um die Buchmesse an den Fachmessetagen zu besuchen, müssen Lehrer und Erzieher sich als Fachbesucher registrieren. nin/dpa

Hier geht es zur Registrierung für Fachbesucher

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