STUTTGART. Ein unerfreuliches Weihnachtsgeschenk haben Baden-Württembergs Lehrer Kultusministerin Warminski-Leitheußer (SPD) präsentiert: ein Paket mit 7000 Unterschriften von Pädagogen gegen ihre Bildungspolitik. Ob es die Ministerin schafft, die Lehrerverbände jemals wieder auf ihre Seite zu ziehen?
Rund 7000 Lehrer an Grund-, Haupt-, Werkreal- und Realschulen haben ihrem Unmut über die Bildungspolitik der grün-roten Landesregierung bei einer Unterschriftenaktion Luft gemacht. Sie unterzeichneten eine Resolution des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) unter dem Motto «Gute Bildung kostet Geld!». Wie der Lehrerverband mitteilte, wenden sich die Pädagogen gegen die geplanten Streichungen von 11 600 Lehrerstellen bis 2020. «Reformen vom Fließband bei viel zu knappen Ressourcen und unzureichend fortgebildetem Personal sind nicht vereinbar mit dem Anspruch junger Menschen auf verlässliche und qualitativ hochwertige Bildungsangebote», heißt es in der VBE-Mitteilung.
Das Kultusministerium verwies darauf, dass die Vorgängerregierung den Haushalt durch nicht ausreichend finanzierte Reformen im Kultusbereich, etwa die Senkung des Klassenteilers, sehr belastet habe. Das Kultusressort stehe besonders in der Verantwortung, da rund die Hälfte der Personalkosten des Landes auf diesen Bereich entfalle. Für einen Stellenabbau zum jetzigen Zeitpunkt schaffe der Rückgang der Schülerzahl ausreichend Spielraum.
Verbands-Sprecher Michael Gomolzig fügte hinzu, die Unterrichtsversorgung habe sich unter Grün-Rot weiter verschlechtert. So gebe es kaum noch Ergänzungsunterricht. Die dafür eingeplanten Stunden würden für Krankheitsvertretungen benötigt. Es würden auch Stellen von Werkrealschulen ins Gymnasium umgeschichtet, monierte er. Ein Sprecher von Ministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) widersprach. Vielmehr sehe der Haushaltsplan 2013/2014 für das nächste Schuljahr die Umschichtung von 158 Stellen von den Gymnasien zu den Grund-, Haupt- und Werkrealschulen vor. Überdies sei der Pflichtunterricht an den Grundschulen, den Haupt-, Werkrealschulen und den Realschulen rechnerisch abgedeckt.
Gomolzig, dessen Verband 16 000 Mitglieder hat, zeigte sich zufrieden mit der Beteiligung an der Unterschriftenaktion. Nach anfänglicher Euphorie über den Regierungswechsel zu Grün-Rot herrsche in vielen Kollegien Resignation. dpa
(11.12.2012)
Zum Bericht: “Abbau von Lehrerstellen: GEW wirft Kretschmann Wortbruch vor”
