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Lehrer machen gegen schlechte Erziehung mobil

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MAINZ. Schüler, die aufgrund fehlender sozialer Kompetenzen oft verhaltensauffällig werden, gefährden zunehmend den Lernerfolg ihrer Mitschüler – meint jedenfalls der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR). Er hat deshalb jetzt in Rheinland-Pfalz einen Runden Tisch initiiert, der für eine bessere Erziehung einsetzen soll. Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht die Arbeit von Lehrkräften durch eine „grenzenlose pädagogische Gleichgültigkeit der Erziehungsberechtigten“ zunehmend belastet.

Kinder können ganz schön laut sein – auch im Unterricht. Foto: Greg Westfall / flickr (CC BY 2.0)

„Lehren und unterrichten in der Gruppe kann man nur, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden“, meint der rheinland-pfälzische VDR-Landesvorsitzende Bernd Karst. An dem Runden Tisch, zu dem der VDR gemeinsam mit der Landeselternschaft einlädt, sollen Ideen und Konzepte entwickelt werden, um eine funktionierende Erziehungspartnerschaft in Form von Netzwerken zu implementieren. Mit im Boot sind der Landeselternbeirat, die Lehrerverbände, die Landesschülervertretung, das Bildungs- und Jugendministerium sowie das Pädagogische Landesinstitut. Es sei dringend geboten, einen Dialog über Erziehungsziele im Elternhaus und in der Schule zu führen, sagt Karst.

„Wir können es uns nicht länger leisten, dass wertvolle Unterrichtszeit zu häufig durch permanentes Konfliktschlichten und Ermahnen verlorengeht. Wenn das nur fünf Minuten in jeder Unterrichtsstunde betrifft, fallen elf Prozent des Unterrichts aus. Dagegen ist das viel diskutierte strukturelle Unterrichtsdefizit vergleichsweise unbedeutend“, stellt VDR-Sprecher Wolfgang Häring fest. Es müsse in der Gesellschaft wieder ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass an allererster Stelle Eltern für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich seien. Und dass Schule Zeitressourcen brauche, um die wachsende Zahl von therapeutischen Gesprächen mit einzelnen Schülern sowie den konstruktiven Dialog mit den Eltern zu bewältigen.

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Der VBE schlägt in die gleiche Kerbe. „Völlig kostenneutral im Sinne eines besseren Arbeits- und Gesundheitsschutzes für Lehrer ließe sich Stress in der Schule spürbar abbauen, wenn Kinder wieder besser oder überhaupt von Eltern erzogen werden würden”, meint der baden-württembergische Landesvorsitzende Gerhard Brand mit Blick auf eine unlängst erschienene Studie des DGB, nach der Lehrer neben Bauarbeitern den stressigsten Beruf ausüben. Eine grenzenlose pädagogische Gleichgültigkeit der Erziehungsberechtigten und eine permanente mediale Reizüberflutung machen Lehrern und Schülern laut Brand die Arbeit im Unterricht unnötig schwer.

Lehrer müssten daher, bevor sie ihren eigentlichen Bildungsauftrag wahrnehmen können, erst einmal Basis-Erziehungsarbeit leisten, damit Unterricht überhaupt stattfinden und gelingen kann. “Dieser täglich Spagat zwischen dem eigenen hohen Anspruch an sich selbst und an einen effektiven Unterricht und der vorgefundenen Realität ist Stress pur und macht den Pädagogen das Leben unnötig schwer und sie letztendlich krank”, meint Brand. News4teachers

(12.2.2013)

Zum Bericht: “Nena mag das Wort Erziehung nicht”

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